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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Westen ging, kam sie unweigerlich zur Küste. Von da an konnte sie dann überlegen, in welche Richtung sie sich zu bewegen hatte. Südlich wie nördlich gab es Städte. Und südlich oder nördlich mußte an der hier vielfach gewundenen und ausgezackten Eisküstenlinie auch das Nomadendorf liegen. Und sehr, sehr weit konnte sie nicht entfernt sein, auch wenn sie es von ihrem Standpunkt aus nicht mehr sah.
    Aber würde sie den Weg schaffen?
    Die Schneekristalle begannen im Sonnenlicht zu glitzern. Und sie hatte keine Schutzbrille bei sich! Es bestand Gefahr, daß sie hier erblindete.
    Und was würde inzwischen mit Zamorra geschehen?
    Daß Captain York unter Umständen ein Suchkommando lossenden würde, half ihr wenig. Grönlands Schneeflächen sind riesig. Es blieb ihr allenfalls die Hoffnung, daß die Suchenden das ausbrennende Wrack des Hubschraubers sehen würde. Aber konnte sie es riskieren, so lange hier in der Nähe zu bleiben?
    Und wann würden die Soldaten kommen?
    Vielleicht war bis dahin alles zu spät.
    Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, als sie den dunklen Fleck im Schnee weit voraus sah. Sekundenlang setzte ihr Herzschlag aus.
    Der Tupilak!
    ***
    »Nichts, Sir«, sagte Sergeant Shaw. »Der Hubschrauber meldet sich nicht.«
    Captain York straffte sich. »Danke, Shaw«, erwiderte er und stiefelte hinüber zum Büro des Colonels. Der mußte gerade von draußen hereingekommen sein, weil er noch den schweren Fellparka trug und sich ein kleines Gläschen Bourbon einschenkte, um sich wenigstens innerlich wieder aufzuwärmen. Anschließend orderte er eine Kanne Kaffee.
    »Was ist los, Pete?«
    York berichtete. Die Miene des Colonels verfinsterte sich. »Ich könnte diesen Odinsson umbringen«, knurrte er. »Aber die Anweisungen sind eindeutig. Ein Kommando muß ’raus. Wollen Sie selbst fliegen, Pete?«
    York nickte grimmig.
    »Dann ist wenigstens ein Mann draußen, der seinen Verstand noch beisammen hat. Oh, Himmel, hoffentlich gibt das alles keine politischen Verwicklungen mit den Grönländern und Dänen. Wie stellt Odinsson sich das überhaupt vor? Wegen eines verdammten Europäers ganz Thule und halb Grönland in Aufruhr zu versetzen, und das alles für ein Hirngespinst.«
    Captain York zuckte mit den Schultern. »Ich nehme einen großen Kampfhubschrauber und zehn Mann. Das müßte reichen.«
    »Nehmen Sie lieber zwei Maschinen…«
    York schüttelte den Kopf. »Ich will nichts provozieren, verstehen Sie? So weit unten nimmt uns keiner mehr Übungsflüge ab. Da ist es besser, wenn wir etwas kleinere Brötchen backen.«
    »Wie Sie wollen, Pete. Starten Sie sofort. Ich werde diesem Odinsson berichten und drücke Ihnen die Daumen.«
    »Aye, Sir.« York berührte nachlässig die Dienstmütze mit zwei Fingern und verließ das Büro, ohne den Kaffee auch nur angerührt zu haben, den der Colonel für ihn mitbestellt hatte. In Gedanken sortierte er bereits durch, wer die zehn Trooper sein würden, die ihn zu begleiten hatten.
    Das Höllenfeuerchen, das er sich für diesen Zamorra und auch Odinsson wünschte, mußte verdammt heiß sein.
    ***
    Gut einen Kilometer draußen hielt die kleine Gruppe an. Der Schamane hob die Arme. »Hier soll es sein«, sagte er laut.
    Zamorra zerrte immer wieder an seinen Fesseln, aber er konnte sie nicht lösen. Die Schulterverletzung schränkte seine Beweglichkeit erheblich ein, weil jede heftigere Bewegung schmerzte.
    Vier Männer richteten einen großen Pfahl auf und rammten ihn mit kräftigen Hammerschlägen tief ins Eis. Vergeblich suchte Zamorra nach einer Chance, davonzukommen. Aber selbst wenn er sich hätte losreißen können – hier draußen hätten sie ihn sehr rasch wieder eingeholt. Er war durch die Verwundung geschwächt, die anderen dagegen frisch.
    »Ihr Narren«, murmelte er. »Ihr bindet den falschen an den Pfahl! Ihr solltet Shinan nehmen!«
    »Frevler!« knurrte einer der Innuit. »Dich rettet nichts mehr, Dämon.«
    Sie zerrten ihn zu dem Holzpfahl und banden ihn fest. Zamorra versuchte alle Tricks, damit sie die Fesseln nicht zu straff ziehen konnten.
    Aber sie kannten diese Tricks ebenfalls und verhinderten sie.
    »Gehen wir«, befahl der Schamane, als sie mit ihrer Arbeit fertig waren.
    »Der Tupilak wird sein Opfer von allein finden.« Er kicherte höhnisch, als er Zamorra ansah. In diesem Augenblick konnte Zamorra Shinans Gedanken lesen!
    Der Auftrag ist so gut wie erfüllt! Macht und Unsterblichkeit winkt mir! Und der Tupilak ist durch nichts zu

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