0279 - Die Bezwinger der Zeit
andere erneut.
„Tannwander", sagte Tannwander.
„Ha!" machte Bargo und grinste schief. „Das ist doch tatsächlich ein Witzbold. Wir nehmen ihn mit, Allors."
Allors packte Tannwander am Arm und wollte ihn in Richtung zum Polizeigleiter davonziehen.
Tannwander setzte ein Bein vor den Polizisten und stieß den Mann in den Rücken. Allors landete unsanft im Sand.
Bargo schaute einen Augenblick verwundert auf seinen Begleiter. Dann stürzte er sich auf Tannwander und packte ihn am Jackenaufschlag.
Tannwander kugelte ihm den Arm aus und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Bargo tanzte heulend um den immer noch benommenen Allors herum. Endlich hatte Allors seine Waffe gezogen. Er fuhr sich mit seiner Hand über das Gesicht und nickte drohend.
„Das genügt", sagte er. „Unerlaubter Waffenbesitz und Widerstand gegen die Staatsgewalt."
Tannwander lächelte. „Dachten Sie wirklich, ich wäre ohne meine Freunde gekommen?" fragte er und deutete zu den Gleitern hinüber.
Allors schüttelte den Kopf. „Du bist ziemlich schlau", sagte er. „Aber diesmal ziehen deine Tricks nicht."
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich seine Dienstmütze vom Kopf löste und langsam davon schwebte. Er starrte ihr mit offenem Mund hinterher. Tannwander der nicht weniger verblüfft war, fragte sich ob er anfing, unter Halluzinationen zu leiden.
Nun sah Bargo die Mütze seines Kollegen und begann von neuem zu jammern.
„Das hilft dir auch nichts", erklärte Allors, offenbar gewillt, den Jungen unter allen Umständen zu verhaften. „Los, zum Gleiter."
Der Wink mit der Waffe war unmißverständlich. Doch plötzlich bog sich der Lauf des Blasters nach hinten. Dann löste sich die Gürtelspange von Allors' Hose. Der Polizist ließ die Waffe fallen, als wäre sie glühend und faßte nach seiner Hose.
Tannwander sah mit aufgerissenen Augen zu. Ihm hatte es die Rede verschlagen.
Während Allors mit seiner Hose kämpfte, flüchtete Bargo zum Polizeigleiter.
„Wir kommen zurück!" schrie er. „Wir kommen mit Verstärkung."
Er stolperte über einen Felsen, der plötzlich vor ihm am Boden lag und arbeitete sich schimpfend ins Innere des Gleiters.
„Wer sind Sie?" stammelte Allors furchterfüllt und blickte Tannwander mit irren Augen an. Dann warf er sich herum und rannte zum Gleiter. Seine Mütze segelte in einem Abstand von einem Meter hinter ihm her.
Als der Gleiter endlich startete heulten seine Turbinen unregelmäßig. Die Maschine wäre fast gegen einen hochaufragenden Felsen geflogen. Sie wackelte bedenklich, als sie endlich an Geschwindigkeit gewann.
In diesem Augenblick sah Tannwander, wie eine Gestalt, die wie eine zu groß geratene Maus aussah von einem der beiden Gleiter herüberkam.
„He", rief die Gestalt mit piepsender Stimme.
In einem seltsamen Watschelgang kam das unheimliche Wesen näher. Tannwanders Gedanken wirbelten durcheinander. Er war fest davon überzeugt, einen Alptraum zu erleben.
„Eigentlich war nicht eingeplant, daß du mich sehen solltest", sagte die fremde Kreatur und blieb vor Tannwander stehen. Sie entblößte einen gewaltigen Nagezahn, dessen Größe in keinem Verhältnis zum übrigen Körper stand.
„Aber Andre Noir wird dir die Erinnerung an alles nehmen, bevor wir heute verschwinden", fuhr der kleine Unbekannte fort.
Allmählich flackerte in Tannwanders Bewußtsein Verstehen auf. Er deutete aufs Meer hinaus.
„Du gehörst zu ihnen, was?"
„Ich bin ihr Kapitän", sagte Gucky großspurig. „Ich bin die graue Eminenz im Hintergrund. Verstehst du?"
„Nein", sagte Tannwander. „Kein Wort."
„Macht nichts", tröstete ihn Gucky. „Selbst meine besten Freunde verstehen mich manchmal nicht.
Ich mußte eingreifen, bevor die beiden Kerle dich mitgenommen hätten."
„Sie werden zurückkommen", prophezeite Tannwander düster.
„Ich bin nicht so sicher", sagte Gucky. „Sie werden sich hüten, ihre Geschichte irgendwo zu erzählen.
Man würde sie sofort für verrückt erklären. Wahrscheinlich werden sie zu keinem Lemurer davon sprechen."
„Ich habe mir die ganze Zeit eingebildet, ich könnte euch helfen", sagte Tannwander versonnen.
„Dabei hättet ihr meiner Hilfe nicht bedurft."
„Du bist unser Freund", sagte Gucky gerührt. „Doch das Schlimme daran ist, daß wir in unserer Heimat niemand von dir erzählen können."
„Warum?" erkundigte sich Tannwander erstaunt.
„Weil du ein Krimineller bist", erklärte Gucky lakonisch.
Mehr sagte er nicht. Vor
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