0279 - Die Bezwinger der Zeit
Tannwanders Augen löste er sich auf und war verschwunden. Doch fast im gleichen Augenblick wurde er vor einem Gleiter wieder sichtbar.
„Komm herüber!" schrie er mit schriller Stimme. „Die anderen werden jeden Augenblick auftauchen.
Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren."
Mit langen Schritten setzte sich der Lemurer in Bewegung. Es gab vieles, worüber er jetzt nachdenken mußte.
Aber wo, fragte er sich verwirrt, sollte er anfangen?
*
Major Don Redhorse setzte das U-Boot des MdI zehn Meter von der Küste entfernt auf Grund. Die Männer trugen wieder ihre Schutzanzüge. Auch Nevis-Latan hatte den Tauchanzug angelegt, den er ständig an Bord seines Schiffes hatte.
„Wir müssen nacheinander aussteigen", sagte Rhodan. „Die Schleusenkammer ist nicht groß genug für zehn Männer."
Er schickte Bradon, Atlan, Nevis-Latan, Redhorse und Surfat voraus. Es verstrichen nur wenige Minuten, bis die fünf Männer das Schiff verlassen hatten.
„Was geschieht mit dem U-Boot, Sir?" erkundigte sich Olivier Doutreval.
„Es bleibt hier liegen", entschied Rhodan. „Früher oder später wird es von einem Sporttaucher entdeckt werden. Dann wird man sich Gedanken darüber machen, was mit dem Tamrat geschehen ist.
Man wird feststellen, daß die Schleuse offensteht. Alles wird nach einem Unfall aussehen. Die Lemurer werden die Polizei einschalten, denn kurz nach Trahailors Ermordung sieht die ganze Sache nach einem neuen Mord aus. Sie werden jedoch nie herausfinden, was tatsächlich geschehen ist."
„Das ist auch gut so", meinte Tako Kakuta nachdenklich. „Wer ist schon damit einverstanden, wenn Fremde aus einer anderen Zeit den Lauf der Dinge nach ihren Wünschen zu beeinflussen versuchen."
Vom Standpunkt der Lemurer aus war ein Schritt durch die Zeit eine Ungeheuerlichkeit, dachte Rhodan. Aber auch er würde nie sicher sein können, ob sie nicht irgend etwas, das in ferner Zukunft geschehen würde, durch ihr Auftauchen im Jahre 49488 vor Christi Geburt beeinflußt hatten. Es war sinnlos, darüber nachzudenken. Die Zeitreise war eine gefährliche Sache, die die Grundfesten der Existenz allen Lebens im Universum erschüttern konnte.
Jeder gehörte in seine Zeitepoche, dachte der Großadministrator.
Sie begaben sich in die Schleusenkammer. Kakuta übernahm die Kontrollen und flutete den kleinen Raum. Wenige Augenblicke später ließen sie sich an die Oberfläche treiben. Rhodan schätzte, daß das Schiff in einer Tiefe von knapp zwanzig Metern lag. Es wurde also mit Sicherheit bald entdeckt werden.
Er erreichte die Meeresoberfläche und sah in der Nähe der Klippen fünf Gestalten aus dem Wasser klettern. Die anderen waren am Ufer angekommen. Rhodan schwamm mit schnellen Stößen auf die felsige Küste zu. Er wollte nicht, daß sie jetzt noch von sportbegeisterten Lemurern entdeckt wurden.
Er ließ seine Blicke über das Ufer gleiten. Niemand war zu sehen. Weiter entfernt, in der Nähe des Sandstrandes, schwammen einige Segelboote. Ihre Passagiere konnten jedoch mit Sicherheit nicht sehen, was in den Klippen geschah.
Rhodan hoffte, daß Gucky inzwischen den Kurzimpuls an die CREST III abgestrahlt hatte, und bei den Gleitern wartete.
Er kam am Ufer an und löste seinen Helm.
„Zum Gleiter!" rief er den anderen zu. „Paßt auf, daß wir nicht gesehen werden!"
Papageorgiu und Surfat nahmen den MdI in die Mitte. Kakuta entmaterialisierte, kehrte aber gleich darauf wieder zurück.
„Gucky und Tannwander sitzen zusammen in einem der Gleiter", berichtete er, „Was wollen wir tun?"
Rhodan hatte dem Mausbiber befohlen, nicht mit Tannwander in Verbindung zu treten. Aus welchen Gründen Gucky diesen Befehl auch mißachtet haben mochte! es war nun einmal geschehen. Es würde Andre Noir, der mit Nevis-Latan mehr als genug zu tun hatte, zusätzliche Anstrengungen kosten, dem Lemurer die Erinnerung zu nehmen.
Sie kamen an den Gleitern an. Gucky erwartete sie im Innenraum. Mit wenigen Worten schilderte er Rhodan, was geschehen war' Tannwander war aufgestanden und wartete offenbar ungeduldig darauf, daß man ihm einige Fragen beantworten würde. Als er Nevis-Latan sah, weiteten sich seine Augen.
„Da haben Sie Trahailors Mörder", sagte Rhodan grimmig.
Tannwander betrachtete den Tamrat argwöhnisch. „Haben Sie Trahailor umgebracht?" fragte er hastig.
Nevis-Latan blickte den Jungen ausdruckslos an.
„Wer ist das?" fragte er Rhodan.
„Ein Freund", sagte Rhodan. „Er wird uns helfen, das Schiff zu
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