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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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auf den Monitor geladen. Er verglich sie mit den Daten, die ihm sein T-Rechner lieferte. Es bestand praktisch kein Zweifel: Thul'reygavee war identisch mit der alten Hauptstadt der Insel. Reykjavik hatten die Alten sie genannt.
    Treibeis lag vor der Küste. Rulfan navigierte die Twilight of the Gods zwischen den schiffsgroßen Blöcken hindurch. An keiner Stelle fiel der Küstenstreifen so sanft ins Meer, dass er das Luftkissenfahrzeug an Land hätte schweben lassen können. Also steuerte er die Twilight of the Gods auf eine ausgedehnte, relativ flache Eisscholle und fuhr die Maschinen herunter. Das Getöse der Luftpropeller am Heck verstummte, das Luftkissen wurde abgebaut, der Schiffsrumpf senkte sich und setzte auf dem Eis auf.
    Mit dem Binocular suchte Rulfan die vereisten Ruinen ab. Die Eiskuppel am Westrand der ehemaligen Stadt war nicht zu übersehen. Wie ein glattgeschliffenes Gebirge erhob sie sich über den skurrilen Formationen. Etwa zwölf Speerwürfe entfernt schätzte Rulfan. »Dort also haust dieser verfluchte Mordgott«, murmelte Aruula.
    Der Izeko, noch immer an einen Sessel vor der Instrumentenkonsole gefesselt, zitterte wie fahles Laub im Sturm. Rulfan band ihn los. »Ich hätte auf meine Intuition hören sollen«, zischte er. »Wir hätten den Rückzug antreten müssen, als es noch nicht zu spät war…«
    »Et fa comu fa«, sagte Aruula. »Jetzt ist es zu spät.« Sie nahm sein Binocular und fixierte die gewaltige Eiskuppel. Wasserdampf stieg von ihrem höchsten Punkt in den Morgenhimmel und vermischte sich mit dem Dunst. »Hast du Angst?«
    »Wenn du keine Angst hast, fessele ich dich sofort an seiner Stelle auf einen Sessel«, knurrte er.
    Eine spöttische Antwort lag ihr auf der Zunge. Sie schluckte sie herunter. Natürlich hatte sie Angst. Ein Narr, wer angesichts einer Behausung voller Mordmonster keine Angst hatte.
    Sie ließen ein Schlauchboot zu Wasser. Zu fünft paddelten sie an die Eisküste.
    Aruula, Rulfan, der Lupa, Borisaas und der Izeko. Der kletterte als erster an Land. Kaum spürte er festen Boden unter den Füßen, rannte er los. Nach Süden, weg von den schnee- und eisbedeckten Ruinen der alten Hauptstadt.
    Rulfan blickte ihm nicht einmal nach. Er hätte ihn sowieso laufen lassen. Während Aruula ihren Feuerrohrbogen schulterte und an Land sprang, stieß Rulfan mit dem Speer tiefe Kerben ins Eis. In ihnen vertäute er das Schlauchboot.
    Aruula marschierte los, Borisaas folgte ihr. Er trug eines der altertümlichen Gewehre aus dem Waffenfundus des wahnsinnigen Smythe mit sich. Ein Jagdgewehr aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Rulfan hatte ihm gezeigt, wie er damit umgehen musste.
    Natürlich war der Junge weit davon entfernt, ein guter Schütze zu sein. Aber mit ein bisschen Glück würde er den Libellen mit der Schusswaffe mehr Schaden zufügen können als Rulfan mit seinem hochmodernen Laserbeamer.
    Obwohl Rulfan die Wirkungslosigkeit seines Kaskadenlasers beim Kampf gegen die Libellenwesen noch in allen Knochen steckte, hatte er ihn mitgenommen. Neben dem Speer gehörte noch die Stablampe zu seiner Ausrüstung für diese Expedition. Die zweite Lampe trug Borisaas.
    Endlich kletterte auch er aufs Küsteneis. Der Lupa erwartete ihn schwanzwedelnd. »Hast du dir überlegt, was aus den Kindern wird, wenn wir sterben?«, rief der Albino der Barbarin hinterher.
    »Es gibt keinen Weg zurück mehr«, antwortete sie. »Hast du nicht eben selbst behauptet, es sei zu spät?«
    Rulfan biss die Zähne zusammen und sah ihr nach. Als wäre sie nicht auf ihn angewiesen, stampfte sie durch den Schnee. Der schmächtige Borisaas hatte Mühe, Schritt mit ihr zu halten.
    Eine Mischung aus Zorn und Sorge wühlte Rulfans Geist auf. Und noch ein Gefühl, ein ganz neues. Seit der vergangenen Nacht unterdrückte er es nicht mehr: Liebe. Die Liebe zu dieser eigensinnigen Barbarin, die ihren Verstand so leichtfertig ihrer Leidenschaft opfern konnte.
    Er seufzte, schulterte seinen Speer und machte sich auf den Weg.
    Sie kamen langsam voran. Schneeverwehungen, vereiste Trümmer, Erdspalten und schneebedeckte Schutthalden zwangen sie zu Umwegen oder beschwerlichen Kletteraktionen. Tiefer und tiefer drangen sie in die Ruinen von Thul'reygavee ein. Die hohe Eiskuppelwand rückte näher. Sie lag am Ostrand der toten Stadt. Dort ragte sie mitten aus den Ruinen. Es zeigte sich, dass nur ihre obere Hälfte geschliffen glatt aussah. Der untere Teil war zerklüftet und mit Eissplittern und Trümmern

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