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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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weiter, dabei bewegten sich ihre Lippen. Der Mann hob den Kopf und nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Abend!« sagte er knapp. »Wir haben Besuch, Natascha.«
    Die Frau schlug die Augen auf und blinzelte mich kurzsichtig an. Ich kam näher und blieb vor dem Alten stehen.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte ich sanft. »Ich war dabei, als man … heute bei der Statue.«
    »Sie haben meinen Sohn geopfert«, sagte der Alte tonlos. »Weshalb sind Sie gekommen, Fremder?«
    »Ich will mit Ihnen über Ihren Sohn sprechen. Sie wollen doch sicherlich, daß sein Tod nicht ungesühnt bleibt, oder?«
    Der Alte sog an der erloschenen Pfeife und musterte mich aufmerksam. Dann wiegte er bedächtig den Kopf hin und her und zeigte mit der rechten Hand auf einen wackeligen Stuhl. Ich setzte mich.
    »Das hat alles seine Richtigkeit«, sagte Ignatjeff. »Wir können nichts dagegen tun. Wir sind machtlos. Wir sind alte Leute. Und der Wijsch verlangt Opfer. Die hat er schon immer verlangt. Da kann man nichts machen.«
    Ich hatte selten zuvor eine so fatalistische Einstellung gefunden. Gott sei Dank, daß nicht alle Menschen so gedacht hatten, sonst würden wir noch immer in Höhlen hausen und mit Pfeil und Bogen jagen.
    »Sie wollen also nichts unternehmen?«
    Ignatjeff schüttelte den Kopf.
    »Das mindeste, was Sie tun müssen, ist, die Polizei zu verständigen.«
    »Wir haben keine Polizei in unserem Dorf, Fremder«, sagte der Alte abweisend. »Wir hatten nie eine. Wir brauchen keine. Wir leben nach den alten Traditionen und halten nichts von den Neuerungen. Wir sind arme, bescheidene Leute.« Er steckte die Pfeife an, inhalierte den Rauch und blies ihn durch die Nasenflügel aus. »Sie haben ja keine Ahnung von den Hintergründen.«
    »Erzählen Sie mir darüber!« bat ich.
    »Sie sind ein Fremder, und mit Fremden sprechen wir normalerweise nicht über unsere Angelegenheiten. Aber Sie sind freundlich. Sie nehmen Anteil an unserem Schicksal, und das gefällt mir. Ich werde Ihnen die Legende erzählen. Alles weitere können Sie sich dann denken.«
    Er setzte sich bequem hin und begann zu erzählen.
    »Seit urdenklichen Zeiten herrschte in diesem abgelegenen Gebiet der Karpaten ein Dämon, der einen treuen Diener hatte, den er Wijsch nannte. Der Dämon hauste in einem Labyrinth von Felshöhlen, die der Wijsch mit seinem gewaltigen Horn und den klauenartigen Händen im Lauf der Jahrhunderte gegraben hatte. Der Dämon sandte seinen treuen Diener in unregelmäßigen Abständen aus, um aus den Häusern der Sterblichen Opfer zu holen. Die Dorfbewohner versuchten den Dämon und seinen Diener unschädlich zu machen, was ihnen aber nicht gelang. Einige der umliegenden Dörfer wurden verlassen. Die Menschen versuchten so dem Dämon und dem Wijsch zu entgehen.
    Vor mehr als zweihundert Jahren gelang es einem beherzten Priester, den Dämon zu vertreiben, der jedoch den Wijsch zurückließ, den der Priester trotz eifrigster Bemühungen nicht fangen konnte. Der Wijsch setzte sich zur Wehr und stellte dem Priester eine Falle, in die dieser schließlich ging.
    Nun konnte der Wijsch ungestört wüten, und er trieb es noch ärger als ehedem der Dämon. Der unheimliche Wijsch brauchte als Nahrung die Seelen der Sterblichen. Er saugte ihnen das Leben aus. Um das Monster versöhnlicher zu stimmen, damit es nicht noch schrecklicher wütete, opferte man ihm freiwillig.
    Doch eines Tages verlangte der Wijsch die Tochter des Grafen, der das Schloß unweit von Novornaja bewohnte. Der Graf hatte dem Treiben des Wijsch bisher ungerührt zugesehen, doch als dieser nun seine jungfräuliche Tochter verlangte, lehnte sich der Graf auf. Er beschloß, den Wijsch zu überlisten. Er hatte alle Unterlagen gesammelt, die es über den Wijsch gab, und so legte er sich einen Plan zurecht, wie er das Monster ausschalten konnte. Er besprach sich mit seiner Tochter, die eine wesentliche Rolle in seinem Plan einnehmen sollte, und sie war einverstanden. Alle Vorbereitungen wurden getroffen.
    Die Tochter des Grafen machte sich schließlich auf den Weg. Sie traf sich mit dem Monster, machte ihm schöne Augen, schmeichelte und verwirrte es völlig. Dabei zweifelte sie aber seine gewaltigen Kräfte an, und das Monster brauste auf. Da schlug sie ihm eine hinterlistige Wette vor. Er sollte sich mit einer schweren Kette fesseln lassen, die kräftige Männer an einen Fels schmieden würden. Wenn es ihm gelang, die Kette zu sprengen, dann wollte sie freiwillig seine Sklavin sein, und er

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