028 - Die Kapuzenmaenner
Gefahr gegenüberstand. Die Einwohner von Widderburn schienen alle nach demselben Muster geformt: glattes, schwarzes Haar und eine starke Ähnlichkeit der Gesichter, die ihn trotz ihrer Verderbtheit und Verkommenheit seltsam an die verfeinerten Züge der Dillons erinnerten. Es schien eine direkte Linie zwischen den Dillons und diesen Leuten zu geben, mit Belial an ihrer Spitze als Symbol dessen, was aus ihnen geworden war.
Sekunden schienen sich zu Stunden zu dehnen; man hörte lediglich das Knistern der Fackeln. Wieder hatte Campion das Gefühl, daß die Zeiten sich verschoben hatten. Es war ihm, als sähe er die ganze Dillon-Familie von der Zeit an, wo sie zum erstenmal aufgestanden und aufrecht gegangen war. Er mußte sich zwingen, wegzusehen.
Belials Gesicht war ausdruckslos, lediglich Wachsamkeit stand in den Augen. Er hob das Kinn etwas, als wolle er Campion herausfordern. Dieser faßte in seine Manteltasche und nahm eine schwere Silberkette heraus. Sie glitzerte im Lampenlicht. Er schlang die Kette zweimal um Charlemagnes Nacken. Die Leute saheil das schwere, verzierte Kreuz auf der Brust des Hundes hängen.
Campion lächelte und verbarg seine Furcht hinter einem unbeteiligten Gesicht.
„Henri hat Sie als seinen Anwalt geholt. Ist das eine geringere Drohung, als wenn Sie sich zu meinem Feind erklären?“ Belials Stimme klang laut durch den Raum.
„Viel schlimmer“, antwortete Campion. „Als Henris Anwalt werde ich bezahlt und tue nicht mehr, als man von mir verlangt. Als Ihr Feind setze ich meine Seele zum Pfand, daß ich Sie vernichte.“
Niemand bewegte sich oder sprach. Es war, als ob hinter den beiden Männern starke, unsichtbare Kräfte stünden, die nur auf ein Zeichen warteten, loszuschlagen. Nur weil Belial sich seines Feindes nicht sicher war und deshalb nicht wußte, welche Waffen er benutzen sollte, vermied er, seine ganze Kraft auszuüben.
„Der Hund gehört Ihnen. Nehmen Sie ihn mit und halten Sie ihn von Widderburn fern.“ Er sprach besonders laut, daß ihn auch die Leute, die sich vor der Tür drängten, hören konnten.
„Laß uns gehen, Eric.“ Kate zog an seinem Arm.
„Stokes, dies sind die Gäste, die Pere Henri erwartet“, sagte Belial. „Ihr Gepäck steht auf dem Platz. Zeig ihnen den Weg zum Dillon-Haus.“
Ein Mann, der vor den anderen im Türrahmen stand und eine Keule in der Hand hielt, senkte diese und lehnte sie gegen die Wand nahe der Tür. Er zog die lila Kutte aus und reichte sie einem der Männer neben ihm. Darunter trug er einen dunklen Mantel und dunkle Hosen. Die Meute zog sich von der Tür zurück, als er hinaus auf den Platz ging.
„Wie können wir wissen, daß wir in Sicherheit sind, wenn einer von ihnen uns führt?“ Kate schaute zum erstenmal nach dem Wortwechsel zwischen den beiden Männern Belial an. Sie mußte sich förmlich dazu zwingen, da sie ein Grauen vor der abstoßenden Bosheit, die von ihm ausströmte, überkam.
„Es wäre nicht gut für Sie, ohne Führer zu gehen, Dr. Mallory“, sagte Belial. „Sie würden sonst im Nebel verlorengehen, und nur einer von uns kann Sie gegen den Tiger schützen.“
Kate sah, daß Campion die Erwähnung einer Raubkatze nicht überrascht hatte. „Keiner hat etwas von einem Tiger gesagt. Wo sind wir hingeraten, Eric?“
„Kate, dies ist weder der Ort noch die Zeit, darüber zu reden.“ Campions Stimme klang etwas scharf.
„Stokes arbeitet im Haus auf dem Hügel“, sagte Belial. „Er wird Sie zuverlässig hinbringen, da er Pere Henri fürchtet.“
Campion ging geradewegs zum Tor und wartete, bis Stokes mit dem Gepäck nachkam. Als sie das Tor passiert hatten, nahm Stokes einen Schlüssel aus der Wand, verschloß es und hängte den Schlüssel zurück.
Weiße Grabsteine schimmerten durch den Nebel. Kate preßte sich eng an Campion, während Stokes sie den Weg hinaufführte. „Warum hast du mir nichts über diese Leute und den Tiger gesagt?“ wisperte sie.
„Ich konnte dir nichts erzählen, was ich selbst nicht wußte“, antwortete er mit einer Spur von Ungeduld. „Henri erwähnte in seinem Brief eine große Katze, sagte aber nichts von einem Tiger. Auch nichts über die Leute in der Stadt.“
„Hoffentlich sind die Dillons normaler.“ Sie schüttelte sich. „Jedesmal, wenn ich dich wegen eines Auftrags begleite, endet es damit, daß ich mich ohrfeigen könnte.“
„Morgen früh will ich sehen, ob ich arrangieren kann, daß du nach Hause fährst.“
„Das versuche mal“, erwiderte
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