028 - Die Kapuzenmaenner
ließ er den Umschlag auf den Schreibtisch fallen.
Mein lieber Eric,
ich wende mich an Dich, weil Du einst meine Enkeltochter Valerie liebtest. Paul, Valerie und ich sind in Lebensgefahr. Ich bitte Dich, uns zu Hilfe zu kommen.
Bald ist St. Nimmerleinstag, und ich bin zu schwach, um uns gegen die Große Katze zu schützen. Wenn Du nicht kommst, wird der Usurpator Belial die Höllenhunde auf die Erde loslassen. Die Straße nach Widderburn geht zwölf Meilen nördlich Grant’s Paß von der Hauptverkehrsstraße ab. Um Gottes willen, ich flehe Dich an, komm.
Henri Dillon
Als Campion den Brief zweimal gelesen hatte, kräuselte sich dieser an den Rändern, färbte sich braun und versengte ihm die Finger. Er fiel auf den Umschlag, flammte auf, und in Sekundenschnelle war beides zu einem kleinen Rußfleck verbrannt. Das Löschblatt darunter blieb unversehrt.
Er starrte auf den kleinen, schwarzen Fleck. Zum erstenmal erkannte er die Quellen, aus denen der Reichtum der Dillons floß. Er rief sich ein Dutzend Zeichen in Erinnerung, die er damals nicht hatte wahrhaben wollen.
Während er noch nachdachte, kam Kate Mallory ins Zimmer und setzte sich auf eine Schreibtischecke. Da er nicht hochschaute, klopfte sie ihm auf die Schulter. „Schwebst du in höheren Regionen?“ fragte sie, als er erschrocken zusammenfuhr.
„Sozusagen“, gab er zu. „Ich überlege, ob wir einen Fall annehmen sollen oder nicht.“
„Und was spricht dagegen? Wir sitzen schließlich seit Wochen untätig hier herum.“
„Ich möchte nicht, daß du darin verwickelt wirst, Kate. Ich wünschte, Dave wäre verfügbar.“
„Was hat Dave, was ich nicht besitze, außer Muskeln?“
Campion schaute sie einen Augenblick ruhig an. „Wenn es dir nichts ausmacht, längst vergangene Dinge mit mir auszugraben, kannst du mitkommen. Vielleicht brauche ich dich sogar zur moralischen Unterstützung.“
Zwölf Meilen nördlich Grant’s Paß hielten sie an, um zu tanken. Während Eric die Straßenkarte studierte, ergänzte Kate ihren Zigarettenvorrat und unterhielt sich mit dem alten Tankstellenbesitzer. Ihr Gesicht war düster, als sie von der Hauptstraße in eine Landstraße abbogen.
„Ich glaube nicht, daß mir gefällt, was wir am Ende dieser Straße finden“, sagte Kate, nachdem sie ein Stück gefahren waren.
„Ich auch nicht!“ Seine Stimme klang rauh. „Immerhin werde ich jemand treffen, den ich seit fünf Jahren zu vergessen versuche.“
Kate schaute ihn von der Seite an. Dies waren außer ein paar Belanglosigkeiten seine ersten Worte; ihre Fragen hatte er samt und sonders ignoriert.
„Valerie Dillon und ich waren verlobt. Ein paar Tage vor der Hochzeit hat sie die Verlobung gelöst.“
„Ein anderer Mann?“
„Sie sagte, aus familiären Gründen. Ihr Bruder Paul konnte mich nie leiden. Ich habe immer geglaubt, er hätte etwas damit zu tun.“
„Das sollte sich Dave mal erlauben.“
„Valerie ist anders als du. Ihre Vorfahren sind zwar schon seit Generationen hier im Land, hängen aber immer noch an den alten, europäischen Sitten. Den Frauen der Dillons geht die Familie über alles.“
Kate schnaubte verächtlich, sagte aber nichts.
„Irgend etwas passierte in der Familie. Ich glaube nicht, daß das nur Pauls Antipathie war.“ Er verstummte.
„Wenn du müde bist, fahre ich eine Weile.“
„Ich dachte gerade über Valerie nach. Nachdem sie mit mir gebrochen hatte, schloß die Familie ihr Haus und zog nach Widderburn. Ich habe nie mehr etwas von ihnen gehört, bis Henri mir schrieb.“
„Der alte Mann an der Tankstelle sagte, niemand gehe je nach Widderburn.“
„Das kann ich mir denken, bei den Straßenverhältnissen.“
„Er erzählte außerdem, daß in den Hügeln dort seit Jahren merkwürdige Dinge vor sich gingen. Nicht einmal Jäger würden sich in diese Wälder verirren.“
Die Straße wurde kurvenreicher. Streckenweise mußten sie sehr langsam fahren. Keiner von ihnen hatte Lust, zu reden; beide fühlten sich deprimiert. Schließlich hielt Campion den Wagen an.
„Mir gefällt es hier nicht.“ Kate schaute sich um. „Irgendetwas stimmt nicht. Keine lebende Seele weit und breit, nicht einmal ein Vogel. Es ist geradezu totenstill.“
Campion lauschte. Die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. „Vielleicht haben wir die Vögel weggejagt. Diese Straße ist seit Jahren nicht benutzt worden. Wahrscheinlich haben sie Angst vor den Menschen.“
„Womöglich sind wir da in etwas Übles
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