0281 - Die Höhlen des Schreckens
einen anderen Plan einleiten. So wie bisher ging es nicht mehr weiter.
Sie mußte sich in die Höhle zurückziehen. Aber die Zeit blieb nicht mehr, das unauffällig zu bewerkstelligen. Sie kam nicht mehr ungesehen hinter dem Rolls-Royce weg, hinter dem sie sich geduckt hatte. Eine Stunde früher wäre es ihr noch gelungen. Aber es wurde jetzt bereits hell.
Da packte die Zeitverschiebung wieder zu.
Anja Feld verschwand, löste sich einfach auf. Sie kehrte in die Zeit zurück, in der sie Ted Ewigk in der Höhle abgelegt hatte.
Dort gab es plötzlich zwei Anjas, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Jäh erkannte sie, warum die Kontrolle sie beide Male so blitzschnell per Schwebe-Strahl nach draußen transportiert hatte - allein um zu verhindertn, daß sie sich hier selbst begegnete und verfrüht Fragen stellte, die den ganzen Zeitablauf zerstören konnten!
Wer mit der Zeit manipuliert, muß vorsichtig sein, um sich nicht selbst zu vernichten…
Zwei Anja Feld zur gleichen Zeit konnten das Universum zerstören, wenn sie sich begegneten.
Aber das wurde hier durch den ursprünglichen Rausschmiß verhindert.
Gleichzeitig kippte die Höhle und veränderte ihr Aussehen. Der Ring über dem Sockel verschwand ebenso wie das blaue Licht und Ted Ewigk und Anja Feld. Statt dessen materialisierten wieder die eigenartige, verdrehte und unförmige Konstruktion und das schwarze Licht.
Trotzdem existierte das andere weiter. Es befand sich nur in einer anderen Dimension. Es war eingetarnt, zurückgezogen und in vorläufiger Sicherheit.
Jetzt hatte Anja Feld, die sich mehr und mehr als das andere in ihr begriff, Zeit zum Überlegen. Vielleicht konnte ihr Ted Ewigk auch Anhaltspunkte geben.
Sie setzte sich unter den schwebenden Ring auf den Steinsockel und wartete auf sein Erwachen. Dabei wußte sie, daß sie zur gleichen Zeit oben auf der Straße dem BMW-Fahrer gegenübertrat und dann die Flucht ergriff.
Aber es beunruhigte sie nicht mehr.
Sie empfand es schon als völlig normal.
***
Die Stahltür zeigte sich unverändert in schimmerndem Blauviolett. Toni und Louis verstanden die Welt nicht mehr. Mit der Flamme des Schweißbrenners gaben sie Dauerfeuer. Aber die Tür schien die Hitze einfach zu schlucken und reagierte nicht im mindesten darauf.
Zwei Scheinwerfer waren darauf gerichtet. Toni und Louis wechselten sich am Brenner ab. Ruolfo lehnte im Hintergrund und drehte Daumen. Mehr konnte er auch nicht tun. Gute Ratschläge konnte er hier nicht geben, die beiden Männer verstanden ihr Handwerk. Trotzdem kamen sie nicht weiter.
Draußen war es hell geworden.
»Himmel!« durchzuckte es Rudolfo. »Ich muß meine Frau anrufen, sonst flippt die doch aus, weil ich nicht daheim bin…«
Er arbeitete sich nach oben. Inzwischen ging es einfacher. Die Seilwinde ließ sich per Fernsteuerung betätigen und zog ihn hianuf. Er benutzte Ted Ewigks Autotelefon und beruhigte sein treusorgendes Weib, ohne das das Leben verdammt eintönig gewesen wäre. Dann setzte er sich noch einmal kurz im Rolls zureckt, schüttelte den Kopf, weil er immer noch nicht verstand, daß jemand so viel Blech um sich herum brauchte, und sah den Dhyarra-Kristall in der offenen Ablage.
»Potzblitz«, murmelte er. Der Zauberstein war ihm vorher nicht aufgefallen. Aber er hatte ja auch nicht besonders danach geschielt. Er erinnerte sich, was Ted Ewigk ihm erzählt hatte: als er mit dem Kristall die Stahltür berührte, gab es einen Schlag, und er fand sich zeitversetzt mitten in Caldaro wieder!
Also ließ sich mit dem Kristall einiges auslösen.
Er nahm ihn an sich und seilte sich wieder nach unten ab. »Macht mal Pause«, bat er die beiden Feuerwehrmänner. »Es kann sein, daß gleich seltsame Dinge geschehen. Geht mal lieber auf Abstand…«
»Was hast du denn vor?« wollte Louis wissen.
Rudolfo ging auch auf Abstand. Dann warf er den Kristall quer durch die Vorhöhle. Er traf die Stahltür gleich beim ersten Versuch.
Der Dhyarra-Kristall berührte sie.
Blieb für ein paar Sekunden daran kleben, statt abzuprallen. Dann zuckte ein Blitz durch die Höhle, greller als alles jemals dagewesene. Rudolfo schrie auf, weil er glaubte, die Helligkeit würde ihm die Augen ausbrennen. Er hörte Toni und Louis brüllen. Etwas knallte und zischte, die Helligkeit fiel in sich zusammen, aber Rudolfo war immer noch geblendet. Seine Augen schmerzten teuflisch und tränten. Stille trat ein.
»Louis? Toni?«
Keine Antwort.
»He, meldet euch doch… wo steckt
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