0281 - Shimadas Mordaugen
konnten unheimlich viel einstecken, manche waren wie Stehaufmännchen.
Ich unterlief den Kerl und rammte ihm meine Faust mit der Waffe in den Magen. Er kippte nach hinten, röchelte, und ich wollte ihn schon ins Reich der Träume schicken, als ich Sukos Stimme vernahm.
»John, da ist ein Lift!«
Das war ein Ding. Den Ninja ließ ich liegen. Suko hatte bereits die Tür geöffnet, war eingetreten. Ich folgte meinem Freund, und wir befanden uns in einer kleinen Kabine, wo wir endlich freier atmen konnten, denn kaum etwas von dem verdammten Dampf war dort hineingelangt.
»Ich frage mich nur, wie viele seiner Diener dieser Shimada aufbringen kann?« keuchte Suko.
»Keine Ahnung. Bei den letzten hier hatten wir es wohl nicht mit Untoten zu tun.«
»Glaube ich auch. Dafür waren die im Haus der Ermordeten zuständig.«
»Laß uns fahren!«
Suko stand näher an der Leiste. Es gab nur zwei Kontakte. Eine Beschriftung sahen wir nicht.
Suko drückte den untersten Knopf. Irgendwie mußten wir ja in die Tiefe kommen, denn nur unter uns befand sich der Ausgang, und Fenster hatten wir keine gesehen.
Der Lift fuhr nicht schnell. Jedenfalls kam uns die Geschwindigkeit langsam vor, und mein Partner murmelte manchmal eine Verwünschung.
Was würde uns unten erwarten? Ohne darüber gesprochen zu haben, beschäftigten uns die gleichen Gedanken. Hatten die Ninjas gemerkt, daß wir so klammheimlich verschwinden wollten? Lauerten sie jetzt irgendwo auf uns?
»Halt dich bereit«, sagte ich zu Suko. »Immer.«
Noch warteten wir ein paar Sekunden. Plötzlich gab es den allseits bekannten Ruck, und der Lift stand.
Unsere Blicke waren auf die schmale Tür gerichtet. Würde sie sich öffnen?
Nein, sie blieb geschlossen, öffnen mußten wir sie selbst.
Wir hatten uns rechts und links der Tür aufgebaut, hoben zur gleichen Zeit unsere Beine und traten gegen die Tür.
Sie schwang auf. Dabei traf sie auf keinen Widerstand, so daß wir sicher sein konnten, daß dicht dahinter niemand wartete. Halb offen blieb die Tür stehen, so daß das Licht in die Kabine dringen konnte, mit dem der Raum hinter der Tür ausgeleuchtet war.
Ein seltsames Licht. Nicht direkt blau, auch nicht von einem grün, sondern eine Mischung aus beidem.
Türkis…
»Gehen wir?« fragte Suko. »Am Eingang scheinen wir ja doch nicht gelandet zu sein.«
»Da sagst du etwas!«
Meiner Ansicht nach mußten wir uns unter dem Eingang befinden. Vielleicht in den weit verzweigten Kellerräumen des Hauses, das war gut möglich.
Es war wieder eine Halle, die Uns aufnahm. Sofort spürten wir die andere Atmosphäre, die hier herrschte. Das Licht schien nicht von dieser Welt zu stammen. Es war klar und dennoch verschwommen. Die Luft war mit erstarrten Geistern gefüllt. Ein Hauch von Unheimlichkeit und Fremde wehte uns entgegen und schienen uns umfassen zu wollen.
»Hier lebt was«, flüsterte Suko.
Ich nickte.
Was es war, konnte ich nicht sagen. Wir gingen in die Halle hinein, sahen über uns eine hohe Decke und entdeckten auch das Zentrum des Leuchtens.
Es drang aus den Wänden.
Dann aber fiel uns das auf, was wir schon bei unserem Eintritt gesehen hatten.
Am gegenüberliegenden Ende der Halle war eine Bühne.
Nur gab es auf ihr keine Akteure, die etwas spielten oder sich im Spiel übten. Nein, wir sahen da große, wuchtige Gegenstände.
Vier Särge aus Stein!
***
Beide waren wir überrascht. Suko räusperte sich. »Verdammt, wo sind wir denn hier gelandet?«
»Vielleicht auf einem Friedhof.«
»Glaube ich kaum, auch wenn die Särge da stehen.« Er stieß mich an.
»Komm, laß uns den Friedhof näher ansehen!«
»Friedhof ist gut.«
»Wo man Särge hingestellt hat, ist es für mich auch ein Friedhof. Und wenn er sich in der Halle befindet.«
»Sehr europäisch sehen mir die Särge aber nicht aus«, sagte ich.
»Altes Japan.«
»Meinst du?«
»Sicher, da kenne ich mich aus.« Nach diesen Worten schwiegen wir und ließen uns von der Atmosphäre einfangen.
Sie war in der Tat ungewöhnlich. Wir spürten den geheimnisvollen Hauch eines fremden Landes und einer fremden Zeit. Hier hatte sich etwas konzentriert, das man mit dem Wort Magie umschreiben konnte.
Shimadas Reich?
Weder Suko noch ich hatten damit gerechnet, in diesem Keller zu landen, wobei wir das Gefühl nicht loswurden, in einer fremden Welt zu stecken. Es konnte durchaus sein, daß wir einen Dimensionssprung hinter uns hatten, ohne es bemerkt zu haben.
Möglich war alles…
Zur Bühne, wo
Weitere Kostenlose Bücher