0281 - Shimadas Mordaugen
wollte ihn herholen, und ich war sicher, daß Shimada reagierte. Wir hatten ihn gesehen, er war schon da, und wenn seine Diener ihn riefen, würde er sich ihnen auch zeigen.
»Shimada…«
Der Ruf hallte durch den Raum. Er schwang über die Köpfe der Besucher hinweg. Die Menschen saßen wie angewachsen auf ihren Stühlen. Wahrscheinlich wagten sie kaum, Luft zu holen, denn die Spannung hatte sich inzwischen verdichtet.
Der Ruf hatte Erfolg.
Shimada kam!
Zunächst sahen wir über der Kerzenflamme nur ein Zittern der Luft.
Gleichzeitig wurde sie dunkler. Für mich nahm sie die Farbe von blauer Watte an, und sie quoll zu einer großen Wolke auseinander.
War das Shimada?
Wenn ich ehrlich war, hatte auch mich diese Spannung erfaßt. Über meinen Rücken rann es kalt, denn unter der Bühnendecke manifestierten sich zwei Augen. Shimadas Augen!
Kalt, blau und unbarmherzig wirkten sie. Eigentlich sahen wir nur die Pupillen, denn sie leuchteten in diesem gnadenlosen Blau, das alles andere überstrahlte. Die beiden Augen standen so weit auseinander, daß sie nicht in ein normales Gesicht hineinpassen würden. Also mußte der Kopf vergrößert worden sein.
Ein faszinierendes und gleichzeitig schauriges Bild, das uns den Atem raubte.
Ich schaute zu Tanaka hin. Er hockte gespannt auf seinem Stuhl, den Blick zur Bühne gerichtet. Leicht geöffnet waren die Lippen. Im Blick des Mannes las ich Hörigkeit dem Dämon gegenüber. Tanaka war Shimada treu ergeben.
Und wieder der Ruf. »Shimada…«
Plötzlich sprangen die Gäste auf. Nichts hielt sie mehr auf den Stühlen.
Manche kippten um und schlugen dumpf mit den Rückenlehnen auf.
Shimada hatte sich gezeigt, und sein Volk huldigte ihm. Sie nahmen ihn an, und die Augen des Dämons faszinierten sie.
Auch ich hatte Mühe, mich von diesem Blick zu lösen. Wäre ich ihm hörig gewesen, ich hätte mich wohl nicht dagegen wehren können.
Die Kerzenflamme brannte ruhig weiter. Mit ihren Ausläufern erreichte sie auch das Gesicht des Unheimlichen, doch viel konnten wir nicht erkennen, weil die untere Hälfte nach wie vor im Schatten des schwarzen Kopftuchs lag.
Auch Tanaka war jetzt aufgestanden. An uns hatte er jegliches Interesse verloren. Sein Blick galt einzig und allein dem unheimlichen Augenpaar.
»Er ist da!« hauchte er mit tonloser Stimme. »Shimada ist gekommen, er hat uns erhört, und die alten Legenden haben nicht gelogen. Shimada kehrt zurück, um die Macht an sich zu reißen. Er ist der Herr über Zombies und Ninjas…«
Ich stieß ihn an. »Wie haben Sie es geschafft?«
Tanaka drehte sich. Sein Lächeln wirkte plötzhch kalt und abweisend.
»Es ist geschafft«, sagte er. »Alle Arbeit hat sich gelohnt. Wir haben ihn wieder.« Er drehte sich. »Und auch die Tafel!«
Tanaka legte uns rein. Bevor wir noch die Tafel greifen konnten, hatte er sie bereits gepackt und unter Sukos Hand weggezogen. Er schrie triumphierend auf, als er sie an sich riß. Seine Augen leuchteten, und er sprang sofort mit seiner Beute zurück.
Auch wir blieben nicht sitzen. Suko war noch schneller als ich. Sein Arm schoß vor, er wollte Tanaka packen, doch da hatte er plötzlich Pech.
Aus dem Dunkeln tauchten die blitzenden Schwertklingen auf. Schattenhaft sah ich die Gestalten dahinter, wollte noch zurück, aber sie befanden sich auch hinter uns.
Eingekreist.
Tanaka aber lachte laut, bevor er sich zurückzog und im Dunkeln verschwand…
***
Hätte Logan Costello den Würfel des Unheils besessen, wäre alles kein Problem gewesen. Aber der stand ihm leider nicht zur Verfügung, so mußte er mit konventionellen Mitteln versuchen, Xorron zu finden.
Er wollte dem Auftrag dieses Shimada nachkommen. Nicht einmal, weil er ihn für besonders gut hielt, er vertraute mehr auf Xorron und wollte sein Vertrauen erfüllt sehen. Xorron sollte kommen und sich Shimada stellen, denn Logan Costello glaubte fest daran, daß der Herr der Zombies und Ghouls Shimada paroli bieten konnte. Xorron war seiner Ansicht nach nicht zu besiegen, das würde auch Shimada nicht schaffen, und so hoffte Costello, daß ihm Xorron einen Gegner wie diese japanische Legende aus dem Weg räumte.
Wo sollte er mit der Suche anfangen?
Logan Costello hatte keine Ahnung. Er wußte zwar von dem ehemaligen Versteck der Mordliga hoch in den Anden Südamerikas, aber ob sich Xorron dorthin zurückgezogen hatte, war fraglich. Was sollte er da?
Xorron brauchte Unterstützung. Er mußte die Zombies und Ghouls um sich versammeln,
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