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0282 - Amoklauf der Amazone

0282 - Amoklauf der Amazone

Titel: 0282 - Amoklauf der Amazone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Doch nun hast du mich lange genug erheitert. Hätten wir Flötenspieler, Harfenschläger und Sistrenklimperer dabeigehabt, wäre es einem Tanz meiner Heimat nicht unähnlich gewesen. Man nennt ihn dort Aerobic. Doch nun laß uns nicht mehr tanzen, sondern kämpfen… !«
    Die herabsausende Axt parierte Sandra Jamis mit einem von links unten nach oben geführten Hieb. Keine zwei Handspannen vor ihrem Gesicht trafen die beiden Waffen aufeinander.
    Doch Sandra hatte auf den Schaft unterhalb des Axtblattes gezielt. Die scharfgeschliffene Schwertklinge durchtrennte das Holz des Stiels, und das Doppelblatt der Axt zischte durch die Luft und fiel weit hinter den Reihen der erstaunt aufschreienden Kriegerinnen zu Boden.
    Verdattert starrte die Amazonenkönigin auf den kurzen Stumpf in ihrer Hand, während Ausrufe des Entsetzens aufklangen.
    Bevor sich Penthesilea fassen konnte, hatte sich Sandra Jamis, den Schild voran, auf sie geworfen. Die Amazone wurde halb herumgerissen und gab die Innenseite ihres Schildes frei. Wieder zischte das Schwert durch die Luft und traf die Lederriemen auf der anderen Seite des Schildes, mit dem er gehalten wurde. Das scharfe Metall zerschnitt das Leder wie einen Nebelstreif. Polternd fiel der Schild zu Boden.
    Entsetzen malte sich in den Augen der Königin, als sie ihrer Gegnerin waffenlos gegenüberstand. Schon raste Sandras Schild heran und warf Penthesilea rückwärts ins Gras, wo sie für einen kurzen Moment benommen liegenblieb. Bevor sie sich erheben konnte, hatte Sandra Jamis den Schild weggeworfen und kniete über ihr.
    Sandra spürte den bebenden Körper der besiegten Gegnerin unter sich. Penthesilea sah den Tod vor Augen, als Sandra Jamis ihr die Spitze des Schwertes an die Kehle legte.
    »Du hast mich besiegt, fremdes Mädchen!« stieß die Amazone hervor. »Gib mir das Schicksal, das dich ereilen würde, wärest du an meiner Stelle!«
    Wieder das seltsame Lächeln, das Sandras Mund umspielte. Dann nahm das Girl die Spitze des Schwertes zurück und erhob sich.
    »Ich bin eine Kriegerin!« erklärte es dann. »Es wäre gegen meinen Ehrenkodex, jemanden zu töten, der sich nicht wehren kann. Du hast gut gekämpft. Warum sollte ich deinen Tod wollen?«
    »Dann bitte ich dich, meine Freundin zu werden, fremdes Mädchen!« sagte Penthesilea. »Kämpfe an meiner Seite, wenn wir gegen die Griechen ziehen. Willst du das?«
    Für einen Moment besann sich Sandra Jamis. Sie wußte, daß sie damit auf der Gegenseite stand, denn Zamorra, Carsten und Tina waren gewiß schon im Lager der Griechen. Andererseits war es jedoch die Gelegenheit für sie, nach Troja hineinzukommen. Wer konnte wissen, was sie damit für Vorteile hatte?
    Außerdem war es eine faszinierende Idee, im Kreise dieser herrlichen, barbarischen Kriegerinnen zu kämpfen.
    »Ich bin glücklich, daß mich die Königin der Amazonen ihrer Freundschaft für würdig hält!« sagte Sandra Jamis schlicht. »Ich bedaure, daß wir gegeneinander gekämpft haben. Doch es ist nicht zu ändern. Die Pferde sind fort bis auf Boreas, deinen Schimmel!«
    Penthesilea fluchte, wie Krieger fluchen.
    »Wir werden die Pferde zurückerobern!« erklärte Atalante. »Wie ich die Männer kenne, wird der Sieg erst in Hunderten von Weinräuschen gefeiert werden müssen. Ich werde die erste sein, die an der Seite der Trojaner in das Lager der Griechen einfällt!«
    »Ich gehe mit dir, Atalante!« erklärte Sandra und schob der Kriegerin das Schwert wieder zu. »Wir werden gemeinsam kämpfen. Doch die Nacht weicht dem Tag. Wir sollten sehen, daß wir in die Nähe von Troja kommen. Wenn uns die Griechen hier erspähen, werden sie uns den Weg zur Stadt abschneiden!«
    »Sie hat recht, Königin!« nickte Atalante. »Wir sind zu wenige, um gegen das Heer der Griechen alleine bestehen zu können!«
    »Die Wagen und unsere Waffen?« fragte Penthesilea. »Wir können nicht bepackt wie die Lastenträger in Troja einziehen. Ich schlage vor, daß wir nur mit einem kleinen Trupp nach Troja gehen und uns von dort Pferde borgen, die unsere Wagen ins Innere der Stadt ziehen. Mögen uns auch die Trojaner helfen, die Griechen abzuwehren…!«
    »Ein weiser Entschluß!« lobte Sandra Jamis, die sich den Amazonen schon völlig zugehörig fühlte. »Wir gehen zu dritt!« bestimmte sie dann. »Atalante und ich werden Boreas am Zügel führen und dich auf seinem Rücken in die Stadt geleiten. Das dürfte keine schlechte Wirkung erzielen. Vielleicht noch eine kleine Eskorte deiner

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