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0282 - Amoklauf der Amazone

0282 - Amoklauf der Amazone

Titel: 0282 - Amoklauf der Amazone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Worte erstickte ein Wutgeheul der Penthesilea. Die Königin der Amazonen brüllte wie ein verwundetes Tier. Solchen Spott hatte noch niemand gewagt.
    Schreiend brüllte sie ihrer Waffenträgerin etwas zu. Gehorsam eilte diese davon und kam nach einer kurzen Weile zurück. In ihrer Hand hielt sie einen runden Schild und eine beidseitig geschliffene Doppelaxt.
    »Die Waffen, die ihr Ares selbst gab!« flüsterte es ringsum. »Ihr Vater… Ares… Der Gott des Krieges…!«
    Sandra Jamis sah, daß sie von der Gegnerin keine Schonung erwarten durfte. Sie ärgerte sich, daß sie den Speer weggeworfen hatte. Nun stand sie der Amazone wieder waffenlos gegenüber. Und mit der Axt, das erkannte Sandra auf Anhieb, konnte Penthesilea besser umgehen als mit einem Speer.
    Langsam wich das Girl aus çlem zwanzigsten Jahrhundert zurück. Schon glaubte sie, die Speerspitzen der Frauen zu verspüren, die ihr dep Fluchtweg versperrten.
    Doch dann vernahm sie von hinten eine klare Stimme. Es war Atalante, die beste Kriegerin der Penthesilea.
    »Du sollst nicht wehrlos fallen, tapferes Mädchen!« sagte die Amazone fest. »Hier, nimm meinen Schild und mein Schwert, und verteidige dich!«
    Sandra Jamis stieg einen Jubelruf aus, als ihr Atalante das Schwert in die Rechte drückte und den Rundschild aus starkem Stierleder um den linken Arm schob. Penthesilea fauchte wie ein Leopard, der Beute wittert.
    Während Sandra Jamis zurückwich und den Schild vollends dem Arm anpaßte, trat Penthesilea vor ihre Kriegerin hin und funkelte sie zornig an.
    »Du hast es gewagt, dich gegen mich zu stellen, Atalante!« zischte sie.
    »Ich tat, was mir die Ehre gebot, Königin!« erklärte die Amazone.
    »So tue es ganz und, folge ihr in den Tod!« befahl Penthesilea. »Wenn ich sie erschlagen habe, stürze dich in das Schwert, das ich dir verliehen habe und das sich durch deinen Willen gegen mich wendet!«
    »Ich werde mich in das Schwert stürzen, Gebieterin!« nickte Atalante. »Aber erst, wenn sie tot ist!« setzte sie bedeutungsvoll hinzu.
    »Das wird sie in wenigen Herzschlägen sein!« verhieß Penthesilea.
    »Wehr dich. Sonst sterben wir beide!« rief Atalante Sandra zu. Das Girl nickte nur kurz. Sie hatte die Unterhaltung genau verstanden. Sosehr sie es verabscheute, jemandem weh zu tun: Dieser Amazonenkönigin mußte Einhalt geboten werden. Schon um das eigene Leben und das jener Kriegerin zu retten, der die Selbstachtung mehr bedeutete als das eigene Leben.
    Als Penthesilea sich Sandra Jamis wieder zuwandte, fand sie eine gräßlich veränderte Gegnerin wieder. Mit einem wilden Schrei sprang sie das Girl an. Zwei, drei Mal klirrte die Klinge des Schwertes auf den hastig emporgerissenen Schild.
    Mit einem Fauchen riß die Amazonenkönigin die Doppelaxt empor. Ein von oben herab geführter Schlag riß einen handtellergroßen Span aus dem Lederschild. Den Rückhandschlag, bei dem die zweite Axtschneide Sandra unbedingt getroffen hätte, konnte das Mädchen gerade noch mit dem Schwert parieren.
    »Du solltest die Axt besser verwenden, um Feuerholz zu schlagen!«
    Die Rechnung ging auf. Penthesilea antwortete auf die Schmähung mit einem wahren Trommelfeuer von Hieben.
    Hageldicht fielen die Schläge. Die Luft wurde vom Sausen der Axtklinge erfüllt.
    Eiskalt wartete Sandra Jamis auf ihre Chance. Sie fing die Hiebe nicht direkt mit dem Schild auf, sondern schlug die herabfallende Axt mit dem Schildbuckel beiseite. Das schonte den Schild, durch den die Schrjeide der Waffe sonst gedrungen wäre, und ließ das Blatt der Axt sich tief in den Boden graben. Nach jedem Mal wurde es für Penthesilea schwerer, die doppelschneidige Waffe emporzureißen und Sandra Jamis erneut zu attackieren.
    Die Amazonen hielten den Atem an. Als erfahrene Kriegerinnen erkannten sie die Strategie des Mädchens sofort. Nur die Königin war blind in ihrer Angriffslust und merkte nicht, daß sie ihre Kräfte unnötig verausgabte.
    Doch die zurückweichende Gegnerin rief ihr immer neue Schmähungen zu, während ein seltsames Lächeln ihre Lippen umspielte.
    Jede der Kämpferinnen, die dem Kampf zusahen, wußte, daß Sandra genügend Zeit zwischen dem Schlag der Doppelaxt und der erneuten Angriffsbereitschaft der Königin hatte, um den Kampf für sich zu entscheiden.
    »Du wirst sterben… sterben… sterben…!« keuchte Penthesilea mit schwerem Atem.
    »Sicher!« nickte Sandra Jamis. »Aber da werden noch viele Jahre vergehen. Und der Tod wird mich nicht durch deine Axt ereilen.

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