Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
Vom Netzwerk:
schon eine halbe Stunde beobachtet, als ich mich wieder des Dicken und der kleinen Tänzerin erinnerte.
    Der alte Herr war inzwischen selig eingeschlafen, während seine derzeitige Freundin in aller Ruhe die Flasche Sekt austrank und ich hatte das Gefühl, es werde nicht mehr lange dauern, bis sie seine Brieftasche revidierte. Als ich mich wieder nach dem Graublonden umsah, war das Pärchen bereits gegangen.
    »Hallo, Jerry.«
    Ich sah mich um. Es war Richter Clinton, der nette, alte Clinton vom Gericht, und er saß unmittelbar hinter mir.
    »Hallo, Euer Ehren«, sagte ich. »Was tun Sie denn in diesem unsoliden Laden?«
    »Vermutlich das gleiche wie Sie. Ich mache Studien, beobachte und freue mich, wenn ich einen guten, alten Bekannten sehe.«
    »Schöne Bekannte werden das sein. Haben Sie schon einen gefunden?«
    »Und ob. Sehen Sie sich einmal um. Da hinten in der Ecke, genau unter der Palme, das eine der beiden Pärchen. Der Mann ist Wade Ross, der nur Big Ross genannt wird, und der Rotkopf daneben ist seine Freundin. Die anderen beiden kenne ich nicht.«
    »Aber ich kenne sie, wenn auch nur vom Ansehen. Sie saßen vorhin gerade vor mir und haben ihren Platz gewechselt.«
    »Die zwei scheinen etwas zu bereden, und es sieht so aus, als ob die Diskussion nicht gerade freundlich ist«, meinte Richter Clinton. »Sie wissen doch, wer Big Ross ist?«
    Und ob ich das wusste. Wade Ross war fünfzig und sah aus wie ein Wall-Street-Bankier, aber das war er nicht. Er war einer der großen Gangster. Man hatte ihm niemals ein Verbrechen oder auch nur die Beteiligung daran nachweisen können.
    Er residierte in einem kleinen Palast in Richmond, an Graham Beach. Jeder wusste, wer und was er war, und keiner konnte ihm etwas anhaben. Das war Big Wade Ross, den ich allerdings noch nie persönlich gesehen hatte.
    Es gab kaum eine Sparte des Gangstertums, in der er sich noch nicht betätigt hatte. In seinen jungen Tagen sollte er bei Lucky Luciano gelernt haben. Er war einer der Ersten gewesen, der einen Callgirl-Ring aufzog. Er kontrollierte kleine und große Glücksspielunternehmen.
    Er machte in Erpressung und in Protektion. Kurz, Big Ross war ein Allround-Gangster, auch wenn er es nicht liebte, dass darüber gesprochen wurde.
    Augenblicklich schien er schlechter Laune zu sein. Seine Brauen waren 18 zusammengezogen, und er sprach hastig auf seinen Tischgenossen ein, den blonden Mann mit den grauen Strähnen. Dabei schlug er wie zur Bekräftigung mehrere Male mit der Faust auf den Tisch.
    »Ich glaube, das gibt Krach«, meinte Judge Clinton und lehnte sich zurück.
    Gerade in diesem Augenblick beendete die Kapelle ihr Spiel. Einen Augenblick wurde es still, und in diese Stille konnte man deutlich die Worte des Graublonden vernehmen.
    »Eines Tages werde ich dir in die Zähne treten, Big Ross.«
    Er hatte sich drohend halb vom Stuhl erhoben, und als hätten sie nur auf dieses Signal gewartet, standen am Nebentisch drei Männer mit breiten Schultern und ausdruckslosen Gesichtern auf und gruppierten sich hinter ihm. Aber auch von einem anderen Tisch kamen drei Burschen, die den ersten so ähnlich sahen, als ob sie deren Brüder seien, heran und nahmen hinter Big Ross Aufstellung.
    Unwillkürlich griff ich nach der Pistole. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass der Geschäftsführer die Hand auf dem Telefon liegen hatte, aber dann löste sich plötzlich alles in Wohlgefallen auf.
    Der Graublonde und das Mädchen standen auf, ein Kellner nahm ein paar hingeworfene Scheine in Empfang, und dann gingen sie grußlos hinaus, gefolgt von den drei Gorillas.
    Ross starrte ein paar Sekunden hinter seinem Widersacher her. Dann lachte er, tätschelte zärtlich den Arm des Rotkopfs neben ihm und gab bei dem Kellner eine Bestellung auf.
    »Wissen Sie, wer der Bursche war, der da eben verschwunden ist?«, fragte ich den Richter.
    »Ich sagte Ihnen schon, dass er mir unbekannt ist, aber das Gesicht des Mädchens habe ich schon gesehen. Ich erinnere mich im Augenblick nicht, aber es wird mir wieder einfallen.«
    »Wenn das der Fall ist, dann sagen Sie mir bitte Bescheid. Sie und der Graublonde interessieren mich irgendwie.«
    Clinton und ich setzten uns zusammen, beobachteten, machten unsere Witze und amüsierten uns.
    Um ein Uhr mahnte der Richter zum Aufbruch, und ich schloss mich an. Um zwei Uhr war ich zu Hause. Ich versuchte Phil telefonisch zu erreichen, aber er meldete sich nicht.
    Judge Clinton hielt Wort. Am Morgen, ich war kaum in

Weitere Kostenlose Bücher