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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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beiden Seiten der Westchester Avenue, wurde geprügelt, geschrien, gejohlt. Und dann fielen die ersten Schüsse.
    Die Passanten flüchteten in die Häuser, und die Geschäftsleute ließen die Läden herunter oder schoben die Gitter vor. Es war deutlich zu beobachten, dass es zwei Parteien waren, die sich erbittert bekämpften.
    Die Straßenschlacht konzentrierte sich immer mehr auf die Westchester Avenue, wo aus den Schächten der U-Bahn immer neuer Nachschub quoll. Man hätte meinen können, man befinde sich im finstersten East End.
    Wir konnten nichts unternehmen, ebenso wenig wie unsere Kollegen. Meiner Schätzung nach tobte der Kampf unter mindestens zweihundert Gangstern, die sich gegenseitig mit Knüppeln, Schlagringen und Messern bearbeiteten so weit sie nicht in der Gegend herumknallten.
    Dann kamen die zwei Bereitschaftswagen vom Crotona Park. Die abspringenden Cops wurden mit wildem Geheul, Steinwürfen und Schüssen empfangen.
    Sie schwärmten aus, und dann flogen die Tränengasbomben.
    Gegen Tränengas ist bekanntlich kein Kraut gewachsen, es sei denn, man verfügte über eine Gasmaske.
    Im Nu flüchteten sie - mit vor das Gesicht gepressten Taschentüchern.
    Eine halbe Stunde danach konnten wir die Strecke besichtigen. Es hatte siebzehn mehr oder weniger Schwerverletzte gegeben und einen Toten. Die Polizei hatte keine Verluste zu verzeichnen. Außerdem waren zweiundzwanzig unverletzte Ganoven festgenommen worden.
    Diese zweiundzwanzig Mann nahmen wir uns sofort vor. Die meisten behaupteten, sie wüssten überhaupt nichts und seien zufällig in die Prügelei verwickelt worden.
    Aber nicht einer der Kerle stammte aus der Gegend. Alle waren sie im East End zu Hause, und jeder hatte eine andere, unglaubwürdige Erklärung dafür, warum er gerade heute Abend in dieser Gegend der Bronx gewesen sei.
    Der eine hatte angeblich eine Tante besuchen wollen, die es nicht gab, der andere einen Kriegskameraden, den niemand kannte, und der dritte eine Freundin, deren Namen er nicht einmal wusste. So ging das weiter.
    Siebzehn der Kerle hatten bereits etwas auf dem Kerbholz. Alle gemeinsam schworen Stein und Bein, sie gehörten keiner Gang an und hatten von der Sing-Sing-Gang noch nie etwas gehört.
    Vorläufig kamen die Verletzten ins Gefängnishospital und die anderen in die Zellen. Auf alle Fälle waren sie außer Gefecht gesetzt. Die Anklage vor dem Municipal Court würde auf organisierten Aufruhr lauten, und dafür gab es im besten Fall sechs Monate. Inzwischen konnte sich die Stadtpolizei eingehender mit ihnen beschäftigen.
    Um acht Uhr rückten wir ab. Die Cops blieben vorsichtshalber in Bereitschaft. Ein paar Läden, Kneipen und Bars öffneten wieder ihre Pforten, es war, als ob nichts vorgefallen wäre.
    ***
    Am nächsten Morgen studierten wir die Listen und Personalien der festgenommenen Gangster durch. Darunter befand sich einer, der ein näheres Anschauen wert war.
    Er heiß Mike Hall, war fünfundvierzig Jahre alt und hört auf den Spitznamen Affe.
    Von den letzten fünfundzwanzig Jahren seines Lebens hatte er vierzehn in verschiedenen Gefängnissen und Zuchthäusern verbracht. Auf der Fotografie, die bei unseren Akten lag, konnte man leicht erkennen, woher sein Spitzname kam. Sein Schädel war klein und platt, die Stirn niedrig und das Gesicht glich dem eines Schimpansen. In seiner Personalbeschreibung stand, dass er überlange Arme und kurze Beine hatte. Es fehlte also nur noch das Fell, und der Affe wäre fertig gewesen.
    Mein Freund und ich, wir waren gerade dabei, dieses Foto zu studieren, als unser Kollege Neville hereinkam.
    »Hallo, Jerry. Hallo Phil«, grüßte,er. »Was habt ihr denn da?… Ei, ei, wenn das nicht der Affe ist, so will ich mich braten lassen.«
    »Was wissen Sie denn von ihm?«, fragte ich.
    »Eine ganze Menge, und zwar Dinge, von denen ihr keine Ahnung habt, weil sie vor eurer Zeit passierten. Als ich ihn das erste Mal festnahm, es mag vor zwölf Jahren gewesen sein, gehörte er der Gang von Cherry Nose an. Er ist durchaus nicht so dumm, wie er aussieht. Er hat die Gewandtheit und die Kräfte eines Gorillas und merkwürdigerweise auch ein kluges Köpfchen. Es kostete uns damals viel Mühe, ihn zu überführen. Nachdem Cherry Nose im Jahr vierundfünfzig umgebracht wurde, ging der Affe zu Big Ross über.«
    »Wissen Sie das sicher, Neville?«, fragte ich.
    »Ich weiß es, aber ich würde es nie beweisen können. Mir hat es einer meiner damaligen Freunde aus dem East End erzählt.

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