Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
Vom Netzwerk:
Mister Bloomer würde sich durch ein Stichwort ausweisen; und dieses Wort heißt Nancy.«
    »Und was geschah nun hier?«, fragte ich Haryman.
    »Ich hatte das Päckchen gerade in Empfang genommen, als die Verbindungstür zu Nummer 85 aufgerissen wurde und ein Kerl mit gezogener Pistole mir das Päckchen abverlangte. Ich weigerte mich, es auszuliefem. Es gab einen kurzen Wortwechsel, er schoss und ich schoss zurück. Es war Notwehr. Wenn Sie zugehört haben, wissen Sie das selbst.«
    Es war elf Uhr fünfunddreißig.
    »Sie wissen genau, dass Sie in der Tinte sitzen, Haryman, Notwehr oder nicht, wir wollen Ihnen eine Chance geben. Sie werden tatsächlich in den White Turkey gehen und nach Mister Bloomer fragen. Wir werden sehen, dass wir Ihnen auch ein entsprechendes Päckchen - wenn auch nicht gerade dieses - mitgeben. Wenn der Mann mit dem Kennwort Nancy kommt, so stoßen Sie Ihr Glas um und überlassen uns den Rest.«
    Er war von diesem Vorschlag nicht gerade begeistert, aber er fügte sich. Der Hoteldetektiv beschaffte uns im Handumdrehen ein Päckchen, das von weitem so aussah, wie das aus England. Wir telefonierten ins Office und bestellten unsere eigenen Leute, damit der Tote unauffällig weggeschafft und die nötigen Feststellungen in den beiden Zimmern getroffen wurden. Wir hatten dazu keine Zeit mehr.
    Wir beauftragten den Hoteldetektiv, vor den beiden Zimmern Wache zu halten, bis unsere Kollegen kamen. Dann steckte ich das kostbare, braune Päckchen in die Tasche, gab Haryman das zweite und nahm ihm die Handschellen ab.
    »Sie gehen jetzt hinunter und nehmen ein Taxi«, sagte ich. »Sie fahren zum White Turkey, und tun, was Ihnen auf getragen wurde. Glauben Sie nicht, Sie könnten unterwegs auskneifen. Wir werden dicht hinter Ihnen bleiben und Sie nicht aus den Augen lassen. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir, falls Sie flüchten, von der Schusswaffe Gebrauch machen.«
    Wir ließen ihm einen Vorsprung von zwanzig Fuß und schleuderten, anscheinend in unsere Unterhaltung vertieft, hinterher. Während ein Page ihm ein Taxi winkte, kletterten wir in meinen Jaguar.
    Das Taxi kam und es ging die 57. Straße hinunter zur Madison Avenue. Dann rechts um die Ecke der 49. Straße.
    Das White Turkey war ein großes und um diese Zeit noch gut besetztes Restaurant, in dem man schon für einen Dollar fünfzig ein ausgezeichnetes Essen bekam.
    Es war der richtige Platz für eine Verabredung, bei der man nicht auffallen wollte.
    Haiyman spielte seine Rolle ausgezeichnet. Es ging geradewegs auf den Geschäftsführer los, wechselte ein paar Worte mit ihm und wurde zu einem Tisch geleitet, der das Schild Reserviert trug.
    Er setzte sich, und wir parkten nicht weit davon.
    Der Zeiger der großen, elektrischen Uhr auf dem Büfett rückte immer weiter vor.
    Endlich sprang er auf Mitternacht.
    Haryman rutschte ungeduldig und wahrscheinlich auch ängstlich auf seinem Stuhl hin und her.
    Das braune Päckchen hatte er vor sich auf den Tisch gelegt.
    Er schenkte den Rest seiner Flasche Bier ein und führte das Glas zum Mund.
    Da erlosch das Licht.
    Das Lokal war plötzlich stockfinster. Einen Augenblick blieb es still, und dann klang von verschiedenen Tischen Gelächter auf.
    Ein paar Stimmen riefen:
    »Licht… Beleuchtung… Was soll denn das?«
    Ein Glas zersprang am Boden.
    Wir waren beide aufgesprungen, aber es war unmöglich, uns die kurze Strecke bis Harymans Tisch entlang zutasten.
    Wir stießen gegen Stühle und schimpfende Menschen.
    Als das Licht wieder aufflammte, stand der Zeiger der Uhr auf zwölf Uhr zwei.
    Haryman saß noch dort, wo er vorher gesessen hatte.
    Er war vornübergesunken.
    Es sah aus, als ob er schliefe.
    Das Bierglas lag zersplittert am Boden, und das braune Päckchen war verschwunden.
    Gleichzeitig erreichten wir ihn und sahen das Messer, das zwischen seinen Schulterblättern steckte. Jemand hatte es bis zum Heft hineingestoßen.
    Ich hob seinen Kopf und sah auf den ersten Blick, dass er tot war. Das war also schon der zweite, der in dieser Nacht wegen des Tagebuches des John Keys hatte sterben müssen.
    Wären wir der üblichen Routine gefolgt, so hätten wir nun die Ausgangstür und den Zugang zu den hinteren Räumen sperren und alle Gäste überprüfen müssen, aber wir verzichteten darauf.
    Während Phil bei dem Toten Wache hielt, lief ich hinüber zum Büfett und erfuhr, dass irgendjemand die Hauptsicherung herausgedreht hatte. Es mussten also mindestens zwei Leute an dem Mord beteiligt gewesen sein,

Weitere Kostenlose Bücher