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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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Gleich morgen, aber vorher musst du mir noch fünf Dollar geben. Ich habe Durst. Furchtbaren Durst.«
    Ich versuchte ihm das auszureden, aber es nutzte nichts. Mit der Sturheit eines Betrunkenen bestand er darauf.
    »Gut, ich gebe dir fünf Dollar, aber nur unter der Bedingung, dass du sofort nach Hause gehst.«
    »Ehrenwort. Ich gehe sofort.«
    Ich fischte einen Schein aus der Tasche und schob ihn hin. Er griff gierig danach, steckte ihn ein und erhob sich. Dann schwankte er hinaus.
    Es war halb drei und damit höchste Zeit, dass auch ich mich verkrümelte. Ich zahlte und ging.
    Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, als ich auf die Straße trat und in die New Chamber Street einbog, um auf dem schnellsten Weg zur Center Street zu kommen, wo ich meinen Jaguar im Hof des Polizeihauptquar-38 tiers abgestellt hatte. An der Ecke der Park Row stand eine kleine Gruppe von Gestalten um etwas, das am Boden lag. Ich drängte mich hindurch und beugte mich nieder.
    Da lag doch tatsächlich der Kerl, dem ich soeben die fünf Dollar geschenkt hatte. Er musste betrunkener gewesen sein, als ich angenommen hatte.
    Dann sah ich das Blut, das von seinem Kopf herunterrieselte.
    Ich fasste nach dem Puls, aber der schlug nicht mehr. Der Junge hatte seine Redseligkeit mit dem Leben bezahlt.
    Ich war davon überzeugt, dass ihm der Schädel nur deswegen eingeschlagen worden war, weil er sich mit mir eingelassen hatte.
    Ich sah mich um und blickte in ausdruckslose, gleichgültige Gesichter.
    Es ist nichts Außergewöhnliches, wenn hier im East End einem das Lebenslicht ausgeblasen wird.
    Die Mordkommission kam, und im gleichen Augenblick war die Straße leer, bis auf den Toten und mich.
    Der Arzt stellte den üblichen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand fest. Der Tote hatte keine Papiere, aber man würde schon herausbekommen, wer er war.
    ***
    Am 5. August erreichte uns ein Anruf der Bank of England. Diese hatte einen Luftpostbrief erhalten, der einwandfrei die Unterschrift von Nancy Black trug. In diesem Brief wurde die Bank aufgefordert, das Depot ebenfalls per Luftpost an Mister Charles Haryman, Henry-Hudson-Hotel 353. 57. Street in New York, per Einschreiben abzuschicken.
    Phil, der am Apparat war, fragte Mister High. Der Chef gab Anordnung, die Sache laufen zu lassen. Es kam uns ja darauf an, zu erfahren, wer der Empfänger sei und an wen er das Paketchen weitergeben würde.
    Wir informierten uns über die Flugverbindungen und die voraussichtliche Ankunftszeit. Die Sendung würde am folgenden Tag, abends neun Uhr, in Idlewild eintreffen und zwischen zehn und elf Uhr zugestellt. Dann machte ich einen Besuch beim Manager des Henry-Hudson-Hotels.
    Ein Mister Haymann wohnte zurzeit dort nicht, aber wir würden Nachricht bekommen, sowie er auftauchte.
    Der Gesuchte zog am nächsten Morgen ein und erhielt das Zimmer Nummer 87 im zweiten Stock.
    Phil und ich, wir mieteten daraufhin das gegenüberliegende Zimmer Nummer 88. Beim Abendessen sahen wir unseren Nachbarn. Haryman war ein unauffälliger und gut gekleideter Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren. Er hatte nur eine Eigenschaft, die uns auffiel. Wohin er auch ging, immer blickte er sich von Zeit zu Zeit verstohlen um, als wolle er sich vergewissern, dass er nicht verfolgt und nicht überwacht wurde.
    Nach dem Dinner, es war gegen acht Uhr, erhob er sich, und wir taten dasselbe. Zusammen mit ihm fuhren wir im Lift nach oben und gingen vor ihm den Korridor entlang. Dabei verlor ich absichtlich mein Taschentuch.
    »Hallo, Mister. Sie haben etwas fallen lassen.«
    Ich drehte mich mit gespieltem Erstaunen um und bedankte mich mit größter Freundlichkeit. Haryman meinte, das sei doch nicht der Mühe wert und verschwand in seinem Zimmer. Wir zogen uns ebenfalls zurück, ließen aber die Tür einen kleinen Spalt offen.
    Um uns die Zeit zu vertreiben, bestellten wir eine halbe Flasche Scotch.
    Es wurde halb neun. Nichts ist trostloser als ein Hotelzimmer. Wir kamen uns wie eingesperrt vor.
    Wir saßen da, rauchten, tranken und warteten.
    Neun Uhr. Von Zeit zu Zeit hörten wir Schritte und Türenklappern, aber gegenüber blieb es still.
    Halb zehn.
    Der Spiegel der Flasche war schon über die Hälfte gesunken, und dann stellten wir fest, dass auch unsere Zigaretten zu Ende gingen. Wir klingelten und ließen uns von dem Zimmerkellner zwei Päckchen Luckies bringen.
    Zehn Uhr.
    Obwohl dafür gar keine Ursache vorhanden war, fing ich an, nervös zu werden.
    Was dann, wenn man den Eilboten

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