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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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vor dem Hotel abgefangen und ihm die kostbare Sendung weggenommen hatte? Wir hatten an diese Möglichkeit nichts gedacht, aber jetzt ließ sich daran nichts mehr ändern. Wir mussten es darauf ankommen lassen.
    Elf Uhr zwanzig.
    Wieder Schritte, und dann hörten wir deutlich das Klopfen. Ich spähte durch den Türspalt und sah den Eilboten.
    Die Tür zu Nummer 87 wurde geöffnet.
    »Ich habe eine Eilsendung. Wie heißen Sie, bitte?«
    »Charles Haryman.«
    »Darf ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Sofort.« Ein Ausweis wurde herausgereicht, und der unterschriebene Zettel folgte.
    Der Bote griff in die Ledertasche und holte ein kleines, flaches in braunes Papier gehülltes Päckchen heraus.
    »Danke«, hörten wir Haryman sagen, und dann drehte sich der Schlüssel im Schloss.
    Nun, einmal musste er ja zum Vorschein kommen oder, wie wir annahmen, ein anderer erschien, um die Papiere abzuholen. Wenn wir jetzt versuchten, gewaltsam einzudringen, so würde der Kerl vielleicht Gelegenheit finden, das Tagebuch des John Keys und Nancy Blacks Aufzeichnungen zu vernichten.
    Es dauerte ein paar Minuten, und dann war es mir, als ob ich gedämpfte Stimmen hörte. Auf Zehenspitzen gingen wir über den Korridor und lauschten.
    Tatsächlich. In Harymans Zimmer sprachen zwei Männer miteinander, aber was sie sprachen, war nicht zu verstehen.
    Wie war das möglich? Wir blickten uns an und fanden keine Erklärung. Dann plötzlich vernahmen wir den gedämpften Knall, der für eine mit Schalldämpfer versehene Pistole charakteristisch ist.
    Diesem Knall folgte unmittelbar ein anderer, scharf und peitschend. Etwas polterte. Wir waren im Begriff, uns gegen die Tür zu werfen, als die zum Nebenzimmer aufflog.
    Mister Haryman rannte heraus. Über seine Stirn zog sich ein roter, blutiger Strich, die Spur eines Streifschusses. Und mit der rechten Hand umkrallte er das kleine, in braunes Papier gewickelte Paket.
    Er sah uns nicht.
    Phil erreichte ihn mit zwei Sprüngen, schlang den Arm um seinen Hals und riss ihn nach hinten.
    Haryman verlor das Gleichgewicht, stürzte, und das Paket entfiel ihm.
    Er versuchte verzweifelt, sich zu wehren, aber es nützte ihm nichts.
    Die Handschellen klickten, und wir stießen ihn in unser Zimmer.
    Während ich bei ihm blieb und zur Sicherheit die 38er gezogen hatte, lief mein Freund durch die offen stehende Tür von Nummer 85. Es dauerte nur zwei Minuten, bis er zurückkam.
    »Da drin liegt ein Toter«, berichtete er. »Haben Sie den Mann erschossen?«
    Haryman blickte uns aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Lasst mich los, nehmt das Paket und haut ab«, zischte er wütend. »Ich habe nicht gewusst, dass ihr zu dritt seid.«
    Schon ertönten auf dem Gang eilige Schritte. Man hatte den Knall gehört. Es waren der Zimmerkellner, ein Hausdiener und ein dritter, den ich für den Hoteldetektiv hielt.
    Ich ging hinaus und sagte:
    »Stopp. Bleiben Sie aus dem Zimmer.« Dabei zeigte ich meine Legitimation.
    Es stimmte. Der dritte war der Hoteldetektiv. Er prüfte meinen Ausweis und nickte.
    »Der Manager hat mich schon unterrichtet, dass mit dem Gast von 87 etwas nicht in Ordnung sei und dass er damit rechne, er werde von den G-men verhaftet, aber von der Schießerei hatte er keine Ahnung.«
    »Davon hat man vorher gewöhnlich keine Ahnung«, gab ich zurück. »War Nummer 85 vermietet?«
    »Ja, seit heute morgen. Der Gast nennt sich Silver, und soviel ich mich erinnere, heißt er Alf mit Vornamen.«
    »Nun, dieser Alf Silver ist eine Leiche. Sein Nachbar hat ihn umgebracht. Die zwei hatten Streit. Warum, das ist nicht Ihre Angelegenheit.«
    »Soll ich die Mordkommission alarmieren?«, fragte er.
    »Nein. Was zu erledigen ist, erledigen wir selbst. Sagen Sie dem Kellner und dem Hausdiener, sie möchten unter allen Umständen den Mund halten. Ganz abgesehen davon, dass sie sich sonst Unannehmlichkeiten zuziehen, könnte es für jeden, der den Mund aufmacht, lebensgefährlich sein. Im Übrigen schließen Sie Nummer 85 von außen ab und geben Sie mir den Schlüssel.«
    »Wird gemacht«, antwortete er, und ich ging wieder zurück ins Zimmer.
    »Ich habe inzwischen unserem Freund Haryman die Kanone abgenommen«, sagte Phil. »Er behauptet, er habe von einem - natürlich Unbekannten - den Auftrag bekommen, die Luftpostsendung in Empfang zu nehmen und sie um Mitternacht in den White Turkey in der 49. Straße zu bringen. Dort sollte er sich nach Mister Bloomer erkundigen und an dem Tisch, der ihm bezeichnet werde, Platz nehmen.

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