0282 - Zombies stürmen New York
Manhattan hielt sich Logan Costello auf. Wenn die Galeere anlegte, dann bestimmt an den Piers von Manhattan und nicht auf der Jersey-Seite.
Roberto Pasti hatte sich als wirklicher Freund und Helfer erwiesen und alles aufgeboten, was in seinen Kräften und seiner Macht stand. Er hatte seine Verbindungen spielen lassen. Sobald sich die Galeere dem Festland näherte, würde es ihm gemeldet.
Er und sein Besucher aus London hockten in dem Caddy auf einem ziemlich weit südlich gelegenen Pier. Von ihm aus hatte man einen unverbauten Blick in die Upper Bay hinein, denn die großen Krananlagen standen weiter nördlich.
Der Abend hatte den Tag abgelöst. Dennoch war es kaum erträglicher geworden. In den Straßenschluchten der Millionenstadt dampfte der Asphalt. Die Hitze des Tages hatte sich wie mit gierigen Fingern in die Hauswände gekrallt, als wollte sie sie nie mehr loslassen. In diesen Nächten drehten manche Menschen durch, sie wurden fast tierisch. Da erschlug der Sohn seinen Vater, da gab es Morde am laufenden Band, Totschläge und Anfälle von Wahnsinn. In den Slums, wo es keine Klimaanlagen gab, mußten sich die aufgestauten Emotionen einfach Luft verschaffen.
Die Polizisten, in New York sowieso nicht verwöhnt, leisteten in diesen heißen Sommernächten Schwerstarbeit.
Von dieser Hitze merkten die beiden Mafiosi nichts. Sie warteten in dem voll klimatisierten Cadillac und tranken aus der Bar des Wagens italienischen Landwein. Wie helles Blut schimmerte er in den Kristallgläsern, und die beiden Männer nickten, wenn die edlen Tropfen über ihre Zungen rannen.
»Dieser Wein ist vorzüglich«, sagte Logan Costello schon zum drittenmal.
Pasti hob die Schultern, während er lächelte. »Ich lasse ihn aus Sizilien kommen.«
»Da habe ich auch meine Beziehungen.«
»Aber mein Wein wird von Papa Cervolucci angebaut. Er arbeitet nur für mich. Ich entlohne ihn fürstlich. Er ist mir ein Freund geworden. Sein Sohn arbeitet inzwischen auch für mich. Sehr loyal, der junge Mann. Ich lasse ihn in der Heimat Häuser kaufen und bauen.«
»Du weitest dein Imperium aus, nicht wahr?«
Pasti nickte. »Darauf kannst du dich verlassen. Man soll nie die Verbindungen zur alten Heimat abbrechen. Dies habe ich mir immer zur Devise gemacht.«
»Dabei fährst du nicht schlecht.«
»Das stimmt, mein Freund. Salute.« Pasti hob das Glas und trank dem Mann aus London zu.
Sie genossen den Wein. Die Wartezeit wurde ihnen auch nicht langweilig, denn sie sprachen über die »guten alten Zeiten«, die leider nicht mehr wiederkamen und wo beide noch so jung gewesen waren und selbst in die Kämpfe mit eingriffen.
»Es ist sehr ruhig hier«, stellte Costello nach einer Weile fest und wechselte das Thema.
»Du hast recht. Der Hafen ist leider nicht mehr das, was er einmal war.«
»Die Krise?«
»Genau. Man hat einige Piers in New York stillgelegt und vieles nach Jersey rübergeschafft.«
»Weshalb?«
»Dort sind die Gebühren nicht so hoch. Jeder Reeder muß rechnen, weißt du?«
»Wein sagst du das?« stöhnte Logan Costello. »Mir ergeht es ja nicht anders, und bei dir ist es wahrscheinlich auch so. Oder täusche ich mich da?«
»Nein, das nicht.«
»Na bitte.«
Ein Schatten erschien neben dem Wagen. Es war einer der Leibwächter, auf die Pasti nicht verzichten wollte. Er hatte seine Leute gut verteilt, zudem standen sie miteinander in Sprechverbindung, ermöglicht durch flache Walkie-talkies.
Pasti drückte auf den Kontaktknopf, und die rechte hintere Scheibe des Caddy fuhr nach unten. Das schwere Panzerglas bewegte sich nur sehr langsam.
Nach brakigem Wasser riechende Luft drang in das Innere des Wagens.
»Es ist noch nichts in Sicht«, meldete der Mann.
»Habt ihr alles unter Kontrolle?«
»Ja, die Gläser sind ausgezeichnet. Sobald sich das Schiff der Verrazano Bridge nähert, müßten wir es sehen können.«
»Gut, haltet weiterhin die Augen offen.«
»Das machen wir.«
Pasti ließ die Scheibe wieder nach oben surren und lehnte sich zurück.
»Ich kann mich auf meine Männer verlassen.«
»Das ist gut«, meinte Costello. »Dennoch ist die Anzahl der Verräter größer als früher. Heute sind die Traditionen leider zu sehr verwischt, auch der Pöbel denkt nur noch ans Geld.«
»Kann man ihm einen Vorwurf machen?«
Logan Costello schaute Pasti überrascht an. »Diese Worte aus deinem Munde zu hören, überrascht mich.«
Pasti lachte. »Wieso?«
»Du hast dich zu sehr angepaßt. Das macht Amerika, New York.
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