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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Liste der Substanzen durchzugehen, die er für das Pulver benötigte. Dann machte er sich daran, sie zusammenzuholen. Und er wußte, daß die Gefahr, die Angely völlig ahnungslos und ungewollt ins Castle geholt hatte, von Sekunde zu Sekunde größer wurde.
    Jeden Moment konnte das Grauen irgendwo zuschlagen. Eine Berührung genügte doch schon…
    ***
    Das, was einmal Pete MacRoy gewesen war, gehorchte einem unhörbaren Befehl. Unauslöschlich hatte dieser sich in ein Gedächtnis eingebrannt, das nur noch als Bewußtsein existierte. Alles, was einmal Fleisch gewesen war, war längst zerfallen. MacRoy war nur noch Skelett. Schwarze Magie hatte Besitz von ihm ergriffen, hielt ihn aufrecht und verlieh ihm ein eigenartiges Scheinleben. Mit seinem Sturz aus dem Fenster hatte er versucht, seiner unheilvollen Bestimmung zu entgehen, aber nicht einmal das war ihm noch gelungen. Der Tod steckte in ihm, und wie ein Mensch konnte er nicht mehr sterben.
    Er konnte sich auch nicht mehr dagegen wehren.
    Er verbarg sich im unbewohnten Teil der alten schottischen Burg. Raven’s Castle war groß und weitläufig errichtet worden, und nur ein geringer Teil wurde noch erhalten und bewohnt. Der größte Teil zerfiel. Sir Glenn ließ diesen Teil bewußt nicht restaurieren, obgleich er das Geld dafür besaß. Er wollte die Burg bewußt zerfallen lassen, um mit dem Touristengeschäft noch mehr Geld zu verdienen. Er sammelte Reichtum über Reichtum. Es war ein Zwang…
    Wie ein Fluch…
    Doch davon wußte MacRoy nichts. Er gehorchte nur dem Befehl, sich versteckt zu halten und zu warten, bis der alte MacRaven kam. Dann hatte er zuzuschlagen.
    Dabei wußte der Knochenmann nicht einmal, worum es wirklich ging. Er war nur ausführendes Werkzeug, mehr nicht.
    Irgendwo tief in seinem Inneren lockte ein anderer Auftrag, der aus noch weiterer Ferne kam. Eine fremde Geistesmacht wollte ihn zwingen, sein Versteck zu verlassen und, unangreifbar wie er war, auch andere mit dem Keim der Auflösung und Versklavung zu versehen. Doch dieser Befehl kam nicht mehr ganz durch. Der andere, stärkere, ließ es nicht zu, daß noch andere zu Schaden kamen.
    Und so wartete Pete MacRoy ab. Wartete in stoischer Ruhe darauf, daß Sir Glenn ihn fand. Und auch die andere, entfernte Stimme konnte er in gewisser Weise beruhigen; durch seine kurze Wanderung zum Versteck und vor allem durch seinen Auflösungsprozeß im Gästezimmer waren genug Punkte vorhanden, bei denen allein die Berührung durch einen anderen Menschen die Infizierung verursachen würde. Und kaum eine dieser Stellen ließ sich bewußt feststellen. Irgendwann mußte eine Berührung zwangsläufig erfolgen, selbst bei größter Vorsicht…
    Wer ihm diesen Befehl gab, danach konnte der Knochenmann nicht fragen.
    ***
    Ächzend ließ Zamorra den Druiden von seiner Schulter gleiten. Gryf versuchte erneut, auf eigenen Beinen zu stehen, und er schaffte es ein paar Sekunden lang, bevor er wieder zusammensank. »Verdammt«, flüsterte er verbissen. »Das gibt’s nicht… so lange kann ich doch gar nicht schlappmachen…«
    Zamorra lehnte sich an die hohe Steinmauer des Torbogens. Er fühlte sich ausgepumpt. Schön, er war kräftig und durchtrainiert, aber einen schweren Mann über drei Meilen zu tragen, noch dazu bergan, machte ihm auch erheblich zu schaffen. Tief atmete er durch, während Nicole Gryf half, sich so zurechtzusetzen, daß er mit dem Rücken ebenfalls an der Mauer lehnte.
    Sie befanden sich vor dem Tor der großen Burg. Und dieses Tor war verschlossen und ließ sich nicht öffnen. Es gab auch keine Möglichkeit, einen Klopfer oder eine Glocke zu betätigen. Sie standen vor der Tür und waren ausgesperrt.
    »Immerhin hat man wenigstens die Zugbrücke unten gelassen«, stellte Nicole fest. »Das ist doch schon etwas. Ob ich mal versuche, die Mauer zu überklettern? Gryf braucht auf jeden Fall Hilfe. Solange er nicht wieder von selbst zu Kräften kommt…«
    Zamorra nickte, schüttelte dann aber wieder den Kopf. »An dieser Mauer kommt keiner hoch. Keine Chance, außer mit Sturmleitern wie bei einer mittelalterlichen Belagerung. Aber vielleicht sollten wir uns durch lautes Rufen bemerkbar machen. Immerhin brennen die Lichter in den Fenstern immer noch, man ist also noch wach.«
    Nicole sah lächelnd auf ihre zierliche Uhr. »Na, um diese Zeit doch kein Wunder. Gerade acht…«
    Zamorra hämmerte mit den Fäusten gegen die massive Tür. Er sah im Mondlicht das geschnitzte Wappen; einen

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