0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
mehr feststellbar sein. Aber vielleicht ergibt sich doch ein Anhaltspunkt.«
Phil stimmte zu. »Wenn ich mich recht entsinne, sind Buster und die Paine noch nicht sehr lange in New York. Also wird sich der Bekanntenkreis der beiden in gewissen Grenzen halten. Das erleichtert die Nachforschungen. Irgend jemand aus der näheren Bekanntschaft der beiden käme als Täter in Frage.«
»Also, gut«, sagte ich. »Beginnen wir mit der Kleinarbeit! Malloy, Lester, Perkins und wahrscheinlich auch Winter und Kelly sind tot. Damit ist die Bande bis auf den unbekannten Boß und bis auf Blyth ausgelöscht.«
»Winter, Kelly und den Tramp Fletcher kann man nicht zur Bande rechnen«, meinte Phil.
»Richtig. Aber Blyth und der Unbekannte sind noch frei. Es wäre jetzt zu prüfen, ob Jack Buster irgendeinen Mann kennt, der eventuell Blyth sein könnte. Leila Paine kennt ihn nicht. Davon habe ich mich schon beim ersten Verhör überzeugt. Wenn auch Buster keinen Blyth kennt, dann spricht alles dafür, daß der dritte, bei der Entführung der Sängerin beteiligte Mann der ist, der entweder Buster oder die Paine kennt, von Busters Beruf wußte und eine Möglichkeit zu einem raffinierten Bankraub sah. Den Mann müssen wir finden.«
»Phil, Sie unterhalten sich mit Buster«, sagte Mr. High. »Sie, Jerry, fragen Miß Paine noch einmal aus.«
***
Die Dämmerung senkte sich bereits über Brooklyn, als ich meinen Jaguar vor dem Flat House bremste, nachdem ich Phil vor dem billigen Hotel in der Remsen Avenue abgesetzt hatte, wo Jack Buster wohnte.
Auf der Treppe zu Leila Paines Wohnung begegnete mir der Hausmeister Floyd Cocomo. Er schob wie üblich eine Fuselwolke vor sich her, war schmierig und knurrig wie stets und füllte die schmale Treppe mit seinem massigen Körper, so daß ich kaum an ihm vorbeikam. Er schien sich nicht an mich zu erinnern, glotzte mich an und watschelte dann die Treppe hinab. Als ich ihm über die Schulter nachblickte, sah ich, daß sein linker Unterarm — Cocomo trug die Hemdsärmel emporgestreift — mit Teer verschmiert war.
Leila Paine empfing mich mit einem reizenden Lächeln. Sie hatte den Schock ihrer Entführung jetzt offenbar gänzlich überwunden. Sie sah gepflegt, schön und taufrisch aus. Sie trug einen Hausanzug aus grüner Seide und entzückend gearbeitete Pantöffelchen.
Ich nahm einen Drink, den sie mit sachkundiger Hand gemixt hatte, und unterhielt mich fast eine Stunde mit der jungen Sängerin. Es wurde ein anstrengendes Gespräch für Leila Paine — und für mich eine Fehlanzeige.
Die junge Frau lebte sehr zurückgezogen, hatte niemals eine der Einladungen angenommen, die sie als Nachtklubsängerin reichlich erhielt, und verfügte — abgesehen von ihrem Verlobten — über keinerlei Bekannte in New York. Sie stammte aus dem mittleren Westen und war in die Lichterstadt der Ostküste gekommen, um hier mit ihrer schönen Stimme Geld zu verdienen. Sie hatte vor, in spätestens einem Jahr in ihre Heimatstadt zurückzukehren, selbstverständlich dann als Mrs. Jack Buster und in Begleitung ihres Mannes. Denn innerhalb des nächsten halben Jahres wollte sie sich mit dem Bankangestellten trauen lassen.
Leila Paine erzählte mir, daß auch Buster kein geborener New Yorker sei, allerdings seit mehr als zehn Jahren hier lebe und über weit mehr Bekannte verfüge als sie. Vielleicht, so meinte die Sängerin, ergebe sich dabei ein Fingerzeig. Leider irrte sie sich, denn auch Phil hatte keinen Erfolg. Es war unmöglich, aus der Menge von Busters Bekannten jemand herauszufinden, der in irgendeiner Verbindung zu den Gangstern hätte stehen können.
Ich bedankte mich bei Leila Paine und ging.
Auf der Treppe begegnete ich wieder dem Hausmeister. Diesmal kam er mir von unten entgegen und nahm wiederum keinerlei Notiz von mir. Sein ständiger Alkoholkonsum schien nicht ohne Folgen auf seinen Geisteszustand zu bleiben.
Allerdings fiel mir auf, daß jetzt die Teerflecken an Cocomos Unterarm verschwunden waren.
***
Conrad Webster wohnte in der Nähe des Dyker Beach Parks im Westzipfel von Brooklyn. Er war ein Hundeliebhaber und hielt sich eine Dogge, zwei Collies und einen deutschen Schäferhund. Morgens und abends pflegte er mit den Tieren einen Spaziergang zu machen, um ihnen den nötigen Auslauf zu verschaffen.
An diesem Morgen — es war der Tag nach unserem Abenteuer in der Henry Clinton Street — war Webster schon früh auf den Beinen. Er fütterte seine Hunde in ihrem Zwinger, freute sich an der
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