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0287 - Herrscher über tausend Geister

0287 - Herrscher über tausend Geister

Titel: 0287 - Herrscher über tausend Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mitgenommen. Hier stimmt etwas nicht.«
    »Die Comanchen sind erschossen worden«, sagte Nicole.
    »Und Olafs Verletzungen sehen mir verdächtig nach einem Schwert aus. Verdammt… sollte der Römer?«
    »Was glaubst du?« fragte Nicole erschrocken.
    »Ich glaube«, sagte Zamorra nachdenklich, »daß unser römischer Freund seine eigene Gerichtsbarkeit durchziehen wollte. Den Mörder des Medizinmanns ausliefern. Und das hat irgendwie nicht so hingehauen, wie er sich das vorgestellt hat.«
    »Aber die Comanchen sind von anderen erschossen worden. Keiner von uns besitzt eine Schußwaffe. Also sind noch andere Leute hier in der Stadt.«
    »Und die haben dem Römer aus der Klemme geholfen und ihn mitgenommen. Aber warum, zum Teufel? Sicher, Weiße und Rothäute sind sich in Extremfällen nie grün gewesen, aber auch Tanista ist in gewisser Hinsicht ein Außenseiter, ein komischer Vogel. Was wollen seine unbekannten Helfer von ihm? Ich habe das Gefühl, daß hier Dinge geschehen, die uns noch nicht ganz klar sind. Da fehlen noch etliche Teile im Puzzle.«
    »Wir sollten weniger reden«, mahnte Nicole, »sondern uns darum kümmern. Wo könnten sich Fremde einquartiert haben?«
    »Im Saloon«, sagte Zamorra. »Da gibt’s nämlich in jedem Wildwestfilm in den oberen Etagen Zimmer, wahrscheinlich auch in der Wirklichkeit. Gut, daß wir gestern abend noch nicht auf diese Idee gekommen sind, sonst wären wir da schon auf unsere fremden Freunde gestoßen.«
    »Nehmen wir uns also den Saloon einmal vor. Aber von der Rückseite«, sagte Nicole. »Und… wir sollten aufpassen, vielleicht gibt es noch mehr Indianer hier.«
    »Ich denke dran«, sagte Zamorra und faßte nach ihrer Hand. »Komm.«
    ***
    Wang Lee Chan hatte den Saloon zum Hauptquartier erklärt. Der Raum war groß genug, um seinen Ansprüchen an Platz zu genügen. Und hier drückte er den Römer auf einen Stuhl und blieb vor ihm stehen.
    Er machte Tanista ziemlich schnell klar, wer hier das Kommando führte und daß es ratsam war, Befehlen widerspruchslos zu gehorchen und Fragen unverzüglich wahrheitsgemäß zu beantworten. So war Wang Lee innerhalb kurzer Zeit über das Geschehen im Bilde. Er sah auf die Straße hinaus.
    »Ich bin also nicht der einzige, der in die Zukunft versetzt wurde«, sagte er. »Das ist interessant und schließt Zufälle aus. Jemand mit ungeheuren magischen Fähigkeiten steuert das Geschehen. Aber warum? Und warum holt er auch Menschen aus der Zukunft in ihre Vergangenheit, also in diese Zeit?«
    Das konnte ihm niemand beantworten.
    »Wir sollten uns zusammentun«, schlug der Römer vor. »Gemeinsam können wir den Gefahren besser entgegentreten…«
    Wang Lee fuhr herum. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß der Mann Zamorra erlaubt, daß du dich uns weiter anschließt«, sagte er. »Du hast einen aus eurer Gruppe verraten. Das ist ein schweres Verbrechen. Wäre ich Zamorra, würde ich dich auf der Stelle erschlagen.«
    »Aber du bist nicht Zamorra«, sagte Tanista betroffen. »Du bist Wang Lee.«
    Der Chan nickte.
    »Und du hast mich vor den Comanchen gerettet. Also wirst du mich nicht davonjagen.«
    Wang Lee kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
    »Wann wirst du mich verraten, weil du hoffst, dich damit retten zu können?«
    »Ich dich verraten? Niemals!« stieß der Römer hervor.
    »Du lügst zu schlecht, Centurio«, sagte Wang Lee kalt. »Ich habe dich gerettet, weil du ein Schwert trugest. Ich dachte, es bestände eine einstellungsmäßige Verwandtschaft zwischen uns. Das ist ein Irrtum. Verräter und Lügner kann ich nicht gebrauchen.«
    »Du – du schickst mich fort?« stöhnte der Römer auf.
    Der Mongole nickte nur.
    Da ertönte eine knarrende Stimme im Hindergrund.
    »Das«, sagte die Stimme, »wäre ein Fehler. Ihr werdet wohl oder übel zusammenarbeiten müssen. Denn ihr habt einen Auftrag zu erfüllen. Ihr sollt Zamorra töten, und das könnt ihr nur gemeinsam.«
    Schon bei den ersten Lauten wirbelte Wang Lee herum. Seine Hand packte blind zu und erfaßte den geschnitzten Kampfstab. Blitzschnell wirbelte er ihn herum und war kampfbereit. Chucks Hand flog zum Holster und riß den Revolver heraus. Tanista kippte mit seinem Stuhl rückwärts um, rollte sich zur Seite und zog das Schwert.
    Fassungslos starrten sie den Sprecher an, der die zu den Gästezimmern führende Treppe heruntergestiegen kam. Eine Wolke von Verwesungsgestank wehte ihm voraus. Er trug zerlumpte, dreckige Kleidungsreste und in der Hand eine schußbereite

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