0289 - In der Hölle verschollen
fragte mich, ob ich sie je wieder aus der Hölle zurückholen konnte. Was Asmodis einmal besaß, das ließ er nicht so leicht aus den Klauen. Solange Sheila und Bill nicht tot waren oder ich hundertprozentig über ihren Tod informiert worden war, wollte ich nicht aufgeben, dafür aber alle Mittel in Bewegung setzen, um beide zu befreien.
Für einen einzelnen eine unlösbare Aufgabe. Aber ich hatte Freunde. Sie zählten auch zu Sheilas und Bills Verbündeten, und die wollten wir einsetzen. In naher Zukunft mußte es sich beweisen, was eine Freundschaft wert war. So hoffte ich, daß alle, die auf unserer Seite standen, mitspielten.
Bei Suko war das selbstverständlich. Ebenso bei Shao und Nadine Berger. Ich dachte an andere, die uns helfen konnten. Myxin, der Magier, und Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Leider wußten sie noch nicht, was überhaupt vorgefallen war, und ich mußte erst Verbindung mit ihnen aufnehmen.
Hinzu kam unser Job. Mit uns meinte ich Suko und mich. Wir waren ja keine Freiberufler, sondern hatten unsere festen Arbeitsplätze bei Scotland Yard, so daß wir unser Büro nicht ohne weiteres im Stich lassen konnten.
Gleichzeitig mußte auch Johnny geschützt werden, so daß uns als Lösung nur eine Aufgabenteilung eingefallen war. Ich wollte auch Bürodienst machen, und Suko sollte zusammen mit seiner Freundin Shao solange im Haus der Conollys wohnen.
Diesem Vorschlag hatte auch Sir James Powell, unser Chef, zugestimmt, und zu ihm war ich auf dem Weg. Ich wollte mit ihm reden, denn er mußte über die neuesten Vorgänge informiert werden.
Angerufen hatte ich ihn bereits, und er hatte vorgeschlagen, sich mit mir in meiner Wohnung zu treffen.
Ich rollte durch ein leeres London. Und ebenso leer sah es in meinem Innern aus. Es war eine Phase der dumpfen Verzweiflung.
Wo wir auch hinschlugen, die Konter der anderen Seite waren immer härter und gnadenloser. Wir hatten zwar Siege errungen, ich brauchte da nur an die Zerschlagung der Mordliga zu denken, aber unter dem Strich hatten wir doch verloren.
Und so etwas kann in einem Menschen nagen und wühlen. Mir erging es da nicht anders.
Der Bentley rollte durch Londons stille Straßen, und als ich das hohe Haus erreichte, in dem ich meine Wohnung besaß, wartete vor der breiten Eingangstür bereits ein Taxi.
Sir James hatte meinen Bentley ankommen sehen, stieg aus und hob den rechten Arm.
Ich bremste. Die Scheibe surrte nach unten, und mein Chef sagte:
»Lassen Sie mich einsteigen.«
»Wollen wir nicht in der Wohnung reden?«
»Nein, John. Der Fahrer hat Anweisung, zu warten. Sie gehören auch ins Bett.«
Ich lächelte müde und hob nur die Schultern. Gleichzeitig gab ich Gas und lenkte den Bentley dorthin, wo sich auch die Tiefgarage befand. Das Licht der Scheinwerfer strich über den Beton der geschwungenen Zufahrt, ich betätigte einen Kontakt an einer Säule, und das Tor schob sich in die Höhe.
Sir James schwieg so lange, bis ich den Wagen in meine reservierte Parktasche gelenkt und den Motor ausgestellt hatte.
Erst jetzt begann er zu sprechen. »Was ist passiert?«
Er bekam von mir einen knappen, aber sehr genauen Bericht. Ich ließ das Abenteuer der vergangenen Stunden auch nicht aus, und Sir James ballte dabei seine Hände.
Er schaute stur durch die Scheibe vor die graue Wand der Garage.
Sein Gesicht wirkte blaß, die Lippen zuckten hin und wieder, und manchmal schluckte er auch einen unsichtbaren Kloß hinunter.
»So sieht es leider aus, Sir«, sagte ich ihm. »Tut mir leid, aber wir konnten nichts ändern.«
»Gibt es für die Conollys Hoffnung?«
»Eigentlich nicht, Sir.«
»Und wieso sagen Sie eigentlich?«
Ich ließ mir mit der Antwort ein wenig Zeit. »Normalerweise wäre die Chance der beiden gleich Null. Aber ich will daran nicht so recht glauben, denn der Satan braucht noch den Jungen. Er macht keine halben Sachen. Um ihn zu bekommen, wird er dessen Eltern einsetzen. Gewissermaßen als Trümpfe. Er spekuliert eiskalt mit der Liebe zwischen Eltern und Kindern. Sie wird er für seine Pläne ausnutzen. Erst wenn er alle Conollys hat, werden Sheila und Bill vernichtet oder voll in die Hölle integriert. So sehe ich das, Sir.«
Der Superintendent atmete tief ein. Er beugte sich nach vorn, als könnte er auf der Betonwand die Lösung finden. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Was können wir tun?«
Ich berichtete ihm von meinen Plänen.
»Im Prinzip gut«, meinte er. »Nur haben wir das Kind in unserer Rechnung. Wir
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