029 - Die neue Macht
Europa sein. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
»Neuigkeiten sprechen sich hier wohl schnell herum.«
Harris grinste.
»Vor allem die mit Geheimhaltungsstufe. Wenn Sie Lust haben, treffen wir uns nachher auf ein Bier. Ich würd gern wissen, wie's am anderen Ende der Welt aussieht.«
»Warum nicht«,stimmte Matt zu. Eröffnete die Tür zu seinem Quartier und war erleichtert, nicht noch einen Wachposten neben seinem Bett zu finden, was aber vermutlich nur daran lag, dass der Raum gerade groß genug für eine Person war.
»Es war leider kein anderes Zimmer frei«, entschuldigte sich Dayna. »Der Wohnraum hier unten ist etwas beengt.«
»Kein Problem. Die letzten Nächte habe ich in Höhlen verbracht. An so viel Komfort bin ich kaum noch gewöhnt.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich…«
Sie sah ihn verwirrt an. »Alles in Ordnung?« Matt nickte hastig. »Ja… hm, gute Nacht.«
Er schloss die Tür, ohne ihre Antwort abzuwarten. Das war vielleicht unhöflich, erschien ihm jedoch als die einzige Möglichkeit, die Fassung zu bewahren. Schließlich konnte er ihr kaum sagen, dass er zwar ihre Stimme gehört, aber Aruulas Gesicht gesehen hatte.
Matt lehnte sich gegen die Tür und schloss die Augen.
Was ist nur los mit mir?
***
Malcolm spürte, wie die Wut ihn innerlich verzehrte. Er hatte zwei Stühle in der gemeinsamen Wohneinheit zertrümmert, aber selbst das besänftigte ihn nicht.
Nur die Selbstkontrolle, die er nach außen hin wahrte, schützte ihn davor, sich auf den nächstbesten Passanten zu stürzen und dessen Kopf in den Beton zu rammen.
Als er Harold in einem Nebengang entdeckte, hielt ihn nichts mehr auf dem Transportband. Mit einem Sprung setzte er über das Geländer hinweg und lief auf den kleineren Mann zu.
»Harold«, sagte er freundlich, während seine Faust in Gedanken gegen das Gesicht des Koordinators krachte. »Könnte ich dich kurz sprechen?«
»Natürlich. Worum geht es?«
Malcolm lächelte entschuldigend. »Ich habe den Eindruck, dass Dayna in letzter Zeit etwas überarbeitet ist. Sie ist nervös, fängt schnell Streitigkeiten an… Du weißt schon. Vielleicht kannst du sie in den nächsten Wochen etwas seltener einsetzen.«
»Sie arbeitet nicht mehr als jeder andere Agent im Außendienst«, antwortete Harold steif. »Hat sie sich etwa über mich beschwert?«
»Nein, ganz und gar nicht. Es ist nur etwas ärgerlich, wenn man sich nach einer zwölfstündigen Schicht mit seiner Freundin entspannen will und die nach fünf Minuten schon wieder weg muss. Du hättest doch bestimmt jemand anderen finden können, der diesen Europäer in sein Quartier bringt.« Malcolm ballte die Fäuste. Er hatte seine Wut kaum noch unter Kontrolle.
»Da muss ein Missverständnis vorliegen«, sagte Harold stirnrunzelnd. »Dayna hat mich kontaktiert und mitgeteilt, dass sie den Agenten, der eigentlich dafür zuständig war, abgezogen hat. Sie wollte diese Aufgabe übernehmen.«
Ich habe es gewusst, dachte Malcolm. Er ließ den irritierten Harold stehen und setzte seinen Weg zur Arbeit fort.
»Die kleine Schlampe belügt mich«, murmelte er.
***
Matt verdrängte den Gedanken an Halluzinationen und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. Wenn er erst einmal ein paar Stunden geschlafen hatte, würde auch seine Wahrnehmung wieder vernünftig funktionieren.
Er blieb auf der Bettdecke liegen und schloss die Augen. Sein Körper hatte sich mittlerweile so sehr an die Kälte gewöhnt, dass der Raum ihm erstickend warm vorkam. Die Matratze war fast so weich wie altes Stroh.
So weit ist es schon gekommen, dachte Matt schläfrig. Ich ziehe Stroh Matratzen vor.
Es wurde immer wärmer. Ein beißender Geruch lag in der Luft. Etwas kratzte über den nackten Betonboden. Es klang wie eine Kralle. Matt öffnete die Augen. Rauchschwaden hingen wie Nebel in dem kleinen Raum, reizten ihn zum Husten.
Er sprang von dem fauligen Stroh auf, in dem er gelegen hatte, und spürte kalten harten Lehm unter seinen Füßen. Rote Augen starrten ihn aus der Dunkelheit an.
O nein, dachte er, als er den Geruch endlich erkannte, Taratzen.
Die aggressiven menschengroßen Ratten waren schon in freier Wildbahn gefährliche Gegner, aber in dieser beengten Höhle war Matt ihnen praktisch ausgeliefert. Er fragte sich, warum er den strengen Geruch, den sie verströmten, nicht schon bemerkt hatte, als er hier nach einem Schlafplatz suchte, fand aber keine Antwort. Er wusste nur, dass er so schnell wie möglich nach draußen musste.
Geduckt
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