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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ob alles okay ist. Ich hab die Tür geöffnet und peng - hatte ich eine sitzen. Er war wie ein Tier, das man in die Enge getrieben hat, Dayna. Er hätte mich beinahe umgebracht.«
    »Und du bist sicher, dass es Matthew Drax war?«, fragte Dayna.
    »Absolut. Er hat mich auf einmal angesehen und meinen Namen gesagt. Dann hat er mich in Ruhe gelassen.«
    Malcolm mischte sich ein: »Das hätte dir auch passieren können, Schatz. Schließlich warst du gestern mehrere Stunden mit ihm zusammen.«
    Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton, den Dayna zwar bemerkte, aber nicht einordnen konnte. Sie dachte an Matthew Drax und die Informationen, die General Crow ihr über ihn gegeben hatte. Auch wenn die Geschichte, die er dem Präsidenten erzählt hatte, reichlich fantastisch klang, wirkte er auf Dayna nicht geisteskrank. Im Gegenteil, denn nur im Zusammenhang mit dieser Geschichte ergaben die Details, die ihr aufgefallen waren, Sinn.
    Sie stand auf. »Ich werde mit Drax reden. Vielleicht bringen wir so Klarheit in diesen Zwischenfall.«
    Malcolm griff nach ihrem Arm. »Bitte sei vorsichtig«, sagte er mit aufgesetzt wirkender Besorgnis. »Ich möchte dich nicht hier liegen sehen.«
    Dayna löste sich aus seinem Griff. Sie konnte seine Berührung kaum noch ertragen. In diesem Moment wüsste sie mit vollkommener Sicherheit, dass die Beziehung zwischen ihr und Malcolm vorbei war.
    Sie wandte sich ab und verließ die Krankenstation. Malcolm sah ihr nach, bis die Tür sich hinter ihr schloss. Dann nahm er eine Pinzette, die auf dem Tisch lag und beugte sich über Joshua.
    Nach und nach füllten sich die Petrischalen, deren Etiketten mit einem handschriftlichen Zusatz versehen waren: M. Drax
    ***
    Matt stand nicht auf, als Dayna das Zimmer betrat. Er saß auf dem Bett und spielte nervös mit den Kettengliedern seiner Handschellen. Zwei Soldaten standen neben der Tür und beobachteten misstrauisch jede seiner Bewegungen. Direkt nachdem der Sanitäter, der seine Hände versorgt hatte, gegangen war, hatte er sie darum gebeten, duschen zu dürfen, aber sie hatten ihn ignoriert. Zumindest hatten sie ihm erlaubt, die neben dem Bett bereitliegenden Boxershorts überzuziehen. Dayna blieb vor ihm stehen. Matt dachte daran, dass er den einzigen Stuhl im Zimmer während seines nächtlichen Anfalls zertrümmert hatte, und senkte den Kopf. Seine bandagierten Knöchel pochten unangenehm, aber er merkte es kaum.
    »Das ist wohl schlimmer als ein paar silberne Löffel zu stehlen«, sagte er, auf das Gespräch anspielend, dass sie am Vortag geführt hatten.
    Dayna sah zu den Soldaten neben der Tür. »Gebt mir die Schlüssel für die Handschellen und verlasst den Raum. Ich möchte allein mit dem Europäer sprechen.«
    Die Uniformierten zögerten.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, stimmte Matt ihrem stummen Widerspruch zu, aber Dayna schüttelte den Kopf.
    »Ich habe gesehen, wie Sie Joshua zugerichtet haben. Ich werde kein Risiko eingehen.«
    Einer der Soldaten griff in seine Brusttasche und reichte der Agentin die Schlüssel. Dann verließen die beiden Männer den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
    Matt sah auf. »Wie geht es Harris?«
    »Er ist nicht schwer verletzt. In ein paar Tagen ist er wieder auf den Beinen.«
    »Wenigstens eine gute Nachricht.«
    Er schüttelte den Kopf, als Dayna nach seinen Handschellen greifen wollte. »Ich fühle mich sicherer, wenn ich Sie nicht ganz so leicht angreifen kann«, sagte er.
    Die Agentin hob die Schultern, legte den Schlüssel neben ihn und setzte sich ans Fußende des Betts.
    »Joshua hat mir bereits erzählt, was aus seiner Sicht geschehen ist. Jetzt würde ich gerne Ihre Version hören.«
    Matt seufzte. »Danach werden Sie den Schlüssel wegwerfen.«
    Er dachte einen Moment nach und begann zuerst stockend, dann immer fließender zu erzählen. Er ließ nichts aus, weder die Halluzination des Frekkeuschers im Gang, noch die Einzelheiten seines brutalen Angriffs auf Harris.
    »Es war alles so real«, sagte er schließlich, »nicht wie ein Albtraum, der bereits nach dem Aufwachen keinen Sinn mehr ergibt. Ich sehe die Taratzenhöhle noch vor mir, wenn ich die Augen schließe. Der Gestank, der Rauch, das Fell in meiner Hand. Alles wirkte echt. Verstehen Sie jetzt, warum ich Angst habe, den Verstand zu verlieren?«
    »Sie glauben, dass es noch mal passieren wird?« Matt fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mir selbst nicht mehr vertrauen.

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