029 - Verfluchte aus dem Jenseits
warum wissen wir nichts davon?«
»Es
war zu gefährlich, euch in Kenntnis zu setzen«, flüsterte er und blickte sich
mißtrauisch um. »Sie ist dort drüben…« Er deutete auf das Haus der Crowdens
unten auf der Felsenterrasse.
»Wer
ist sie ?«
»Eleonora
Crowden… Sie ist aus dem Grab gekommen. Jemand hat sie beschworen. Die Kraft
der Dämonensonne, denen sie alle mal ausgesetzt waren, wirkt auch in ihr. Ich
war in der Gefangenschaft des Lord Crowden… konnte mich befreien. Hier, sieh
dir das an…« Noch während er sprach, knöpfte er sein Hemd auf. Sein Oberkörper
war von zahlreichen Bißwunden übersät. »Er hat die Ratten auf mich gehetzt. Sie
gehorchen ihm aufs Wort, wie einem anderen der Hund gehorcht.«
Die
Verletzungen ließen Morna schon weniger skeptisch werden. Dennoch minderte sie
nicht ihre Vorsicht gegenüber dem Kollegen. »Wie bist du wieder zu diesem Wagen
gekommen?« wollte sie wissen.
»Durch
Hanton. Er hat eine ganze Menge hierher bugsiert… Durch Apportation. Diesmal
jedoch nicht als Nebeneffekt seiner dämonischen Kraftströme, sondern ganz
gezielt. Eleonora Crowden tritt als Dame von Welt auf. Sie richtet sich drüben
im Haus neu ein. So jedenfalls drückt sie es aus. Sämtliche Möbel sind schon
angekommen. Sie stammen aus Hantons Haus, Morna!«
Damit
wurde das bestätigt, was Iwan Kunaritschew ihr bereits mitgeteilt hatte. Die
verschwundenen Möbel hatte Hanton in das Crowden-House apportiert. »Gehen wir
ins Haus, Morna. Drüben bei Eleonora Crowden geht einiges vor heute nacht. Sie
glaubt, daß ich ihr gehorche und alles für sie tue…«
»Weshalb
kann sie das meinen?«
»Ich
bin zum Schein auf ihre Anordnungen eingegangen. Sie glaubt, daß sie mich unter
ihren Willen gezwungen hat. Ich mache das Spiel mit, weil es mein bester Schutz
ist. Und auch deiner. Geh ins Haus! Damit dich niemand hier sieht… Das kann
alles zunichte machen. Die Arbeit von Tagen ist umsonst, wenn wir zusammen
gesehen werden.« Das klang überzeugend.
»Was
wir jetzt vermasseln, können wir so schnell nicht mehr gutmachen. Eleonora Crowden,
selbst eine Wiedergängerin, will die Angehörigen ihrer Familie aus dem Reich
der Dämonensonne zurückholen, wo deren Skelette liegen. In dieser Nacht soll
alles über die Bühne gehen.«
»Was
hast du herausgefunden, Klaus?«
»Eine
ganze Menge. Tut mir leid, daß ich euch nicht frühzeitiger einweihen konnte. Es
wäre zu gefährlich gewesen. Das ist es jetzt noch immer… Ich konnte nicht damit
rechnen, daß du hier auftauchen würdest.«
»Ich
werde nicht die einzige sein, Klaus. Kunaritschew ist auf dem Weg hierher. Wir
wollten das Crowden-House nochmal gründlich unter die Lupe nehmen.«
»Eure
Gedankengänge waren richtig. Hier sitzt wirklich das Herz all der Vorgänge, die
euch und mich in Atem gehalten haben. Eleonora Crowden wollte sich durch die
Aktionen Hantons Luft verschaffen und uns ablenken, damit die Dinge, die
wirklich notwendig für sie selbst sind, störungsfrei ablaufen konnten. Hanton
wurde zum Monster, zum Katalysator zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, und
er förderte den Geist der Crowdens bewußt an diverse Stellen, damit Unruhe und
Verwirrung entstanden. Lord Crowden gab es im eigentlichen Sinn nicht. Ihm bin
ich auf den Leim gegangen. Crowden war ein Schatten des Bösen, bewirkt durch
Hanton, der diesem Schatten dreidimensionale Form geben konnte.« Man merkte,
daß Thorwald schon einen großen Schritt vorangekommen war. Er ging an Morna
vorbei, öffnete die Tür seines kleinen Hauses und gab der Schwedin mit einer
Geste zu verstehen, einzutreten. »Nach dir, Klaus.«
Er
lächelte müde. »Noch immer nicht überzeugt?« fragte er sanft.
»Fast.
Aber Vorsicht hat noch niemand geschadet.«
»Ja,
das ist richtig.« Er ging ihr voraus. Morna folgte ihm und ließ ihn nicht aus
den Augen. Sie war schon fast überzeugt, daß mit Thorwald alles seine
Richtigkeit hatte. Nur eine Bestätigung fehlte ihr noch. War X-RAY-1 in New
York vom Vorgehen und den Plänen von X-RAY-5 unterrichtet? Wenn ja, konnte es
noch nicht lange her sein, denn schließlich hatte sie selbst noch vor einer
Stunde mit ihm gesprochen und ihr mit Kunaritschew vereinbartes Vorgehen
mitgeteilt. X-RAY-1 hatte nichts von Thorwalds Plänen gewußt. Dies konnte aber
auch seinen Grund darin haben, daß X-RAY-5 mit allergrößter Vorsicht arbeiten
mußte, um den Schein zu wahren. Bei einem PSA-Agenten kamen oft die unglaublichsten
Bedingungen zustande. Das wußte
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