029 - Verfluchte aus dem Jenseits
der
ihr aus der Baracke entgegenkam. Der aus dem Nichts aufgetauchte Fremde hielt
sich in der Nähe des Paares auf und bekam fetzenweise etwas von der
Unterhaltung mit, die Aimee mit dem Arzt führte.
»Daß
er hier ist, ist völlig… unerklärbar. Es sei denn, man betrachtet das Ganze als
übersinnliches Phänomen… Nein, kein Name… er weiß nichts von sich… Vielleicht
handelt es sich um eine Versuchsperson… aus einem Institut, das sich mit
Telepathie… Telekinetik und Teleportation befaßt… Wir sollten uns an den
betreffenden Stellen mal umhören…«
»Konnte
er einen Hinweis auf seine Herkunft geben, Aimee?«
»Nicht
die geringste… Vielleicht hat er einen Schock erlitten, ich hab’s deshalb schon
mit einem Gegenschock versucht. Ich habe behauptet, daß diese Insel jedem, der
sich auf ihr aufhält, den Tod bringen wird. Daß es nur diejenigen betrifft, die
direkt oder indirekt mit der Substanz in Berührung gekommen sind, weiß er
nicht. Ich habe versucht, Todesangst zu wecken… Es hat nicht funktioniert.«
»Er
weiß also nichts von dem Schiff unbekannter Nationalität, das vor Jahren in einem
Hurrikane zweihundert Seemeilen weiter östlich havarierte und einen Teil seiner
tödlichen Ladung dabei verlor?«
»Nein,
von diesem Hintergrund weiß er nichts. Wir könnten ihm jetzt ohne weiteres
mitteilen, daß er nichts zu befürchten hat, daß die Krankheit nur jene befallen
hat, die den verseuchten Fisch und die Muscheln zu sich nahmen, was die
Krankheit auf ihre Nachkommen weitervererbte. Das geschieht noch heute. Wie
lange dieser teuflische Kreis bestehen bleibt, weiß eben niemand von uns…« Sie
hatten absichtlich so laut gesprochen und zogen die Aufmerksamkeit des Fremden
auf sich.
Der
hagere, dunkelhaarige Arzt wandte sich dann direkt an den Mann, der sein
Gedächtnis verloren hatte. »Sie haben alles gehört, was wir eben gesprochen
haben, nicht wahr?«
»Ja«,
antwortete der Gefragte wahrheitsgemäß. »Ich nehme an, daß das nicht schlimm
ist. Ich entnehme Ihren Worten, daß damit eine akute Lebensgefahr für mich
nicht besteht… Die Gefahr in der Villa des Lord war dafür um so größer…« Da
leuchtete eine Erinnerung auf, kurz wie ein Blitzlicht. Es konnte das ganze
Mysterium jedoch nicht enträtseln. »Eine Villa… Ein festlicher Abend… und eine
tödliche Gefahr«, murmelte Aimee. »Jetzt passen schon drei Puzzle-Teile
zusammen. Vielleicht tauchen mit der Zeit noch mehr auf, zum Beispiel ein
gewagtes parapsychisches Experiment…«
Als
die beiden Worte ausgesprochen wurden, verengten sich die Augen des blonden
Mannes.
»Parapsychisch…
Der Wagen Klaus Thorwalds… Er verschwand auf geheimnisvolle Weise, wurde von
einem Ort zum anderen versetzt, ohne mechanische Einwirkung. Apportation…«
Aimee
und der dunkelhaarige Mann aus der Baracke wechselten einen schnellen Blick.
»Also doch«, flüsterte die Französin. »Auf diesem Gebiet ist er zumindest nicht
unwissend… Vielleicht sollten wir da weiterbohren.«
Sie
wandte sich wieder dem Mann zu, der seine Identität verloren hatte. »Sie haben
einen Namen genannt… Klaus Thorwald. Wer ist das? Ein Freund?«
»Ja…
Ein Kollege… Er ist in Gefahr…« Plötzlich merkte sie dem Sprecher an, daß es
hinter seiner Stirn zu arbeiten begann.
Ehe
Aimee einen weiteren Vorstoß machen konnte, vernahm sie ein leises, akustisches
Signal. Nur ganz kurz. Dann folgte eine Stimme aus dem Nichts. Sie hörte sich
an, als käme sie aus einem winzigen Lautsprecher.
»X-RAY-3…
hallo, X-RAY-3 können Sie mich hören? Bitte melden! Hier spricht X-RAY-1!«
●
Durch
den Körper des Mannes ging es wie ein Ruck. In seinem Gesicht, das plötzlich
einen ganz anderen Ausdruck annahm, spiegelte sich eine Vielzahl von
Empfindungen.
Er
sah die beiden Menschen vor sich, Aimee und den Arzt, die Dorfbewohner,
meistens Kinder, die bereits zu Greisen geworden waren, und brachte diese Dinge
mit dem in Verbindung, was in ihm vorging. Es schien, als würde plötzlich ein
schwerer, schwarzer Vorhang aus seinem Bewußtsein genommen. Die vertraute
Stimme, der Ruf aus einer fernen Stadt, der ihn über einen PSA-eigenen
Satelliten erreichte, brachte den Stein ins Rollen. Aimee und der Arzt konnten
die Verwandlung auf den Gesichtszügen deutlich registrieren. Ihr Gegenüber
wirkte plötzlich angespannt und interessiert. Er führte den auffälligen Ring an
die Lippen. »Hier ist X-RAY-3, Sir. Ja, ich kann Sie hören…«
»Larry!
Sie leben!«
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