0293 - Im Netz des Vampirs
perplex.
Aber Teri faßte ihn bereits bei der Hand. »Was ist mit dem Mädchen?« fragte sie und zeigte auf Muriel, die stumm vor der Leiche ihres Vaters kauerte und vom unvermuteten Auftauchen der spärlich bekleideten Druidin kaum beeindruckt zu sein schien.
Zamorra erklärte es ihr.
»Gut«, meinte Teri anschließend. »Zwei Personen kann ich vielleicht gerade noch mitnehmen. Aber eine dritte…« Sie meinte den toten Bürgermeister. »Leider bin ich ziemlich geschwächt…«
»Ich verstehe«, meldete sich Muriel erstaunlich gefaßt und richtete sich auf. »Wir müssen ihn zurücklassen. Hier in diesem Felsengrab…«
Zamorra und Teri nickten bedauernd.
Der Hohlraum war inzwischen merklich geschrumpft, und sie standen auf engstem Raum zusammen.
»Viel Zeit bleibt uns nicht mehr«, drängte die Druidin. »Und wenn wir den anderen helfen wollen…«
Sie brauchte den Satz nicht zu Ende zu führen.
Muriel hatte verstanden. Zum Abschied warf sie ihrem toten Vater einen letzten Blick zu, dann reichte sie der Druidin die Hand.
Teri trat einen Schritt nach vorn und riß ihre beiden Begleiter mit in den kräftezehrenden zeitlosen Sprung.
Im nächsten Moment tauchten sie im Gewölbe mit den Götzenfiguren auf, über dem tödliches Schweigen lastete…
***
Zamorra fand sich als erster zurecht. Mechanisch löste er seine Hand aus Teris’ und rannte auf die beiden auseinanderstehenden Altarblöcke in der Mitte des Gewölbes zu.
»Nici!« schrie er entsetzt, weil er nur den Bruchteil einer Sekunde benötigte, um das Bild vor seinen Augen richtig zu deuten.
Nicole und Raffael… Aufgebahrt auf den Opfersteinen und mit den Ausläufern des Bodengeflechts gefesselt…
Und Blut!
Je näher Zamorra kam, desto rasender hämmerte sein Herz.
Er sah Nicoles Handgelenke, konzentrierte sich nur noch auf sie, während Teri und Muriel zu Raffael eilten, der das gleiche Schicksal teilte.
»Nici!« Zamorra warf sich fast über den reglosen, sich langsam versteifenden Körper. »Chérie…«
Da sah er die glatten Schnittwunden an ihren Pulsadern… Aus denen kein Tropfen des kostbaren Lebenssaftes mehr hervorquoll.
Aus!
Ende!
Finito!
Er konnte es nicht begreifen. Er hörte auch nicht Teris Zurufe, die ihm mitteilte, daß Raffael noch lebte und daß sie ihm die Handgelenke verband.
Verzweifelt versuchte er, einen noch so schwachen Herzschlag bei Nicole festzustellen. Er preßte sein Ohr an ihre Brust und fühlte die kühle, leblose Haut, die unnatürliche Festigkeit ihres Fleisches…
»Nici!«
Immer wieder wiederholte er den Ruf. Irgendwann preßte er unbewußt das Amulett, das er immer noch in der Hand hielt, weil die Kette zerrissen war, gegen ihren Oberkörper.
Im nächsten Moment geschah zweierlei. Merlins Stern erwachte - und irgend etwas geschah mit dem Wurzelmännchen vor seiner Brust!
***
Etwas Ungeheuerliches tat sich vor seinen Augen. Zamorra glaubte zu träumen. Und es mußte ein Wunschtraum aus den Tiefen seiner Seele sein, denn das, was er sah, entsprang seinem geheimsten Willen…
Das Amulett - kam mit einem Blutstropfen Nicoles in Berührung.
Und reagierte!
Im Zusammenspiel mit dem merkwürdigen, wurzelartigen Talisman, den Teri mitgebracht hatte!
Die Affinität, dachte Zamorra benommen - aber fassen konnte er trotzdem nicht, was sich vor seinen Augen abspielte. Nicis rätselhafte Beziehung zum Amulett. … Ihre Fähigkeit, das FLAMMENSCHWERT mit Hilfe des STERNS entstehen zu lassen …
Irgendwie mußte es damit Zusammenhängen. Mit dem besonderen Verhältnis zwischen Amulett und Nicole, das sogar Zamorras eigene Bindung an die Silberscheibe übertraf.
Merlins Stern begann, heftig zu pulsieren und grün aufzuleuchten!
Das gleiche passierte mit dem Wurzelmännchen, das sich plötzlich, wie von Geisterhand geführt, von Zamorras Hals löste, das Kettchen einfach abschüttelte und Richtung Amulett schwebte…
Drei Sekunden später vereinigte es sich mit dem Stern — und war weg!
Dafür wurde das Amulett jetzt erst richtig aktiv.
Zamorra wich unwillkürlich zwei Schritte von dem Altar zurück.
Für kurze Zeit zeigte das Amulett, welche Kräfte tatsächlich in ihm schlummerten. Wenn jemand kam, der sie zu wecken wußte.
Aber konnte es auch Tote auferstehen lassen…
Zamorra spürte, wie sich sein Herz bei dem Gedanken schmerzhaft zusammenzog.
Nici …, dachte er. Großer Gott …
Der Blutstropfen war das auslösende Moment für das Eingreifen des Amuletts gewesen.
Und nun war es wieder
Weitere Kostenlose Bücher