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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in dem kleinen, verschlafen wirkenden Dorf wie diesem konnte man so etwas nicht ausschließen.
    Sie wollte sich schon abwenden, weil es ihr zu kalt wurde, als sie plötzlich stutzte.
    Lisa hatte etwas gehört. Schritte!
    Starr blieb sie stehen, streckte ihren Arm aus und hielt einen Fensterrahmen fest. Dabei merkte sie, wie ihr Herz stärker klopfte, denn diese Geräusche, falls es tatsächlich Schritte waren, konnte man nicht als normal bezeichnen.
    Jemand schlich durch den Garten!
    Lisa konzentrierte sich auf die Geräusche, vernahm die Schritte abermals und hörte auch das Rascheln von Laub. In der dichten Nebelgruppe wirkten die Laute noch unheimlicher, als sie ohnehin schon waren.
    Wer hatte etwas in ihrem Garten zu suchen?
    Lisa wußte es natürlich nicht. Sie dachte an die zahlreichen Einbrecher, deren Aktivitäten immer stärker wurden. Man las in den Zeitungen sehr viel darüber, und allmählich bekam sie Angst. Die Kerle brachen überall ein, ob etwas zu holen war oder nicht. Sie fanden immer was, das sich lohnte, mitzunehmen.
    Und wenn sie nichts fanden, zerstörten sie oft in einem Wutanfall die Möbel.
    Karl Wiesner schlief. Sie hörte seine tiefen Atemzüge, die ab und zu von einem schnarchenden Röcheln unterbrochen wurden. Er hatte mit allem nichts am Hut, aber die Frau beschloß, ihren Mann zu wecken. Er konnte mal im Garten nachschauen.
    Sie trat einen Schritt zurück und schloß das Fenster. Die grauen Schwaden blieben draußen und wallten im Garten weiter.
    Der Apparat lief nicht mehr, und Lisa fiel erst jetzt die Stille innerhalb des Zimmers auf. Wären die Atemzüge ihres Mannes nicht gewesen, hätte sie die Ruhe als beklemmend bezeichnet.
    Neben dem Kopfende der Couch blieb sie stehen und rüttelte ihren Mann an der Schulter.
    Karl brummte nur.
    »Steh auf, Karl!«
    »Was ist denn?«
    »Los, hoch, ich habe etwas gehört!«
    Jetzt wurde Karl wach. Er schnellte förmlich in die Höhe. »Was hast du denn gehört?«
    »Schritte.«
    »Was?« Karl rieb sich die Augen, weil er den Schlafdreck endlich weghaben wollte.
    »Wo denn?«
    »Draußen! Ich hatte das Fenster geöffnet, um frische Luft reinzulassen…«
    »Das merke ich.« Karl hob fröstelnd die Schultern und schlüpfte in seine Pantoffeln; bevor er zum Fenster ging, es öffnete und in den nebelumwallten Garten schaute, während seine Frau dicht neben ihm stehenblieb, damit sie an ihm vorbeischauen konnte.
    »Wo hast du denn die Schritte gehört?« fragte Karl.
    »Im Garten.«
    »Das weiß ich auch. Aber aus welcher Richtung kamen sie?«
    »Keine Ahnung. Der Nebel ist zu dicht. Er verzerrt sämtliche Geräusche.«
    »Das stimmt allerdings.« Wiesner beugte sich noch weiter vor. Er hing mit seinem Oberkörper über der Fensterbank, schaute in den Nebel und glaubte, zahlreiche Einbrecher zu sehen, die sich innerhalb des Gartens befanden.
    Ein Irrtum, denn die sich bewegenden Nebelschleier gaukelten ihm diesen Eindruck vor.
    »Ich kann nichts erkennen.«
    »Geh doch mal nach draußen«, schlug seine Frau vor.
    Karl zog sich zurück. »Die Idee ist nicht schlecht. Das werde ich auch machen.«
    »Aber sei vorsichtig.«
    »Keine Sorge, ich fürchte mich nicht vor Nebelgeistern.«
    »Und die Hand?«
    »Wird wohl damit nichts zu tun haben.«
    Karl befand sich schon auf dem Weg zum Korridor, als er den spitzen Schrei seiner Frau hinter sich hörte.
    Auf der Stelle drehte er sich. Lisa stand wie erstarrt im Zimmer und deutete mit dem ausgestreckten Finger auf das Fenster, das sie erst vor Sekunden geschlossen hatte. »Da war etwas!«
    »Wo?«
    »Am Fenster. Hinter der Scheibe!« Ihre Stimme zitterte. »Ein Gesicht, ich habe es ganz deutlich gesehen.«
    Karl Wiesner zog die Augenbrauen zusammen. »Wirklich?«
    Lisa nickte heftig.
    »Kann auch der Nebel gewesen sein.«
    »Auf keinen Fall, Karl. Es war ein Gesicht. Ich sah es deutlich. Wie ein runder bleicher Fleck und zwei dunkle Augen darin. Ich habe Angst.«
    »Kann ich verstehen.« Karl überlegte. »Der Einbrecher wird so lange gewartet haben, bis wir nicht mehr am Fenster waren. Dann hat er nachgeschaut.«
    »Sollen wir nicht die Polizei rufen?« fragte die Frau.
    »Unsinn. Ich habe das eben nur so gesagt. Vielleicht hast du dich auch getäuscht. Kann ja mal vorkommen. Jedenfalls schaue ich draußen nach. Schade, daß ich keine Waffe habe.«
    »Mach dich nicht unglücklich, Karl.«
    »Keine Sorge, Mädchen. Das schaffen wir alle schon.« Karl Wiesner ging in die Diele und nahm seine Jacke vom Haken.

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