0296 - Ein Strick für den Henker
abholen. Sieht so aus, als wenn die Sache auf das Konto von Gilbert geht.«
»All right, Tony! Ich setzte mich sofort mit Mr. High in Verbindung. Vielen Dank für den Anruf. Habt ihr die Adresse von dem Girl?«
»Yes! Sie wohnt in Greenwich Village, 36 King Street, Edna Risbey ist ihr Name.«
»All right, Tony!«
Ich legte auf.
Wir gingen zu Mr. High hinüber, um ihm Bericht zu erstatten.
Über eine Stunde dauerte die Besprechung. Matlock und Law bekamen einen leeren Büroraum zugeteilt, in dem sie sich mit unseren Kollegen Jimmy Reads und Walter Stein zur Fahndungsgruppe Gilbert formierten. Eigentlich sollten wir diese Gruppe noch verstärken, aber ein Anruf kam dazwischen, der eine Umgruppierung nötig machte.
Als Mr. High den Hörer auflegte, sah er uns ernst an. »Jerry, fahren Sie mit Phil sofort zur West 81. Straße. Ein Mr. Kenmure meldet soeben ein Kidnapping. Sein Sohn ist im Central Park entführt worden. Der Mann wohnt in Nummer 108.«
Phil und ich schossen von unseren Stühlen hoch. Fünf Minuten später sausten wir mit meinem Jaguar zum Tor hinaus. Wir fuhren bis zur Transverse Road Nr. 2, die quer durch den Central Park führt und von Autos befahren werden darf. Eine Viertelstunde nach dem Anruf klingelten wir bereits an der Haustür.
Es war ein ganz modernes Apartmenthouse, dessen erste Etage von dem Hauseigentümer bewohnt wurde. Und der hieß Kenmure.
Endlich wurde uns geöffnet. Wir blickten in das verweinte Gesicht einer Negermamie. Ich zeigte ihr den Ausweis.
»Cotton und Decker vom FBI!«
»Kommen Sie, Sirs! Mr. Kenmure erwartet Sie bereits.«
Wir wurden in einen modernen Arbeitsraum geführt. Kenmure war ein großer kräftiger Mann von etwa fünfundvierzig Jahren. Außer ihm waren noch zwei junge Girls in dem Zimmer, die um die Wette heulten. Kenmures Händedruck war eine Belastungsprobe für unsere bestimmt nicht verzärtelten Finger.
»Ich bin Archibald Kenmure, meine Herren!«
Er wies auf eines der jungen Mädchen. »Das ist Liz, meine Frau!«
Wir warfen uns einen erstaunten Blick zu. Liz Kenmure mochte höchstens zweiundzwanzig Jahre all sein. Sie war eine Schönheit, nach der sich die Männer auf der Straße bestimmt umsahen. Das andere Girl, ein paar Jahre älter als die Hausherrin, war das Kindermädchen.
Kenmure bot uns Platz an. »Reißt euch jetzt zusammen«, brüllte er die weinenden Girls an. Dann machte er eine entschuldigende Handbewegung zu uns hinüber.
»Excuse me, Gentlemen!’ Meine Nerven sind auch zum Zerreißen angespannt, aber das Geheule hat ja wohl jetzt keinen Zweck. Möchten Sie Fragen stellen?«
Ich nickte. »Wie alt ist Ihr Sohn, Mr. Kenmure?«
»Bobby ist dreieinhalb Jahre alt, Mr. Cotton! Evelyn Fitch, unser Kindermädchen, ist heute wie an jedem Tag mit dem Jungen in den Central Park gegangen.«
Ich winkte ab. »Es ist wohl besser, wenn uns Miß Fitch den Vorgang erzählt. Sie war ja dabeigewesen, als es passierte, oder?«
Evelyn Fitch nickte unter Tränen. »Yes, Sir! Ich gehe mit Bobby jeden Vormittag zu dem Kinderspielplatz zwischen den Transverse Roads Nr. 2 und 3. Doi't spielt er immer im Sandkasten. Ich nehme mir immer ein Buch mit und lese in der Zeit.«
Sie warf bei diesen Worten Mr. Kenmure einen scheuen Blick zu.
Der winkte ab. »Machen Sie sich darum keine Sorgen, Evelyn. Ich habe Ihnen ja das Lesen erlaubt. Erzählen Sie weiter!«
»Yes, Sir!« antwortete sie kleinlaut. »Der Junge spielte mit anderen Kindern im Sandkasten und ich vertiefte mich in mein Buch. Ab und zu sah ich zu ihm hinüber. Zuletzt saß außer mir noch eine junge Frau auf der Bank, die einen Kinderwagen bei sich hatte. Außer dem Baby hatte sie ein Mädchen in Bobbys Älter bei sich. Die beiden Kinder spielten zusammen. Manchmal mußten wir sie zurückrufen, wenn sie auf dem Weg entlangliefen. Plötzlich war Bobby verschwunden. Wir suchten ihn überall, konnten ihn jedoch nicht finden. Das Mädchen zeigte immer nur zur Straße hinüber.«
»Sie meinen Central Park West?« fragte Phil.
Sie nickte. »Yes, Mr. Decker! Schließlich fragten wir mehrere Spaziergänger. Sie hatten Bobby wirklich gesehen, denn sie beschrieben uns genau seine Kleidung und den blauen Plastikeimer, den er bei sich hatte. Ein Mann soll ihn an der Hand haben. Keiner konnte aber sagen, wo der Fremde mit Bobby geblieben war.«
»Haben Sie sich den Fremden beschreiben lassen, Miß Fitch?« fragte ich.
Sie nickte. »Natürlich, aber ich kannte keinen Menschen, auf den die Beschreibung
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