0296 - Ein Strick für den Henker
Camp.«
Matlock beugte sich vor. »Durch welche Kontrollen muß er, um das Camp zu erreichen, Lieutenant?«
»Wer durch die Wüste Nevada fahren will, G.-man, der muß in Salt Lake City alle Vorräte ergänzen, Benzin, öl, Lebensmittel, Wasser und Zigaretten. Das Atomversuchsgelände ist durch Warnposten und Warnschilder gesichert. Beides erübrigt sich eigentlich, denn das ganze Gebiet wird von der Zivilbevölkerung gemieden wie ein Lepra-Dorf. Wer nach Nevada hinüber will, wird rechtzeitig durch Hinweisschilder auf den richtigen Weg verwiesen. Die Sperrzone wird durch Patroullien abgesichert. Erst an der Einfahrt zu unserem abgezäunten Camp ist eine genaue Kontrolle möglich.«
Earl Matlock nickte. »Major Shepley sagte mir, daß Sie den Verdacht geäußert haben, Lieutenant, daß nur Frederik Gilbert selbst seinen Sohn gefesselt im Versuchsgelände ausgesetzt haben könnte. Wie kommen Sie zu dieser schwerwiegenden Anschuldigung?« Booth räusperte sich. »Dafür gitb es mehrere Gründe. Soviel mir vom Hörensagen bekannt ist, hängt der Haussegen bei den Gilberts ziemlich schief. Der Mann soll ein Verhältnis mit einer anderen Frau haben. Außerdem fährt nur Frederik Gilbert mit seinem alten Ford durch das Versuchsgelände. Jimmy muß mit seinem Vater gekommen sein, denn wie soll er sonst ins Versuchsgelände gelangt sein? Man braucht mit dem Wagen mehrere Stunden bis Salt Lade City. Doch der Hauptpunkt für meinen Verdacht ist die Tatsache, daß nur Hiroshima-Bov über den Versuch des heutigen Tages Bescheid wußte.«
Earl Matlock schüttelte den Kopf. »Aber woher, Lieutenant? Sind denn diese Versuche nicht geheim?«
Booth nickte. »Das schon, G.-man. Doch durch seine Freundschaft zu mehreren Männern des Atom-Camps erfuhr Gilbert manches, was nicht gereade für einen Abdruck in der ›Evening Post‹ geeignet ist.«
»Besitzt Frederik Gilbert Vermögen?« fragte Matlock.
Lieutenant Booth zuckte die Achseln. »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Sir. In den Lokalen und Bars der Stadt soll er ein gern gesehener Gast sein. Ob seine Ausgaben allerdings seine Vermögensverhältnisse überschreiten, kann ich Ihnen nicht sagen. Warum fragen Sie danach?«
»Weil ich die Möglichkeit einkalkulieren muß, daß der kleine Jimmy gekidnappt wurde.«
Booth fuhr hoch. »Aber, Sir? Dann käme nur einer unserer Männer für die Tat in Frage. Denn wer sonst wußte von dem Versuch? So viel Geld besitzt Gilbert bestimmt nicht, daß der Gewinn bei einem Kidnapping das Risiko decken könnte.«
»Können Sie mir die Adresse von Gilbert besorgen, Lieutenant?«
»Er wohnt 37 Bingler Street, Sir!« Matlock notierte es und erhob sich. »Meine Herren, ich danke Ihnen. Sollte ich weitere Auskünfte brauchen, werde ich mich wieder an Sie wenden. So long, Gentlemen.«
***
Gegen 16 Uhr hielt ein Buick vor dem Hause 37 in der Bingler Street. Zwei Zivilisten stiegen aus und gingen auf die Haustür zu. Earl Matlock drückte auf den Klingelknopf.
Es dauerte geraume Zeit, bis die Tür geöffnet wurde. Eine Frau von ungefähr dreißig Jahren sah die Männer fragend an.
»Sie wünschen?«
»Sie sind Mrs. Gilbert, Madam?«
Die Frau nickte.
»Können wir Ihren Mann sprechen?«
Sie zuckte die Achseln. »Frederik ist nicht da. Er ist schon seit heute Morgen unterwegs. Ein paar Geschäfte mußten beliefert werden. Wahrscheinlich ist er in einem Lokal gelandet und findet kein Ende.«
Matlock nickte. »Aber er hat doch den kleinen Jimmy mit, nicht wahr?«
»Yes, aber darauf nimmt Frederik keine Rücksicht. Vielleicht prahlt er wieder mit seinen Heldentaten und hat einen Kreis von Zuhörern gefunden.«
»Dürfen wir hineinkommen, Madam?«
Sie nickte. »Bitte, wenn Sie ihm eine Nachricht hinterlassen wollen?«
Matlock überhörte die Frage. Die Frau führte die beiden Männer in ein Wohnzimmer und bot ihnen Platz an. Earl zog seinen Ausweis hervor und zeigte ihn der Frau.
»Ich bin Earl Matlock vom FBI, Mrs. Gilbert. Das hier ist mein Kollege Don Law. Wir müssen Ihnen leider eine unangenehme Nachricht bringen. Ihr Sohn ist verunglückt.«
»Jimmy? JJm Gottes willen, was ist passiert?«
Earl Matlock berichtete ihr alles, verschwieg jedoch die Fesselung des Jungen vorerst. Mrs. Gilbert schluchzte und verbarg das Gesicht in den Händen.
»Das darf nicht wahr sein, Sir. Mein Junge ist blind?«
Matlock nickte ernst. »Yes, Mrs. Gilbert. Es -ist ein furchtbarer Schlag für Sie, aber ich wollte Sie nicht belügen. Sie hätten es ja
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