0296 - Ein Strick für den Henker
einbog. Sie hielt genau vor dem Haus, dem unsere ganze Aufmerksamkeit galt. Zwei Cops stiegen aus und gingen zur Haustür. Wir verließen gleichzeitig den Wagen und schlenderten hinüber. Erstaunt sah ich, wie einer der Cops auf einen Knopf drückte, den ich vorher gar nicht gesehen hatte. Ein kleines Schild wies darauf hin, daß es die Glocke des Housekeepers war.
»Was wollen Sie denn hier?« fragte der andere Kleiderschrank.
»Einen Besuch machen«, gab ich zur Antwort.
In diesem Augenblick ging im Haus das Licht an. Ein hutzeliges Männlein in einem gestreiftem Pyjama kam an die Tür und schloß sie mürrisch auf. »He, was ist los?« fragte er wütend. Der Cop sagte:
»Wo wohnt Elaine Duncan?«
»Sie, meinen diese Bardame mit den Kulleraugen? Das ist ja wohl die Höhe. Jetzt kommt auch noch die Police in der Nacht.«
»Jemand aus dem Haus hat mit dem Revier telefoniert, Alter. In der Wohnung dieser Miß Duncan soll es Krach gegeben haben. Wir wollen nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
Er ließ das zitternde Männchen wieder los. Ich holte meinen Ausweis hervor und ließ den Cop einen Blick darauf werfen.
»FBI?« staunte er.
Ich nickte. »Unser Interesse scheint derselben Dame zu gehören. Wo wohnt sie nun?« wandte ich mich an den Housekeeper.
»Im 8. Stock, Sir. Apartment 47.«
Ich steuerte sofort auf den Lift zu. Phil und die Cops folgten mir.
Die Kabine stand unten, und ich drehte mich noch einmal um.
»Wie heißen Sie?« fragte ich den Keeper.
»Donald Nyles, Sir!«
Ich nickte. »Haben Sie einen zweiten Schlüssel zu den Wohnungen?«
»Yes, Sir! Soll ich Ihnen den von Miß Duncans Apartment holen?«
»Das wäre nett von Ihnen. Vielleicht brauchen wir ihn!«
Während er die Pförtnerloge aufschloß und die Schlüssel heraussuchte, klärte ich die Cops darüber auf, daß wir unter Umständen auf Schwierigkeiten stoßen könnten. Der Keeper brachte den Schlüssel. Wir bestiegen den Lift und fuhren nach oben. Apartment 47 war die vorletzte Tür auf dem rechten Gang. Wir klingelten, aber niemand meldete sich.
Schließlich öffnete ich die Tür mit dem Nachschlüssel. Phil und die Cops zückten ihre Kanonen. Auch ich zog die Special aus der Schulterhalfter, bevor ich den dunklen Flur betrat. Der Lichtschalter war direkt neben der Tür. Ich drehte ihn um.
Ich will es kurz machen. Es war niemand in der Wohnung. Das Bett im Schlafzimmer war zerwühlt, aber von Elaine und einem eventuellen Besucher keine Spur.
»Wer hat Sie denn alarmiert?« fragte Phil die Cops.
»Ein Mr. Ellbrock, Sir! Er sagte am Telefon, er hätte noch zu arbeiten, aber bei dem Lärm in der Wohnung von Miß Duncan sei das gar nicht möglich.«
Wir sahen uns in der Wohnung um.
Als ich die Tür des Kleiderschranks öffnete, fiel mir Elaine entgegen.
Um ihren Hals war ein Seidenstrumpf geschlungen.
»Welches Apartment bewohnt Mr. Ellbrock?« fragte ich den Housekeeper. An seiner Stelle antwortete Phil. »Hier im Hause gibt es keinen Mr. Ellbrock, Jerry!«
»Ist es möglich«, wandte ich mich an die Cops, »daß der Name des Anrufers falsch verstanden wurde?«
»No, Sir! Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Mein Kollege hat sich den Namen extra buchstabieren lassen.«
»Dann wollte man die Polizei lediglich auf die Tote aufmerksam machen. Ein Interesse kann daran eigentlich nur jemand haben, der genau weiß, daß Elaine Duncan tot ist. Wahrscheinlich hat der Mörder selbst angerufen. Leider läßt sich jetzt nicht mehr feststellen, von wo aus das Gespräch geführt wurde.«
Wir benachrichtigten die zuständige Mordkommission. Ihr Leiter hieß Owens.
»Glauben Sie, Mr. Cotton, daß Frederik Gilbert der Mörder ist?« fragte er mich eine Stunde später.
Ich zuckte die Achseln. »Es ist durchaus möglich, Lieutenant. Es gäbe für die Theorie, daß Gilbert der Mörder der Duncan ist, eine plausible Erklärung. Sie kann durch Fernsehen oder Zeitung von dem Mordversuch in Utah erfahren haben. Als Gilbert sie aufsuchte, kann sie ihm die Tat vorgehalten haben. Von dem Augenblick an wäre sie für Hiroshima-Boy eine Gefahr!«
In diesem Augenblick betrat Detektiv Stanton die Wohnung. In seiner Begleitung befand sich ein älterer Herr im Morgenrock.
»Was gibt’s, Stanton?« fragte Owens. »Das ist Mr. Dunlop, Sir! Er wohnt im 2. Stock und ist Elaine Duncan heute Morgen begegmet.«
Owens Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an. »Wann war das, Mr. Dunlop?«
Der alte Herr spielte mit der Kordel seines Morgenrocks.
»Gegen
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