0296 - Manege der Geister
Luxuseinrichtungen des Hauses kein sonderliches Vergnügen. Zwischenzeitlich erlaubten die Zwillinge sich den Luxus, nach den Gedanken ihrer Freunde und Mitstreiter zu forschen. Aber sie konnten nur feststellen, daß diese noch lebten, weil sie dachten, nicht aber, was ihr Gedankeninhalt war. Denn nicht nur Tendyke konnte sich auf geheimnisvolle Weise abschirmen; auch Zamorra und Nicole besaßen Abwehrblöcke. Oft genug hatten sich diese als lebensrettend erwiesen, wenn Dämonen nicht in der Lage waren, ihre Gedanken und Pläne zu erforschen.
»Hoffentlich lassen sie uns nicht zu lange hier allein«, maulte Uschi und kam auf die Idee, das TV einzuschalten. Das funktionierte erst, nachdem sie festgestellt hatten, welches der zahlreichen Fernsteuergeräte zuständig war. Tendyke schien Technik-Fan zu sein. Es wimmelte in dem gesamten Haus von elektrischen Spielereien.
Die Fernsehprogramme gehörten zu den 30 schlechtesten der Welt, bis Uschi plötzlich auf eine Live-Sendung stieß. »Du, Moni - das ist doch ein Zirkus…«
Der Kommentator informierte sie darüber, daß es sich um THE GREAT RODNEY WILLIAM’S SHOW handelte und die Vorstellung, die letzte, noch nicht begonnen hatte. Aber… »Ein Tumult bricht aus. Zuschauer versuchen, fluchtartig das Zirkuszelt zu verlassen. Leoparden sollen ausgebrochen sein… Ist es nur ein Gag, ist es der Versuch eines Verrückten, die Vorstellung zu sprengen, oder finden die unglaublichen Ereignisse des Nachmittags jetzt ihre Fortsetzung und ihren Höhepunkt? Meine Damen und Herren, sicher erinnern Sie sich, daß…«
Zamorra kam ins Bild. »Da«, sagte Uschi. »Er ist am Werk! Wenn wir doch direkt dabeisein könnten, statt uns hier zu langweilen…«
Da stürzte Zamorra durch die Bretter in die Tiefe! Da schwebte ein unheimliches Geistwesen, von den telepathischen Zwillingen klar und deutlich wahrzunehmen, auf Nicole zu und griff an…
Und da ertönte in dem großen Wohnzimmer hinter den Mädchen ein grimmiges Knurren!
»Wer macht sich denn da einen Scherz?« fragte Monica überrascht. »Zu Scarth paßt das doch überhaupt nicht und…« Sie drehte den Kopf.
Sie wurde totenblaß, sprang auf und stieß einen Schrei aus.
Im gleichen Moment sprang der Leopard sie an!
***
Zamorra stürzte vier Meter in die Tiefe. Der Aufprall, auf den er nicht vorbereitet war, war mörderisch. Im ersten Moment fürchtete er, sich sämtliche Knochen gebrochen zu haben. Aber wie durch ein Wunder war er nahezu unversehrt geblieben, von ein paar Prellungen abgesehen. Er erhob sich mühsam und versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren.
Die Öffnung über ihm, durch Magie geschaffen, hatte sich wieder geschlossen. Hier unten, unter den Zuschauertribünen, schien alles leer zu sein. Damals, in dem deutschen Zirkus, waren diese Freiräume genutzt worden als Lager, Garderoben, Aufenthaltsräume. Hier konstruierte man offenbar anders. Oder in diesem Teil der Tribünen wurde der Raum nicht benötigt.
Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er einen schwachen Lichtschimmer. Dort mußte ein Durchgang sein. Zamorra bewegte sich darauf zu.
Noch während er sich dem Lichtstreifen näherte, schob sich eine dunkle Masse davor. Zwei glühende Punkte entstanden. Augen!
Ein leises Fauchen klang auf. Schritte waren auf dem weichen Boden nicht zu hören. Der Schatten verschwand, die Augen waren nicht mehr zu sehen, und das Fauchen erklang jetzt aus einer anderen Richtung.
Ein Leopard! durchfuhr es Zamorra. Die ausgebrochenen Tiere befanden sich nicht länger nur draußen, sondern hatten bereits den Weg ins Innere des Zirkuszeltes gefunden. Und Zamorra spürte plötzlich auch die dunkle magische Kraft, die er schon mehrmals gespürt hatte.
Der Leopard war besessen. Astrano kontrollierte ihn!
Zamorra blieb stehen und lauschte, versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Aber der Leopard bewegte sich völlig geräuschlos.
Plötzlich vernahm Zamorra das leise Scharren rutschenden Sandes. Sofort schnellte er sich zur Seite, irgendwohin. Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, gab es einen dumpfen Aufprall. Der Leopard knurrte und kam wieder auf die Beine. Zamorra fühlte eine Berührung an seinem Bein. Sofort fuhr der Leopard herum, um den Menschen, den er gestreift hatte, zu packen. Fauchend warf er sich auf Zamorra und schleuderte ihn zurück in den Sand. Zamorra stöhnte auf. Es hatte keinen Zweck, hier unten um Hilfe zu schreien. Bis man ihn entdeckte, hatte die
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