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0296 - Manege der Geister

0296 - Manege der Geister

Titel: 0296 - Manege der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sah aus wie jede andere, die Zuschauerränge und der Zirkushimmel auch. Oben hing allerlei Gerät. In zwei Gängen, die schräg abwärts zwischen den Zuschauerbänken hindurchführten, waren Fernsehkameras aufgebaut. Anscheinend wollte sich die Fernsehgesellschaft die Chance nicht entgehen lassen, der Sensation vom Nachmittag eine mögliche neue Sensation folgen zu lassen. Ein Reporter murmelte hektisch in ein Mikrofon. Langsam füllten sich die Zuschauerbänke mit Menschen.
    »Ich müßte einen Programmplan haben«, sagte Zamorra leise. »Ich muß wissen, wer auftritt und was macht -und auch wann. Ich bin sicher, daß unser Gegner längst wieder hier ist.«
    »Ich kann ihn spüren. Da ist ein dumpfer Druck. Wir sollten vorsichtig sein. Vielleicht greift er dich wieder an, Zamorra«, sagte Tendyke. »Nichts ist leichter, als im Zirkus einen Menschen zu töten.«
    »Wenn ich Merlins Stern aktivieren könnte, könnte ich eine Beschwörung vollziehen und ihn bannen - zumindest teilweise.«
    »Kannst du nicht so irgendwie in die Trickkiste greifen?« fragte Nicole. »Mußt du den Zauber unbedingt mit dem Amulett verstärken?«
    »Kraft verlangt Kraft«, erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Das solltest du eigentlich inzwischen wissen, Nici.« Er küßte ihre Wange. »Und ich will mein Pulver nicht vorzeitig verschießen.«
    »Aber was können wir dann tun? Wenn unser Freund es darauf anlegt, läßt er den ganzen Zirkus abbrennen! Seiner Zerstörungswut traue ich das glatt zu.«
    Zamorra sah wieder in die Kuppel hinauf. Dort hingen die Seile für die Luftakrobaten. Wenn diese ihren Auftritt hatten, wurden die Seile und Geräte wieder heruntergelassen und entsprechend beleuchtet. Jetzt waren sie nur zu erkennen, wenn man genau hinsah.
    Das tat Zamorra.
    Und er sah noch mehr.
    »Schaut mal… Da ist doch ein Geistwesen!« stieß er hervor. »Da oben… Am Trapez!«
    »Tatsächlich!« keuchte Nicole auf. Aber ehe sie sich noch näher mit diesem Phänomen befassen konnten, gellte ein Schrei aus dem Eingangsbereich.
    »Die Leoparden - die Leoparden sind los…!«
    ***
    Der Aufschrei alarmierte auch Jenny O’Tyrell. Sie sprang von ihrer Liege auf und griff sich an die Stirn. Was war geschehen? Warum lag sie hier, anstatt sich um die Tiere zu kümmern?
    »Die Leoparden sind los«, gellte es wieder von draußen.
    Meine Leoparden? durchzuckte es die Frau. Mit einem Sprung war sie an der Zwischentür, stürmte dann nach draußen. In der Abenddämmerung und dem Scheinwerferlicht zeigte sich ein heilloses Durcheinander. Menschen rannten nach allen Seiten auseinander und sich zum Teil wieder entgegen. Jenny stürmte zum Käfigwagen. Die Türen standen offen. Die Käfige waren leer! Ohne Ausnahme!
    Daß sie selbst unter Zwang die Käfige geöffnet hatte, ahnte Leoparden-Jenny nicht einmal!
    Sie hielt einen Mann an, der an ihr vorbeistürmte. »Wo sind die Tiere?«
    »Überall!« keuchte der Zirkusarbeiter. »Sieh zu, daß du die verdammten Biester wieder einfängst, bevor einer auf die Idee kommt, sie abzuschießen! Wenn das schon wieder ’nen Polizeieinsatz gibt…«
    »Gibt es nicht!« keuchte Jenny. Sie rannte los, versuchte, die Tiere zu finden. Wohin konnten sie sich gewandt haben? Sie erschauerte. Was war, wenn die Tiere bereits über Menschen hergefallen waren? Sie waren zwar zahm, aber unruhig. Und einer von ihnen mußte auf geheimnisvolle Weise Blut geleckt haben…
    Plötzlich sah sie eines der Raubtiere. Mit nervös peitschendem Schwanz, die Ohren leicht zurückgelegt, stand das Tier zum Sprung geduckt vor einer Gruppe von Menschen. Ein Mann, eine Frau, drei Kinder… Die Menschen hatten keine Fluchtmöglichkeit. Wenn der Leopard tatsächlich angriff, hatten sie keine Chance.
    Jenny erschauerte. Sie mußte eingreifen, sofort! »Thor!« rief sie den Leoparden an. »Thor, ganz ruhig, ganz brav… Schau hierher! Schau hierher! Komm, braver Junge…«
    Der Leopard zuckte zusammen und drehte ihr tatsächlich den Kopf zu. Er fauchte und begann, in ihr einen neuen Gegner zu sehen.
    »Hierher, Thor! Sofort! Komm hierher, braver Junge!« befahl sie, streckte eine Hand aus. Im gleichen Moment griff der Leopard an.
    ***
    »Nicht beirren lassen«, murmelte Nicole. »Das ist mit Sicherheit ein Ablenkungsmanöver! Was macht der Geist da oben?«
    »Mich interessiert mehr, ob er derjenige welcher ist«, sagte Zamorra. Er versuchte, das Amulett zu aktivieren. Aber die erhabenen Schriftzeichen, über die verschiedene Funktionen von

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