03 - Feuer der Liebe
konnte. Er
hatte das Gefühl, als sei ihm die Seele aus dem Leib gesprungen, so ... gut,
so wunderbar war es.
Seine Stimme war heiser. »Das war
sehr schön für den ersten Versuch.« Und dann schämte er sich für seine dumme
Bemerkung, stellte aber erleichtert fest, dass sie auf ihm
eingeschlafen war und seine Worte gar nicht gehört hatte. In einem Überschwang
der Gefühle, der ihm äußerst peinlich war, drückte er ihr immer wieder Küsse
aufs Ohr und aufs Haar. Es ist nur Dankbarkeit, sagte er sich. Dankbarkeit,
weil sie ihn vor der Enthaltsamkeit errettet hatte.
Erst um sechs Uhr morgens verstand
Quill, dass intuitive medizinische Diagnosen zu Gabbys Tugenden zu rechnen waren,
von einem meisterhaften Gefühl für Rhythmus ganz zu schweigen. Rosiges Licht
kroch in die Ecken des Zimmers, aber in seinen Augenwinkeln zuckten keine
lilafarbenen Blitze auf. Er verspürte auch keine Übelkeit, als er die
schlafende Gabby langsam beiseite schob und sich erhob. Er war völlig steif und
seine Hüfte schmerzte, als hätte er zu hart im Garten gearbeitet. Sie
protestierte, als er sich streckte, doch sein Kopf war erstaunlich klar. Ein
glückliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Er beugte sich vor und strich ihr
über den seidigen Schenkel. Sie seufzte im Schlaf und spreizte ein wenig die
Beine. Er zitterte und zwang sich, von ihr abzulassen. Seine Hüfte würde vermutlich
keine weiteren Belastungen verkraften. Aber am Abend ... o ja, am Abend ...
Es war gut genug, um dem Teufel
Choräle zu entlocken.
Kapitel 21
Emily erhob sich langsam von ihrem
Schreibtisch und betrachtete reuevoll ihre mit Tinte verschmierten Finger. Sie
musste lernen, mit der Feder zu schreiben, ohne überall Spritzer zu hinterlassen.
Lucien Boch verbeugte sich vor ihr
und Emily machte einen Knicks. Als sie aufblickte, entdeckte sie, dass er dicht
vor sie getreten war.
»Emily«, sagte er rau.
Sie wollte etwas Höfliches erwidern,
aber die Worte blieben ihr im Halse stecken.
»Ich wollte mich davon überzeugen,
dass Ihr Drache nicht zurückgekehrt ist«, sagte Lucien. »Aber er ist nicht
hier.«
»Nein«, brachte Emily mühsam hervor.
»Mr Hislop ist heute Morgen nicht erschienen.«
Lucien nahm ihre Hände in seine,
drehte sie um und betrachtete ihre schönen, mit Tinte beschmierten Finger.
»Vielleicht sollten Sie Handschuhe tragen.«
»Handschuhe sind zu kostspielig, um
sie mit Tinte zu ruinieren.« In ihrer Stimme schwang ein Anflug von Stolz mit.
Sie versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen.
Er hielt ihre rechte Hand fest,
führte sie an seinen Mund und drückte seine Lippen in ihre Handfläche.
»Ich würde Ihnen gern Handschuhe
kaufen«, sagte er plötzlich.
Emily zog fester an ihrer Hand. »Das
würde der Drache auch gern«, erwiderte sie. »Ich kaufe mir meine Handschuhe
selbst, Monsieur.«
»Sprechen Sie Französisch, Emily?«
»Ich ziehe Mrs Ewing vor. Und ja,
ich spreche etwas Französisch. Ich hatte als Kind einen Lehrer.«
»Verzeihen Sie mir meine
Impertinenz. Ich habe Sie in Gedanken immer nur Emily genannt und da ist es
mir wohl herausgerutscht. Ich würde gern mehr über Ihre Kindheit erfahren.«
Emily fand diese Unterhaltung sehr
merkwürdig. Ihre Worte schienen sehr wenig mit dem zu tun zu haben, was sie in
seinen Augen las. Oder mit der Art, wie sie ihn ihrerseits anblickte.
Er war schön, dieser Franzose. Er
war nur einen halben Kopf größer als sie, und sie konnte genau sehen, wie sich
seine langen geschwungenen Wimpern gegen seine Wangen abhoben, während er mit
gesenktem Blick ihre Hände betrachtete. Das Herz pochte ihr ungestüm im Hals.
»Mr Boch.« Sie kam sich vor wie ein
dummes Kind, das nicht die richtigen Worte fand.
»Ich würde Sie gerne einladen ...«,
setzte Lucien an. Aber dann verstummte er. Ihre Augen hatten die Farbe von blaugrauem
Nebel über der See und blickten ihn unschuldig an. Er vergaß, dass er alt und
verwitwet und nicht gut genug für sie war. Er vergaß, dass Emily ihr ganzes
Leben noch vor sich hatte und einen Mann verdiente, dem das Leben keine
unheilbaren Wunden zugefügt hatte. All das vergaß er in den Tiefen ihrer
blaugrauen Augen.
Er küsste sie, ohne sie zu berühren.
Dann ließ er ihre Hand los, die er in seiner gehalten hatte, trat einen Schritt
nach vorn und beugte seinen Kopf über sie. Sie waren schließlich beinah gleich
groß.
Und sie — die bezaubernde,
unberührte Emily, die einen besseren Mann als ihn verdiente —, Emily erwiderte
seinen
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