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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Beide Frauen verband eine enge, über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft. Buchi war das Herz des Krankenhauses. Der geselligen 60-Jährigen, die stets bunte Wickelkleider trug, war nicht anzusehen, dass sie eine hervorragende Heilerin war. Sie lachte viel, suchte die Nähe der Patienten und gab sich so wie sie.
    Nachdem Buchi mich ausgiebig mit Küssen bedacht hatte, fasste sie mich bei den Schultern und blickte mir tief in die Augen. Sie zog die Silben ineinander, was ihrer Sprache eine leicht singende Melodie verlieh, als sie sagte: „O weh, du bist aber schmal geworden! Gut, dass ihr endlich da seid, damit wir euch wieder aufpäppeln können!“ Sie sah zum Auto, neben dem Tanisha stand, das Baby schützend an die Brust gepresst. „Wen hast du mitgebracht?“
    Tanishas Englisch war noch zu lückenhaft, als dass sie für sich selbst sprechen konnte. Ich erzählte, dass Tanisha Heilerin werden sollte.
    Buchi blickte mich skeptisch an: „Wie lange kann deine Freundin denn bleiben?“
    „Lange genug. Ich war damals drei Jahre bei euch“, erwiderte ich.
    „Aber du warst zuvor bei Amara! Sie hatte dich eine Menge gelehrt. Und du bist in eine Schule gegangen. Nicht alle Muslime gewähren ihren Töchtern diesen Luxus. Oder irre ich mich?“
    „Nein“, gab ich kleinlaut zu. „Tanisha kann kaum lesen und schreiben.“
    „Dafür in einer Sprache, die hier niemand versteht!“ Buchi lachte herzhaft.
    „Dann wollen wir deine Freundin lieber nicht entmutigen! Sie ist jung und wird schnell lernen. Aber sie scheint recht verängstigt. Was hast du ihr über uns erzählt?“ Buchis gute Laune war ansteckend. Nachdem ich ihr kurz von Tanishas schrecklichem Schicksal berichtet hatte, wich ihre Fröhlichkeit tiefer Betroffenheit. „Du armes Mädchen brauchst eine neue Familie.“ Gerührt umarmte sie Tanisha, die sie nicht verstanden hatte.
    Als Josh zurückkam, strahlte er mich an: „Mama, hier sind ganz viele Frauen, die mich kennen.“ Dann zog er mich zu sich herunter und flüsterte:
    „Aber hier gibt es noch mehr Kranke als früher in deiner Heilstation.“
    Buchis kleines Krankenhaus hatte durchaus Ähnlichkeit damit. Allerdings behandelten sie hier wesentlich mehr Patienten, die aus der ganzen Gegend kamen. Mit Naturmedizin bekämpften sie die üblichen Leiden wie Malaria, Durchfall, Entzündungen oder auch Tuberkulose. Vor allem konnte Buchi sich auf viele Pflegerinnen verlassen, damit die Patienten versorgt wurden.
    Sie übernahmen jedoch nur die medizinische Betreuung. Die Urwaldklinik bot ihren Patienten keinen Komfort, nur Heilung. Essen und Getränke brachten die Verwandten zu ihren Kranken. Deshalb waren die drei Räume voller Menschen. Buchi und ich tauschten kurz unsere Erfahrungen aus, doch Josh drängte zum Aufbruch.
    „Josh hat völlig Recht“, beschied uns Buchi. „Ihr seid nicht den ganzen Tag gefahren, um euch kranke Menschen anzusehen. Ich werde euch jetzt zu Ezira bringen.“
    Ein rund einstündiger Fußmarsch stand an. Und es ging mir gar nicht gut.
    Vom Husten schmerzte mein Oberkörper. Buchi gab mir Medizin, die mich leichter atmen ließ. Wir mussten dringend aufbrechen; es war bereits dunkel.
    Das Krankenhaus und den Compound verband ein ausgetretener Pfad.
    Gewissermaßen die Verbindung zu Eziras Reich, in dem künftige Heilerinnen mindestens ein Jahr lang nur in Pflanzenkunde unterrichtet wurden. Wegen meiner Vorkenntnisse hatte ich diese Zeit damals abkürzen können, war aber ständig zwischen Ezira und Buchi gependelt, wo ich praktische Erfahrung gesammelt hatte. Den Weg kannte ich im Schlaf; oft genug war ich übermüdet mit fast geschlossenen Augen in den Compound
    heimgekehrt, wo Josh mich erwartet hatte.
    Wir verabschiedeten uns von Mary. Sie hatte sich in der Siedlung ein Quartier gesucht, um am nächsten Morgen nach Lagos zurückzufahren.
    Zwei junge Mädchen begleiteten uns in den Urwald und halfen uns, unsere Taschen zu tragen. Die Dorfbewohner verehrten die beiden weisen Frauen und waren stolz, wenn ihre Töchter sich bei ihnen Grundwissen in Pflanzenkunde aneignen. durften. Im Gegenzug unterstützten die Teenager
    Compound und Krankenhaus tatkräftig. Gelegentlich kam es sogar vor, dass sich eine von ihnen entschied, so wie ich in jungen Jahren Heilerin zu werden.
    Durch den Husten geschwächt, bereitete mir die Wanderung Probleme.
    Meine Hüfte schmerzte wieder. Wegen meines Beinproblems ging ich freiwillig als Letzte und verlor beinah den Anschluss. Auf meinen Stock

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