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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Kindheit.«
    »Und Geruchssinn haben wir auch«, sagte ich.
    Randolph nahm das Exemplar des Kleinen Prinzen, das immer noch auf dem Tisch lag, und hielt es sich auf die Nase.
    »Nicht auf, sondern unter die Nase«, erklärte ich ihm. »Und
    dann musst du tief einatmen.«
    Randolph atmete ein und dann wieder aus. Er sah verwirrt
    aus. »Was soll denn passieren?«
    »Man schmeckt es in seinem Kopf. Pass mal auf!«
    Ich nahm das Buch und schnupperte daran. Ich hatte erwartet, dass es nach Leder roch, aber stattdessen roch ich süße
    Melonen. Sofort erinnerte ich mich daran, wann ich dieses
    Aroma zuletzt gerochen hatte: Als dieser eigenartige kubistische
    Lieferwagen in Caversham Heights aufgetaucht war. Der Lieferwagen ohne Konturen, der Fahrer ohne Persönlichkeit. Etwas
    klickte in meinem Kopf.
    »Das war also ein UltraWord™-Laster«, murmelte ich und
    suchte in meiner Tasche nach dem konturlosen Bolzen, den ich
    damals aufgehoben und eingesteckt hatte. Ich fand ihn tatsächlich. Ich hielt ihn mir vorsichtig unter die Nase, während ich
    fieberhaft überlegte, was er wohl mit dem Kleinen Prinzen zu
    tun haben mochte. Gab es da eine Verbindung?
    »Das ist ja großartig«, sagte Arnie, während er in dem Buch
    blätterte. »So etwas habe ich ja noch nie erlebt.«
    »Ja«, sagte ich und sah zu, wie Randolph das Buch zu öffnen
    versuchte. Was ihm nicht gelang.
    Ich nahm ihm das Buch aus der Hand und konnte es ohne
    weiteres aufschlagen. Ich gab es ihm zurück, aber als er es
    versuchte, schienen die Seiten fest aneinander zu kleben.
    »Eigenartig«, sagte Arnie, der es ohne weiteres aufschlagen
    konnte.
    »Das ist Miss Havishams Exemplar«, sagte ich langsam. »Sie
    hat darin gelesen, dann ich und jetzt du.«
    »Ein Buch, das nur drei Leute lesen können!« sagte Randolph
    empört. »Ganz schön gemein!«
    »Drei Leser nur«, murmelte ich, und mein Herz wurde
    klamm. Die Prophezeiung der Hexen fiel mir wieder ein: Hüte
    dich vor der Drei-Leser-Regel! Vielleicht war das neue Betriebssystem doch nicht so demokratisch, wie es schien. Wenn UltraWord™-Bücher nur von jeweils drei Personen aufgemacht
    werden konnten, dann würde es in Zukunft keine öffentlichen
    Bibliotheken mehr geben. Antiquariate konnten gleich schließen. Und man konnte Bücher nur zweimal verleihen. Für die
    Produzenten war das natürlich von Vorteil. Die konnten an
    solchen Büchern viel mehr verdienen. Ich schüttelte voller
    Sorgen den Kopf. Es war etwas faul in der BuchWelt.
    »Thursday?« sagte Arnie. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich legte den Kleinen Prinzen beiseite. »Ach, ich hatte nur
    gerade so eine Epiphanie. Kennt ihr ja«, sagte ich, »die Belletristik ist voll davon.«
    »Ja!« nickte Randolph sachkundig. »Darüber haben sie uns in
    St. Tabularasa eine Menge erzählt.«
    Ich stand auf und sah aus dem Bullauge. Der kubistische
    Lastwagen, der eigenartige Bolzen? Was konnte das alles bedeuten? Ich fröstelte. Wenn das neue Betriebssystem so gravierende
    Mängel hatte, dass jemand bereit war, dafür zu töten, dann war
    die »Drei-Leser-Regel« wohl nur der Anfang. Diese Beschränkung würde ja letzten Endes nur die Leser im Außenland treffen. Es musste noch andere Probleme mit dem System geben.
    »Sorgen?« fragte mich Arnie.
    »Ja, mit UltraWord™ stimmt was nicht.«
    »Ist es schlimm?«
    »Ziemlich. Ich wurde offenbar nicht zufällig aus dem Dienst
    bei Jurisfiktion entfernt. Diesen Lehrling, der unbequeme
    Fragen stellte, wollte man nicht mehr haben. Miss Havisham
    hatte bereits den Verdacht, dass mit UltraWord™ etwas nicht
    stimmt. Ihr Tod ist dafür der Beweis.«
    »Na, ich würde sagen, er legt es nahe«, erklärte Randolph. Er
    hatte sich bei der Vorbereitung für seine künftige literarische
    Rolle offenbar mit juristischen Fragen beschäftigt. »Ohne
    konkrete Fakten ist das schwer zu beweisen. Hat sie oder einer
    der anderen Testleser denn irgendwas Relevantes gesagt?«
    Ich dachte angestrengt nach. »Havisham und Perkins haben
    mir nichts gesagt. Und Snell hat auf dem Totenbett nur noch
    ein wirres Gebrabbel hervorgestoßen. Er könnte mir alles
    mögliche erzählt haben, aber es war so vom Mispelling Vyrus
    verzerrt, dass ich am Ende nichts mehr kapiert habe.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Es klang wie: Durstig! Wode – Cone, udder whirled – mohhz
    Thron –! oder so ähnlich.«
    Arnie und Randolph wechselten Blicke.
    »Das Durstig bedeutet wahrscheinlich Thursday«, murmelte
    Arnie.
    »Das habe ich mir auch

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