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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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oder?«
    »Nicht im mindesten«, sagte der Kaiser, aber es klang nicht
    sehrüberzeugend.
    »Sehr gut«, sagte Kenneth. »Es ist Salomons Urteil™, dass du
    sofortFrieden schließt mit den Rambosianern.«
    »Was?!«
    Zhark sprang auf und wurde tiefrot. Sein Gesicht verfinsterte
    sichwie eine Gewitterwolke, und sein langer, schlanker Zeigefinger zuckte wie ein Blitz in Richtung des Richters. Überall in
    Zharks Imperium hätte das den sofortigen Tod des Opfers
    bedeutet, aber Kenneth blieb gänzlich unbeeindruckt. Nur seine
    linke Augenbraue hob sich zwei Millimeter.
    »Du wirst nie wieder Golf im Old White Male Club spielen«,
    schrie Zhark. »Ich lass dich auf die Schwarze Liste setzen. Selbst
    wenn du in Begleitung des Großen Panjandrum persönlich
    kommst, lässt dich keiner mehr rein!«
    Damit warf er seinen Umhang über die Schulter, schnaubte
    mehrfach laut und verächtlich, drehte sich auf dem Absatz um
    undmarschierte zur Tür.
    »Ach«, sagte Kenneth. »Es ist doch immer dasselbe mit diesen Tyrannen. Wenn sie ihren Willen nicht kriegen, kriegen sie
    schlechte Laune. Wer ist der Nächste?«

    30.
    Enthüllungen
    Commander Bradshaw unternahm zahlreiche Buchforschungen, und das bereits in der Frühzeit, als die Außenbezirke noch nicht unter die Kontrolle des GattungsRates gebracht worden waren. Unerklärlicherweise können Romane
    nur dann besucht werden, wenn jemand einen Weg hinein
    – und wieder hinausfindet. Als Bradshaw 1927-49 die bekannte BuchWelt kartographierte, war das eine hervorragende Leistung, und bis zur Einführung der ISBN (1962)
    waren Bradshaws Karten das einzige zuverlässige System
    zur Buchortung in der Fiktion. Aber nicht alle Buchforschung hat so ein glückliches Ende genommen. Ambrose
    Bierce ist verschollen, als er einen Zugang zu Poe suchte.
    Sein Name steht – zusammen mit vielen anderen – auf dem
    Boojumorial in der Eingangshalle der Großen Bibliothek.
RONAN EMPYRE
    – Eine Geschichte von Gibbon

    Ich konnte die drei Hexen nicht finden, sosehr ich mich auch
    bemühte. Ihre Prophezeiungen beunruhigten mich, aber doch
    nicht so, dass ich nicht gut geschlafen hätte in dieser Nacht.
    Zwei Tage später, nach einem langen, anstrengenden Tag bei
    Salomons Urteil™, fand ich Arnie in meiner Küche vor. Er trank
    mit Randolph ein Bier. Die beiden diskutierten über den korrekten Gebrauch von Gedankenstrichen, aber ich hatte den
    Eindruck, dass Arnie doch sehr erfreut war, als er mich sah.
    »Arnie«, sagte ich leicht errötend, »ich glaube, ich muss mich
    bei dir entschuldigen. Du hältst mich sicher für das schlimmste
    Flittchen im Brunnen.«
    »Aber nein, das ist Lola. Denk nicht mehr daran. Gran hat
    mir alles erklärt. Wie geht's denn? Ist das Erinnerungsvermögen
    wieder okay?«
    »Alles gegenwärtig und tipptopp in Ordnung.«
    »Gut. Können wir mal zum Essen gehen? Als gute Freunde,
    versteht sich!« fügte er hastig hinzu.
    »Schrecklich gern, Arnie! Und vielen Dank, dass du so …
    verständnisvoll bist.«
    Er lächelte und wandte den Blick ab.
    »Mögen Sie ein Bier?« fragte Randolph. Er schien sein lolainduziertes Trauma überwunden zu haben.
    »Gibt's auch was ohne Alkohol?«
    Er schob mir den Orangensaft über den Tisch, und ich
    schenkte mir ein Glas ein.
    »Willst du es ihr sagen?« fragte Arnie. »Was denn?« fragte
    ich.
    »Ich habe die Rolle bei Martin Amis doch nicht gekriegt«,
    sagte Randolph. »Aber ich bin jetzt in der engeren Auswahl für
    den nächsten Roman von Tom Wolfe.«
    »Wann soll der denn kommen?«
    »Irgendwann in den nächsten Jahren. Bis dahin muss ich
    Aushilfsarbeiten machen. Als erstes soll ich Graf Smorltork im
    Illustrierten Führer durch das Hochmoor im Lakeland vertreten.«
    »Glückwunsch.«
    »Was gibt's denn bei dir Neues?« fragte mich Arnie. »Der
    ganze Brunnen redet über deine Degradierung!«
    »Das ist keine Degradierung. Na ja, vielleicht doch.«
    »Es heißt, dass Harris Tweed der neue Protokollführer wird«,
    murmelte Arnie. »Trotz seiner geringen Erfahrung. Jurisfiktion
    will gern einen Außenländer.«
    »Was ist an Außenländern denn so Besonderes?« fragte Randolph.
    »Ich glaube, der GattungsRat schätzt unsere Unabhängigkeit.
    Wir sind nicht an ein bestimmtes Werk gebunden, und zumindest theoretisch bevorzugen wir auch keine Gattung gegenüber
    den anderen.«
    »Und Erinnerungen habt ihr außerdem«, sagte Arnie sehnsüchtig. »Ich wünschte, ich könnte mich an eine Kindheit
    erinnern. Irgendeine

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