03 - Keiner wie Wir
Heiratsantrag gemacht hast, den ich sogar annahm, wäre es meiner Ansicht nach nicht die falscheste Reaktion, würdest du diesen einmaligen Moment nicht ungenutzt verstreichen lassen und ...«
Schlagartig saß er und zog Tina mit sich. Ihre Gesichter waren sich mit einem Mal sehr nah. »Hunt?«
»Ja, Grant?«
Lange musterte er sie und dann lächelte er. »Ach, nichts ...«
Einmal mehr legte sich der berühmt-berüchtigte Finger unter das schmale Kinn, der ihren Mund in die korrekte Position brachte, und kurz darauf fanden jene Lippenpaare zueinander, die nun einmal füreinander geschaffen waren.
Wie alles andere an den beiden auch …
* * *
ieses verfluchte Ziehen …
Es würde Tina verfolgen, bis sie alt und grau sein würde. Inzwischen war sie davon überzeugt.
Ächzend stützte sie mit beiden Händen ihren Rücken, wollte sich instinktiv strecken, unterließ es jedoch, denn in der letzten Sekunde vor Begehen der Freveltat, fiel ihr ein, was Jonathan gesagt hatte:
»Versuche, jede Dehnung zu vermeiden. Nicht nach oben greifen, nicht die Arme über den Kopf strecken, alles könnte unterstützend wirken.«
Also kein Dehnen …
Sie legte sich zurück, schloss die Augen und versuchte, wie so häufig, an etwas Schönes zu denken, ohne das ultimativ Schönste auch nur anzutippen. Denn das führte nur zu dieser vertrackten Melancholie und Trauer, die Jonathan ihr auch strikt verboten hatte.
»Niemand versteht dich mehr als ich, aber wenn du dein Kind behalten willst, trennst du dich vorerst von derartigen Gedanken.«
Super! Was für ein frommer Ratschlag!
Tina war nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich befolgen wollte, denn es erschien ihr wie Verrat. Ihn aus ihren Gedanken zu verbannen war, als würde sie akzeptieren, dass er nicht zurückkommen würde. Derzeit weigerte sie sich mit allem, was ihr an Stärke zur Verfügung stand dagegen, dass genau dies eintraf, und wusste dennoch, dass ihr ihm Grunde überhaupt keine andere Wahl blieb.
Vergiss ihn … komm, vergiss ihn … Tu es! Gib dir ein bisschen Mühe! Nur für den Moment!
Neun Monate waren nur leider ein verdammt langer Moment …
* * *
A propos, verdammt ...
Dieses Ziehen war schon wieder zurück. In der Zwischenzeit hatte Tina sich daran gewöhnt, bekam nicht länger bei jedem erneuten Auftreten Beklemmungen und glaubte sofort, den aussichtslosen Kampf endlich doch verloren zu haben.
Viel Hoffnung hatte Jonathan ihr ohnehin nicht gemacht. Er war Arzt genug, um sie über die zahlreichen Risiken für das Baby hinreichend aufzuklären. Und wenn Tina in ihrem Bett lag, das noch immer ein wenig nach Dem, an den sie nicht denken durfte , duftete, dann setzte sie sich wahlweise mit dem Gedanken auseinander, dass ihr Baby sterben oder schwerstbehindert zur Welt kommen würde.
Um überhaupt hier in ihrem Bett liegen zu dürfen und nicht mehr in dem unpersönlichen Klinikzimmer hausen zu müssen, hatte sie alles an Kräften aufbieten müssen, was verfügbar war.
Leider wurde das mit jedem Tag etwas weniger.
Jonathan hatte ihre Idee nämlich keineswegs begrüßt und war mit jeder gemeinen und düsteren Prophezeiung aufgewartet, derer er habhaft werden konnte, um sie von ihrer Flucht nach Hause abzuhalten.
In seiner Position waren das erschreckend viele.
Dennoch hatte sie sich durchgesetzt, denn Tina wusste, dass sie die unendlich lange Zeit, die noch vor ihr lag, in diesem Klinikbett nicht überleben würde.
In den vergangenen Wochen war Tina aufgegangen, wie wundervoll weitsichtig sie gehandelt hatte, indem sie jeden verfügbaren Cent zur Seite legte. Offensichtlich hatte George Hunt das Geizgen an seine Tochter weitergegeben. Denn abgesehen von einigen Expertisen, die Tina am Laptop erstellte, war an Arbeit nicht zu denken.
Und damit waren längst nicht alle ihrer derzeitigen Probleme benannt. Einige davon gehörten sogar in den sehr nüchternen und weltlichen – sprich: juristischen - Bereich. Auch wenn die Familie alles tat, um wenigstens diese Schwierigkeiten von ihr fernzuhalten.
Es handelte sich um Daniels Appartement, und Tina genoss nur Bleiberecht. Einen entsprechenden Vertrag hatten sie nie abgeschlossen, worüber sie trotz der unerwarteten Probleme sehr froh war. So etwas hätte nun einmal nicht zu ihnen gepasst.
Leider musste sie sich neben allem anderen der Tatsache stellen, dass sie im Falle seines Ableb…
Falscher Gedanke! Böse Tina!
Pfui!
* * *
U hhh, dieses Ziehen zermürbte sie wirklich.
Faktisch wusste Tina nicht,
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