03 - Keiner wie Wir
damit basta!
»Hast du ihn wiedergesehen?«
»Ja.«
Sein Kopf fuhr zu ihr herum und er richtete sich ruckartig auf. »Wo?«
Langsam breitete sich ein Grinsen auf dem lieblichen Gesicht aus, und endlich bequemte Tina sich, ihn auch anzusehen. »Warum willst du das wissen?«
»Reines Interesse«, erwiderte er unschuldig. »Ich bin ein Pionier im Ausbau der Beziehungen aller Ethnien, die unser wundervoller Staat beherbergt. Allen voran fühle ich mich unseren südstämmigen Nachbarn verpflichtet. Schließlich haben wir sie in der Vergangenheit nicht immer fair behandelt. Und dieser Gedanke zermürbt mich – in jeder Nacht. Daher habe ich mir auf die Fahnen geschrieben, an dem zerrütteten Verhältnis etwas zu ändern.«
»Du hast dir vielleicht auf die Fahnen geschrieben, dass du spinnst und mich mit deinem Schwachsinn in den Wahnsinn treiben willst, mehr aber auch nicht!«
Leise lachte er auf. »Okay, du hast mich.«
»Hmmm ...«
Er legte sich wieder neben sie und blickte zum Himmel.
»Ric lebt hier in New York«, hob sie nach einer Weile an. »Ich traf ihn zufällig im letzten Jahr.«
»Ach, hat er einen Basar eröffnet und verhökert nun die in Heimarbeit gefertigten Waffen an schießwütige Erstklässler? Oder favorisiert er den Handel mit bewusstseinsverändernden, illegalen Präparaten?«
»Daniel, es ist Ausdruck menschlicher Größe, seine alten Eifersüchteleien irgendwann mal hinter sich zu lassen.«
Trocken lachte er auf. » Eifersüchteleien ... «
»... wenn man seine ekelhafte Eifersucht, die einem damals übrigens absolut nicht zustand, irgendwann mal hinter sich lassen kann«, korrigierte sie sich. Es klang ein wenig bissig, allerdings konnte dieser Eindruck auch Produkt seiner Phantasie sein. »Er arbeitet in der Stadt. Und du wirst es nicht glauben, aber er ist inzwischen ein hohes Tier. Oberster Abgesandter seiner Minderheit, vertritt deren Rechte, versucht, ihre Interessen zu schützen. Und soweit ich informiert bin, geht er beim Senator ein und aus, ist enger Freund des Bürgermeisters ...«
»Ich erstarre in Ehrfurcht. Wie genial!«, warf Daniel ein.
»Ja, das ist es!«, beharrte Tina. »Er hat sich sehr verändert.«
»Soso ...«
»Du solltest endlich mit deiner unangebrachten Abneigung aufräumen! Das ist Ewigkeiten her und es war Unrecht, ihn derart herablassend zu behandeln! Was du über ihn sagtest, stimmte überhaupt nicht!«
»Ha!« Auch das kam mittlerweile mit hörbarer Schärfe. »Im Gegensatz zu dir wusste ich, was für ein Arsch er ist! Sorry, bei diesem Thema bin ich der Experte!«
Verhalten seufzte sie auf, erwiderte aber nichts. Und auch Daniel hielt besser den Mund, wusste er doch, dass es von keiner besonderen Reife zeugte, bis heute auf diesen kleinen, miesen, unbedeutenden Flegel wütend zu sein.
»Ich überredete ihn damals«, wisperte sie etwas später. »Man kann es auch nötigen nennen ...«
Mit beachtlicher Mühe hinderte Daniel sein Schnauben am Ausbrechen. Sicher, neuerdings musste man die Männer zum Sex nötigen! Besonders Tina.
»Er wollte das nicht!«, beharrte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Noch nicht, jedenfalls. Ric ist sehr konservativ, weißt du? Auch wenn er nicht so aussieht. Du hattest recht, es war sein erstes Mal und ich habe es ihm so ziemlich versaut ...«
»Das hat er dir vielleicht erzählt ...«, knurrte Daniel, mit dem am Ende doch die Pferde durchgingen. »Tina, dass du nach all den Jahren so naiv bist ...«
Als es dunkel über ihm wurde, riss er die Augen auf und sah in ihr wütendes Gesicht.
»Eben weil ich nicht naiv bin, weiß ich, dass es die Wahrheit ist! Glaubst du ehrlich, mir könnte noch jemand erfolgreich einen derartigen Müll vorgaukeln? Wie gelingt es dir, selbst heute ...« Sie verstummte und verzog das Gesicht. »Außerdem hast du darauf nicht den geringsten Anspruch! «
Jetzt schien sie wirklich wütend zu sein, Einbildung ausgeschlossen.
Verdammt!
Dabei interessierte sich Daniel überhaupt nicht für diesen Bengel! Er würde ihn nie wiedersehen, der Kerl gehörte der Vergangenheit an, und es gab keinen Grund, gerade deshalb in Streit zu geraten.
Das würden sie früh genug, wenn er erst einmal mit seinen langfristigen Plänen aufwartete. Eilig nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog sie zu sich herunter.
»Ja«, wisperte er an ihrem Mund. »Ich war damals eifersüchtig. So sehr, du hast keine Vorstellung. In Ordnung, was das angeht, tappte ja selbst ich mehr oder weniger im
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