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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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eben ins Bett. Meinen sie jedenfalls. Du weißt nicht, wie nervend es ist, die dämlichen, herablassenden Fratzen zu sehen oder zu ertragen, dass sie dir nicht zuhören, sondern nur in den Ausschnitt glotzen. Also maße dir kein Urteil an! Ich habe mich behauptet und ihnen gezeigt, dass sie mit ihren Vorurteilen wohl leicht danebenlagen. Ein unglaublicher, nur schwer zu verdauender Vorfall in ihrer so simpel gestrickten Welt! So etwas funktioniert nicht, ohne dass man ein wenig nachhilft. Allein siehst du ziemlich alt aus. Jede Frau, die Ähnliches erreicht hat, wird es dir bestätigen. Na ja, jedenfalls, wenn sie ehrlich ist. Es läuft nicht, ohne deine Reize an der richtigen Stelle einzusetzen, mit deinen Waffen zu hantieren. Entweder du bist dazu bereit oder ...«
    Gleichmütig hob sie die Schultern. »... oder du hast keine Chance. Ganz einfach! Man kann durchaus damit leben, wenn man es ins richtige Verhältnis setzt. Denn eigentlich ist es doch so: Ich habe ihnen eine relativ unbedeutende Sache gegeben und dafür jede Menge Vorteile genommen . Und wenn du mir jetzt mit der guten alten Moral kommen willst … Vielleicht hast du wirklich noch nichts davon gehört, aber im Geschäft existiert so etwas nicht! Egal, wie bieder sie tun, sie sind es nicht! In Wahrheit handelt es sich um Haie, gewissenlose Bastarde, nur auf ihren Vorteil und ihren maximalen Gewinn bedacht. Entweder, du passt dich an oder du gehst unter. Ich wollte nicht untergehen!«
    Daniel hatte sie nicht aus den Augen gelassen, und als er sichergehen konnte, dass sie dem nichts hinzufügen wollte, wurde sein Blick abschätzend. »Sag mir eines … Hätte ich dich nach meiner Rückkehr aus Afrika gesucht, wäre es dann auch so gekommen?«
    »Das ist eine dämliche Frage!«, wehrte Tina prompt ab. »Und eine G efährliche obendrein! Hätte, Wenn und Aber ...« Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Eine höchst blöde Überlegung, das Ergebnis ist verdammt niederschmetternd, weil unumkehrbar. Ich weiß es, vertrau mir.«
    »Ich will nur deine persönliche Meinung hören!«, beharrte er.
    Seufzend gab sie vor, nachzudenken, obwohl ihre Antwort längst feststand. Tatsächlich trennte sie wohl nicht viel, beide wählten gern die Selbstgeißelung. Auch Tina ließ sich noch immer hin und wieder zum Pokerspielen hinreißen. In Richtung Vergangenheit sogar in zunehmendem Maße.
    Denn ihre Liebe zu ihm wurde größer, wie sie verblüfft und gleichzeitig mit Sorge bemerkte, womit auch die Trauer um das Verlorene zunahm.
    »Nein, ich denke, dann wäre vieles anders gekommen«, räumte Tina widerwillig ein.
    Als seine Miene sich zusehends verdüsterte, fügte sie rasch hinzu: »Ich bin allerdings nicht sicher, ob das auch gut ...«
    »Danke, das genügt mir schon!«
    Stirnrunzelnd beobachtete sie, wie Daniel sein Hemd schloss, aufstand, die beiden leeren Plastikflaschen nahm und ihr schließlich eine Hand reichte. Erst jetzt trafen sich ihre Blicke.
    »Wohin gehen wir?«
    Eine Antwort blieb er ihr schuldig.
    * * *
    A uch während sie gemächlich zu dem breiten Gehweg schlenderten, der nach etlichen Metern aus dem riesigen Park führte, schwieg Daniel beharrlich.
    Tina wusste, was in ihm vorging. Oh ja, und zwar sogar ganz genau! Für einen flüchtigen Moment fragte sie sich, ob sie nicht besser gelogen hätte. Er sollte sich nicht schlecht fühlen, diese Vorstellung war für sie noch immer unerträglich.
    Den Wunsch, Daniel für alles Geschehene verantwortlich zu machen, hatte sie längst überwunden. Da war sie wohl vorübergehend in ihre alten Verhaltensmuster zurückgefallen. Es schien so einfach und verlockend, ihn als Schuldigen der Nation abzustempeln. Die Dinge lagen jedoch etwas anders, auch wenn es schwerfiel, ihm damit eine gewisse Absolution zu erteilen.
    Daniel trug keine Schuld.
    Sein Fortgang fungierte als Auslöser, richtig. Daran gab es nichts zu beschönigen. Aber alles, was dem folgte, geschah aus kühler Überlegung und ohne geistige Umnachtung. Nach wie vor betrachtete Tina die Angelegenheit äußerst pragmatisch.
    Es war ihre Entscheidung gewesen.
    Zu jedem Zeitpunkt hatte sie sogar ganz genau gewusst, was sie tat. Nichts geschah gegen ihren Willen, jeder Schritt in dieser Richtung wurde zuvor sorgfältig abgewogen und sofort verworfen, sobald er nicht den angemessenen Nutzen versprach. Egal, wie möglicherweise die Konsequenzen aussahen. Und sie schien ein Gespür für das richtige Timing zu besitzen, nicht wahr? Kaum jemand hatte

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