03 - Keiner wie Wir
hielt er die Luft an, denn sie schien wirklich über sein unschlagbares Argument nachzudenken. In Wahrheit stand sein Entschluss längst fest: Egal, wie Tina entschied, den heutigen Tag würden sie gemeinsam verbringen. Aber wenigstens wollte er ihr die Illusion einer Wahl lassen.
Nach einer Weile lenkte sie tatsächlich ein.
Ha!
»Und was dachtest du dir?«
»Hmmm ...« Grübelnd betrachtete er die gegenüberliegende Küchenzeile. Tom hatte sich bereits seit längerer Zeit nicht mehr blicken lassen, daher glänzte sie im schönsten, polierten Chrom.
»Um ehrlich zu sein ... Ich weiß es nicht«, räumte er schließlich verhalten ein und sein Grinsen wirkte etwas verlegen. »So oft habe ich auch nicht frei.«
Ihr Lachen klang hell, amüsiert und absolut nach Tina.
»Okay ...« Sie gluckste immer noch. »Wie wäre es ... Wie wäre es denn ... mit ... einkaufen?«
» Shoppen? « Selten war Daniel verblüffter gewesen. » Du willst shoppen gehen?«
»Nein!« Verdammt! Ernst und Würde waren soeben frisch eingetroffen. »Ich bezog mich eher auf einen ausgiebigen Besuch im Supermarkt ...«
» Oh! «
»Und? Was sagst du?«
»Auf jeden Fall ist es ein Anfang ...«
* * *
nd so suchten sie als Erstes den örtlichen Supermarkt auf.
Daniel amüsierte sich köstlich über die Tonnen von Wasserflaschen, die Tina in dem Einkaufswagen verstaute, enthielt sich jedoch geflissentlich jedes Kommentars.
Schon, weil sie ihn so lauernd bei ihrem aufgesetzten Treiben beäugte.
Als Tina ihn mit einem diabolischen Grinsen in die Hygieneabteilung zerrte und eine Riesenpackung Tampons ihrem beachtlichen Wasservorrat hinzufügte, nahm er den Karton und las ihr laut und hörbar für jeden Kunden in einem Umkreis von zwanzig Metern die Gebrauchsanweisung vor.
Das wischte wenigstens das dämliche Grinsen von dem auch heute wieder sehr hübschen Gesicht.
Essbare Vorräte schienen seitens der Nahrungsverächterin nicht eingeplant zu sein, dennoch ließ Daniel es sich nicht nehmen, einige Bestände im Appartement aufzufüllen. Und wenn sie noch so entnervte Grimassen schnitt.
An der Kasse hatte sie sich erholt. Leider, denn Tina zog nach.
Aber selbst als sie ganze zehn Packungen Atemerfrischer einpackte, fiel er nicht aus der Rolle. Allerdings begutachtete er mit wachsender Begeisterung die Supermarktbeleuchtung, weil diese nervende und krankhaft schlanke Frau sich dabei ausufernd viel Zeit ließ.
Sie nahm eine, ... dann noch eine, ... eine weitere ... all das, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Daniel hielt selbst dieser Provokation stand, weshalb er sich im Geiste vorsorglich für den Friedensnobelpreis nominierte.
Nachdem die beiden erfolgreich den Kassenbereich überwunden hatten (Tina zahlte), musterte sie ihn verstohlen von der Seite. »Also ich muss zugeben, du erstaunst mich ...«
»Warum? Ich hatte dir doch gesagt, dass ich mir die schlechten Angewohnheiten abgewöhnt habe.« Für den beiläufigen Ton stand ihm nicht nur der Nobelpreis, sondern auch ein Oscar zu.
Auf eine derart glaubwürdige Demonstration seiner neuen Gelassenheit wusste sie nichts zu erwidern und Daniel gratulierte sich, damit seinen Ball erfolgreich versenkt zu haben.
* * *
T ina wollte den Einkauf nach Hause bringen und auch dort bleiben.
Mit einigen Mühen gelang es Daniel, ihr dieses Vorhaben auszureden und sie erneut aus dem Appartement zu locken.
Denn es handelte sich tatsächlich um einen wundervollen Frühlingstag.
Ein Verbrechen, ihn nicht entsprechend zu nutzen.
Seit Ewigkeiten trug sie mal wieder Jeans und ein normales Sweatshirt, ein zauberhafter Anblick, der Daniels Ausgelassenheit zusätzlich steigerte. Allein dafür und weil sich ihr Make-up heute nur auf das Notwendigste beschränkte, hätte er diese Frau augenblicklich geheiratet.
Wäre sie damit einverstanden gewesen, natürlich.
Wenn auch mit sichtlichem Widerwillen, ließ sie sich von Daniel in den Central Park entführen, wo sie inmitten des weiten Grünes ein spontanes Picknick veranstalteten. Viel stand ihnen dafür nicht zur Verfügung, nur Wasser und die verdammten Pfefferminzbonbons. Doch er war viel zu gut gelaunt, um sich deshalb in seinem neuen Enthusiasmus beirren zu lassen.
Begeistert lutschten Tina und er um die Wette. Kleiner, positiver Nebeneffekt: Sie aß eine ganze Packung, was bereits 200 Kalorien ausmachte und nicht nur vier.
Langsam steigerte er sich.
Nachdem sie zwei Flaschen Wasser geleert hatten, überlegten die beiden mit einiger Sorge, wo sich
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