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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Woche eingestehen: Es funktionierte.
    Die beiden bildeten ein wirklich gutes Team.
    Hin und wieder, wenn es besonders eilte, diktierte Rogers ihr die ellenlangen Briefe, während Stevie direkt tippte. In solchen Situationen stand er hinter ihrem Stuhl, las mit, korrigierte sofort, wenn ihm eine Formulierung nicht passte, steigerte das Tempo, forderte sie, forderte sich selbst ...
    Seine Begeisterung war infektiös und riss Stevie mit. Oft, wenn er irgendwann aufsah und den Arbeitstag beendete – nicht ohne Bedauern – stellte sie erstaunt fest, dass der Abend schon weit fortgeschritten war.
    Ja, auch das konnte Stevie sich nach einer Woche anstrengender Arbeit in der Anwaltskanzlei Rogers bescheinigen:
    Sie arbeitete gern mit ihm, worüber sie echte Erleichterung verspürte. Denn die Alternative – eine zermürbende, ungeliebte, vielleicht sogar verhasste Tätigkeit – wäre so viel niederschmetternder und bedrückender gewesen.
    An den Verhandlungstagen musste sie damit rechnen, kurzfristig von ihm ins Gericht beordert zu werden, weil er dringend irgendwelche Akten im Original benötigte.
    Hierbei handelte es sich um die härtesten Herausforderungen innerhalb ihrer gesamten Tätigkeit.
    Das Gerichtsgebäude lag nur zwanzig Minuten Fußweg von der Kanzlei entfernt, weshalb Stevie lief, um das Geld für den Stadtbus zu sparen.
    Und sie lief schnell.
    Ging es um Unterlagen, die von ihm direkt aus einer Verhandlung angefordert wurden, war immer höchste Eile geboten. Und daher kam es auch in der folgenden Zeit nicht selten vor, dass Stevie die Strecke im Dauerlauf zurücklegte. Schon deshalb problematisch, weil die junge Frau seit ihrer Highschoolzeit nicht mehr gerannt war.
    Möglicherweise nahm Rogers in seiner grenzenlosen Unbedarftheit an, sie würde ein Taxi nehmen. Stevie beließ ihn in dem Glauben, schließlich wollte sie ihn nicht mit den grausamen Realitäten eines Lebens belasten, das ein Mensch aus der Unterschicht führte. Außerdem hatte sie ihren Stolz.
    Eine ganze Menge davon, um genau zu sein.
    Dann und wann ließ ihr Chef sich von seiner neuen Assistentin den Kaffee bringen, obwohl er dies üblicherweise selbst erledigte. Schnell erkannte sie, dass er sich nicht etwa bedienen ließ, sondern versunken in seiner Arbeit nichts hörte und nichts sah, abgesehen davon, dass seine Tasse leer war.
    Michael Rogers gehörte zu jenen bewundernswerten Menschen, die in ihrer Arbeit völlig aufgehen können.
    Worin sein Erfolg wohl begründet war.
    * * *
    S tevies bescheidenes Zimmer befand sich in einem Motelkomplex.
    Die Vermieterin, Mrs. McDonald, hatte sich zunächst geziert, ihr eines ihrer Schmuckstücke zu vermieten.
    Miese Erfahrungen, wie sie mit bedeutungsschwangerer Stimme berichtete, während Stevie von oben bis unten gemustert wurde.
    Billig und sauber stellte die ziemlich altertümliche Unterkunft jedoch genau das dar, wonach Stevie gesucht hatte. Außerdem war das Büro von hier aus zu Fuß erreichbar. Schon deshalb, aber auch aufgrund ihres viel zitierten Stolzes, ließ sie nicht locker, bis die alte Dame schließlich einwilligte. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die ersten beiden Wochenmieten – jeweils fünfzig Dollar - im Voraus entrichtet wurden.
    Innerhalb der vergangenen vier Jahre hatte Stevie viel über die Menschen und noch mehr über deren Geldgier erfahren. Daher hielt sie die Scheine wortlos der leicht verdattert wirkenden Mrs. McDonald entgegen, sobald die ihre Forderung geäußert hatte und der Deal war perfekt.
    In der ersten Nacht in ihrem neuen Heim kam Stevie dann dahinter, weshalb dieses Zimmer so verdammt billig war.
    Die fünfzig Dollar beinhalteten nämlich tatsächlich ausschließlich die reine Wohnmiete. Wollte Stevie es warm haben, musste sie eine urzeitliche Ölheizung mit Dollarnoten füttern. Von einer derartigen Erfindung hatte sie bereits gehört, so etwas sollte es angeblich im alten Rom gegeben haben oder damals, bei den Hottentotten.
    Im Grunde genommen konnte sie selbst damit leben. Wenngleich der Kalender bereits November schrieb, machte sie sich keine großen Gedanken über den nahenden Winterbruch. Erfrieren würde sie garantiert nicht.
    Es existierte auch eine kleine Kochstelle, mit einem derben Vorhang vom Wohn- und Schlafraum separiert. Auch die funktionierte nur, wenn man zuvor den Strom mittels der guten alten Dollarnoten köderte. Und genau hier wurden die Dinge bedeutend komplizierter. Knauserig mochte sie sein – Bianca und ihre Mom hätten

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