03 - Keiner wie Wir
mögliche Verzweiflung oder Niedergeschlagenheit, stattdessen musterte sie ihn plötzlich abschätzend. »Darum geht es? Um Kinder?«
»Nein«, wehrte er unwirsch ab. »In erster Linie geht es um deine Gesundheit, die du vorsätzlich riskierst. Ich weiß aber auch, wie schwer du diese Geschichte genommen hast und das hätte nicht sein müssen!«
Er sah die bissige und vor allem verletzende Erwiderung bereits in ihren Augen heranreifen und bereitete sich vorsichtshalber schon einmal auf das etwas verzögert eintreffende Donnerwetter vor. Das blieb wieder aus, unvermittelt wandte sie den Blick ab. »Das ist ganz allein meine Angelegenheit! Halt dich da raus!«
Und damit konzentrierte sie sich zur Abwechslung mal nicht auf das Fenster, hinter dem es ohnehin dunkel geworden war, sondern widmete sich dem ebenso langweiligen Fernsehprogramm.
Für eine ganze Weile betrachtete er stirnrunzelnd ihr Profil und ließ schließlich einen zärtlichen Finger an ihrer Wange hinabgleiten. »Ich will doch nur, dass dir nichts zustößt.«
»Ich weiß«, erwiderte sie knapp. »Nur dass die angebliche Gefahr überhaupt nicht existiert. Wie immer machst du dir zu viele Sorgen.«
Die Ansicht teilte Daniel zwar überhaupt nicht, aber er wusste, dass er momentan nichts ausrichten würde. Deshalb legte er einen Arm um ihre Schultern, zog sie an sich, was sie auch widerstandslos geschehen ließ und gemeinsam folgten sie dem Programm, das der Discovery Channel für einen frühen Sonntagabend bereithielt.
* * *
B ald schlief sie ein und Daniel tat es ihr gleich.
Den gesamten Tag über hatten sie wortwörtlich nichts getan und waren dennoch müde. Als er mitten in der Nacht aufwachte und zu Tina sah, begegnete sein Blick ihren großen, offenen Augen. Nach einer Weile legte sie sanft ihre Hand auf seine Wange und ein zarter Daumen streichelte die Haut unter seinem Ohr.
Keiner der beiden sagte etwas, zwischen ihnen herrschte stumme Einigkeit, die Meinungsverschiedenheit von zuvor schien längst vergessen.
Sie liebten sich, langsam, bedächtig und friedlich in der Dunkelheit und Stille seines Zimmers und schliefen danach Arm in Arm ein.
Ohne dass ein einziges Wort gefallen war.
Die Kommunikation geschah auf andere Weise und sie funktionierte prächtig. Im Grunde viel besser, als die verbale Alternative.
Manchmal sagte Schweigen mehr als tausend Worte.
* * *
ie neue Woche kam und mit ihr die alten Probleme.
Weder am Montag noch am Dienstag bekam Daniel seine Mitbewohnerin zu Gesicht. Auch der Mittwoch ging ohne Tina ins Land, und er befand sich langsam, aber sicher auf direktem Weg, vor Wut den Verstand zu verlieren.
Da Daniel auch den Donnerstagabend ohne Tina ausklingen lassen musste und nicht die geringste Aussicht auf Besserung in Sicht war, stürzte er am nächsten Tag um die Mittagszeit wortlos an Maggie vorbei und schmetterte die Bürotür ins Schloss. Nachdem er sich in seinen Stuhl geworfen hatte, starrte er frustriert die gegenüberliegende Wand an.
Was geschah eigentlich, wenn er mit einem Mal todkrank wurde? An seine Kinder konnte er die Klinik nicht vererben, weil er ja nie in die Verlegenheit kam, mal welche zu fabrizieren! Und soweit ihm sein Dienstplan bekannt war, rückte dieses Ziel in immer unerreichbarere Weiten. Vielleicht sollten sie beginnen, fernmündlich miteinander zu verkehren und die erforderliche Befruchtung im Reagenzglas vornehmen lassen.
Schön, das brachte ihnen möglicherweise am Ende ein Kind, aber nur möglicherweise. Derzeit war Tina ja überhaupt nicht in der Lage, eines zu bekommen und Daniel wurde daran gehindert, positiv auf sie einzuwirken, damit sich dies änderte.
Und außerdem: Vorrangig fehlte ihm der Sex! Wenn nebenbei auch noch ein Schreihals geschaffen wurde, betrachtete er das eher als Bonus! Darüber hinaus verabscheute er diese künstliche Zeugungsmethode, wo blieb denn da der Spaß? Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, musste er Tina vorher wenigstens von seinen langfristigen Vorhaben unterrichten. Soweit ihm bekannt war, wusste die bisher noch gar nichts von ihrem Glück!
Nur … wann?
Um es kurz zu machen: Daniel näherte sich stetig und in rasanter Geschwindigkeit dem totalen, ultimativen, bisher nicht da gewesenen Wutausbruch. Und langsam wurde es knapp.
Als es an der Tür klopfte, sah er erst gar nicht auf.
Unnötig, er kannte Maggie viel zu gut. Aufhalten konnte man die sowieso nicht, die gesamte Klopferei war nur der zum Scheitern verurteilte Versuch, die Formen
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