03 - Keiner wie Wir
zwischenzeitlich wenigstens das dämliche Gelächter eingestellt hatte.
Kurz darauf wurden zur Abwechslung Daniels Augen groß.
»Na ... das ist tatsächlich mal eine Überraschung«, bemerkte er nach einer Weile gedehnt …
* * *
päter ärgerte Daniel sich darüber, Tinas Zug nicht Meilen im Voraus erahnt zu haben.
Ihre Andeutungen waren schließlich eindeutig gewesen. Absehbar, dass sie tiefer in der Trickkiste kramen würde, wenn sie mit der üblichen Tour nicht vorankam. Dennoch warf ihn der Anblick vorübergehend etwas aus dem Gleichgewicht.
Selbstverständlich wusste Daniel, dass man auch mit neunzehn Jahren noch wachsen konnte. Vor ihm stand der lebende Beweis, und ganz offensichtlich hatte der alle Statistiken um ein sattes Stück nach oben verschoben.
Nichts erinnerte mehr an jenen hasserfüllten Jungen, den er damals aus dem Appartement geprügelt hatte. Vor ihm stand ein Mann, der es mit seiner Größe durchaus mit Tom aufnehmen konnte. Was Daniel von seiner Figur ausmachte, war durchaus sehenswert. Das Haar besaß mittlerweile einen ordentlichen Schnitt, die Kleidung wirkte leger, aber gepflegt, er insgesamt äußerst erwachsen, beinahe gesetzt. Trotz der illustren Kreise, in denen er sich angeblich bewegte, trug er keinen Anzug, stattdessen Hemd und Jeans. Allerdings täuschte beides nicht darüber hinweg, dass er ganz bestimmt nicht in der Gosse residierte.
Ihre damalige, körperliche Auseinandersetzung schien vergessen, sein breites Grinsen offenbarte strahlend weiße Zähne, als er Daniel erblickte. Er trat zu ihm und reichte ihm die Hand. »Hey, wie geht’s?«
»Bestens.« Daniel erwiderte den Handschlag, sah jedoch bereits zu Tina, die atemlos vor Spannung die Szene beobachtete. Flüchtig betrachtete er Rics Hände, besonders die linke.
Kein Ring.
Der riesenhafte Latino ging zurück zu Tina, die in Nähe der Tür stehen geblieben war, und legte einen Arm um deren Schultern. Wie auf Kommando lehnte sie sich an ihn, der Kopf rastete weit unter seiner Brust ein.
»Ich traf Ric neulich wieder«, flötete sie. »Und du weißt ja, wie das so ist ... Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht gesehen. Blöd eigentlich, oder?« Strahlend sah sie zu dem Hünen auf, der prompt das nächste Grinsen aufsetzte.
»Yeah«, nickte Daniel. »Die Atmosphäre eines Ehemaligentreffens greift spürbar um sich. Fehlt nur noch Jane, dann wäre alles mit Rang und Namen versammelt.«
Tina klatschte in die Hände, wobei sie ehrlich geistig beeinträchtigt wirkte. » Oh ja! Weißt du, wo sie abgeblieben ist? Vielleicht kommt sie ja auch! Und dann verbringen wir einen echt tollen Abend, ja? Heute geht es leider nicht, was wohl kein Problem ist, du wirst möglicherweise einige Zeit benötigen, um sie hierherzuschleppen. Soweit ich mich erinnere, fiel euer Abschied nicht unbedingt günstig aus. Aber du biegst das schon wieder hin, da habe ich keine Sorge.« Wegwerfend schwang sie eine Hand. »Ganz sicher, so unwiderstehlich, wie du bist. Weißt du was? Warum verbringen wir nicht gleich ein ganzes Wochenende miteinander? Draußen, in der grünen Naturhölle? Ric und ich in einem und Jane und du im anderen Zelt. Vorausgesetzt, du konntest sie bis dahin ausfindig machen und überzeugen, dass du nicht der unverbesserliche Weiberheld bist, für den sie dich möglicherweise hält. Wäre ja denkbar, dass sie nachtragend und nicht zwischenzeitlich an Alzheimer erkrankt ist. Ansonsten begleitest du uns einfach allein. Das macht dir doch nichts aus, oder?«
Kaum hatte der letzte Satz ihren strahlenden Mund verlassen, wurden die Augen groß. »Sagte ich, allein ?« Ihre Hände schnellten in die Höhe. »Mein Fehler, mein Fehler ! Es dürfte ein Leichtes sein, für entsprechenden Ersatz zu sorgen, sollte Jane so gar kein Verlangen zeigen, sich noch einmal auf dich einzulassen.«
Auch Ric schien inzwischen zu bemerken, was Daniel bereits vor zehn ihrer wirren Sätze aufgegangen war.
Teilweise freute es ihn, denn so dumm hatte sie sich seit Jahren nicht mehr aufgeführt. Von der kühlen, ausgeglichenen, höflichen Tina war nichts übrig. Unübersehbar für jeden Insider kämpfte sie akut mit der Fassung.
»Honey, ich denke, wir sollten gehen, sonst kommen wir zu spät.«
Unglaublich! Ihre Augen wurden noch etwas größer. »Ja! Beinahe hätte ich es vergessen!« Und schon schnellte ihr Blick zurück auf Daniel. »Wir gehen dann!«
Bevor sie jedoch die Küche verließen, wandte sie sich noch einmal zu ihm um. »Ich weiß nicht,
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