03 - Keiner wie Wir
Spaß zu wünschen.« Daniel lächelte.
»Danke! Den werde ich mit Sicherheit haben.« Und damit wirbelte sie auf dem Absatz ihrer High Heels herum und verschwand.
Grinsend – natürlich.
Tief in Gedanken versunken sah Daniel ihr nach, und erst, als die Stimme ertönte, entsann er sich, dass es einen Zaungast bei diesem besonderen Akt dieses Dramas gegeben hatte.
»Ihr habt echte Probleme miteinander, oder?«
Langsam schloss er die Augen.
Verdammt, ein Genie! Irgendwann wiederholte sich wohl alles, oder? Dann fiel ihm ein, dass er an jenem Tag, als Genie Nummer eins den Standard setzte, Tina kennengelernt hatte und Daniel seufzte.
Nein … nichts geschah zufällig, weder damals noch heute. Bisher hatte er nicht viel auf das Schicksal gegeben, doch je mehr Zeit er mit Tina verbrachte, desto häufiger glaubte er zu wissen, dass alles vorherbestimmt war und nichts versehentlich passierte. Jede Begebenheit hatte seine eigene, tiefere Bedeutung.
Schade nur, dass man sie immer erst erkannte, wenn es bereits zu spät war, angemessen darauf zu reagieren.
* * *
A ls Daniel an diesem Abend heimfuhr, ahnte er bereits, dass ihm das Kommende nicht gefallen würde.
Er rechnete mit irgendeinem Mittfünfziger, schön fett und hässlich, damit er auch ja bestätigt wurde. Mittlerweile konnte er Tinas Gedankengänge wieder relativ exakt nachvollziehen.
Eines stand für ihn auf jeden Fall fest: Ging sie tatsächlich so weit, nur um ihn zu provozieren, war ihr nicht zu helfen. Dieser andere, den sie wenige Tage zuvor angeschleppt hatte, war zumindest jung und von mäßig gutem Aussehen gewesen.
Sie schadete sich, wusste das auch ganz genau und tat es trotzdem.
Männer befanden sich Frauen gegenüber in einem entscheidenden Vorteil, auch das hatte er Tina schon vor vielen Jahren vermitteln wollen, anscheinend erfolglos.
Männer konnten differenzieren !
Keineswegs musste der Sex mit der Auserwählten stattfinden, die sie liebten. Um auf ihre Kosten zu kommen, war nur erforderlich, dass Mann sexuell angesprochen wurde. Ein von der Natur verdammt genial eingerichteter Mechanismus. Daher hatte Daniel keinerlei Problem damit gehabt, mit Gabrielle oder Gillian eine Nacht zu verbringen, er amüsierte sich sogar dabei. Sicher hätte er die Wahl gehabt, wäre die auf Tina gefallen.
Die blieb ihm nur bedauerlicherweise nicht.
Ihr neuster Deal zwang ihn förmlich zu derartigen Maßnahmen. Da wäre er ziemlich dumm gewesen, wenn er nicht auch seinen Spaß dabei gehabt hätte.
Bei Frauen verhielten sich diese Dinge bedeutend komplizierter.
In den seltensten Fällen konnten die trennen. Jene Damen, denen das dennoch gelang, waren gleichzeitig die, die bereit waren, eine unverbindliche Nacht mit Daniel zu verbringen.
Egal, was Tina ihm oder auch sich selbst in den vergangenen Wochen, Monaten, möglicherweise Jahren, eingeredet hatte, sie gehörte zu der anderen, der weitaus größeren Fraktion. Und daran würde sich nie etwas ändern. Der Mensch konnte nun einmal nicht aus seiner Haut.
Demnach – sorry, Baby, aber das ist nur die Wahrheit – führte er haushoch! Denn Daniel wusste, was es Tina kostete, sich mit einem anderen als dem verhassten Mr. Grant in die Horizontale zu begeben. Ihr war wiederum garantiert nicht entgangen, welchen Preis er dafür zahlte, sich vorübergehend mit einer anderen Frau zu befassen.
Tina: alles.
Daniel: ein Lächeln.
Übrigens hätte er durchaus geglaubt, Tinas Bettgeschichte würde ihm mehr zusetzen und dass er in der festen Absicht, das Schwein zu massakrieren, nach einer halben Stunde mit einer Axt bewaffnet ihr Zimmer stürmen würde.
Soweit war es nicht gekommen, schon, weil er überhaupt keine Axt besaß.
Natürlich hatte Daniel darauf verzichtet, sich vorzustellen, was genau sie da trieben. Und er schlief in dieser Nacht tatsächlich für keine Sekunde, weil er es sich in seiner grenzenlosen Dämlichkeit eben doch ausmalte. Die Bilder ließen sich nie lange verdrängen, tauchten wie unbelehrbare Rückfalltäter immer wieder auf. Mit Voranschreiten der Nacht in zunehmendem Maße.
Ihr seltsames, ausschließlich freundschaftliches Verhältnis – wenn man es derzeit so bezeichnen wollte – verdammte ihn leider zum tatenlosen Zusehen. Und Daniel zwang sich verbissen, nicht aus der Rolle zu fallen, aber um ehrlich zu sein resignierte er mit jedem Tag etwas mehr. Der anfängliche Spaß an ihrem kleinen Krieg war längst Ermüdung und dem Wunsch gewichen, das Kriegsbeil endlich zu
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