03 - Keiner wie Wir
schnell. »Ihr habt euch geprügelt?«
»Das wusstest du nicht? Als ich ging, empfing er mich vor deiner Tür und ...« Anstatt den Satz zu beenden, musterte er sie bedeutungsvoll.
»Oh!«
»Ach, das wusstest du echt nicht?« Lachend warf er den Kopf zurück. »Okay, dann schulde ich ihm ein Sorry. Ich dachte, er hätte dir sofort Rapport darüber erstattet, dass er wie Rambo deine Ehre gerächt hat.« Abrupt ernst griff er nach seiner Tasse. »Jedenfalls ... Ich ließ ihn gewinnen, weil ich keine Lust hatte, mich mit ihm zu prügeln. Ich verstand nur nicht ...«
»Was?«, hakte sie nach, als er nicht fortfuhr.
Ric seufzte. »In Ordnung, ein bisschen später, als ich wieder zu mir gekommen war - das muss ein halbes Jahr danach gewesen sein, oder so – ließ ich mir alles noch einmal ausgiebig durch den Kopf gehen. Jetzt etwas weniger persönlich betroffen, mit Abstand, wenn du verstehst?« Er wartete ihr Nicken ab. »Du warst total in ihn verschossen und er in dich, das hat jeder gesehen! Mir wollte nicht in den Sinn, warum er nichts tat! Es hätte uns allen eine Menge mieser Erfahrungen erspart.«
Seufzend winkte Tina ab. »Du bist nicht der Einzige, der sich darüber ausgiebig Gedanken gemacht hat, verlass dich darauf. Ganze Familien mussten sich zwischenzeitlich mit dieser dämlichen Thematik befassen. Nicht, dass sie zu einem akzeptablen Schluss gekommen wären. Ich schließe mich da nicht aus.«
Nachdem er seine Kaffeetasse geleert hatte, sah Ric auf. »Was ich eigentlich sagen wollte: Auf mich macht ihr den Eindruck, als wäret ihr seitdem nicht sehr viel weitergekommen, oder täusche ich mich? Die derzeitige Situation kommt mir verdammt bekannt vor. Er ... du ... und ... nichts !« Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Du kannst mich dafür hassen, aber auf diese Art werdet ihr nie ans Ziel kommen. Wie auch immer das wohl aussehen möge.«
Leiser Protest kündigte sich in Tina an, doch sie lenkte ein. »Das ist komplizierter, als du denkst.«
»Das sehe ich ganz anders.« Er hob die Schultern. »Es ist in Wahrheit nämlich verdammt simpel. Ihr macht es nur kompliziert!«
Der Protest in ihr wurde stärker, begehrte auf, jaulte sogar ein wenig, aber ehrlich nervend, doch sie beherrschte sich, wenngleich sie jetzt ein wenig gepresst klang. »Damit könntest du recht haben.«
»Nicht könnte , sondern damit liege ich goldrichtig.« Ric grinste und wurde für einen winzigen Moment jener unkomplizierte Junge von einst. Lange überlebte die Reise in die Vergangenheit jedoch nicht, kurz darauf wirkte er sehr streng und ernst. »Beende es, Tina!«
»Das kann ich nicht!«, widersprach sie sofort. »Dann kommt er wieder mit seinem Mist durch!«
»Wenn keiner von euch beiden einlenkt, werdet ihr so weitermachen, bis ihr alt und grau seid. Und ...« Zu allem Überfluss musterte er sie jetzt auch noch eindringlich. »Entschuldige meine Direktheit, aber besonders überzeugend, bist du vorhin nicht gerade rübergekommen. Ich weiß ja nicht, wie er im Gegenzug so drauf ist ...«
Diesmal war es an Tina, ihren bedeutungsvollsten Blick zu bemühen, und er nickte. »Okay, soeben habe ich eine ungefähre Ahnung bekommen. Gut! Womit die Angelegenheit noch simpler ist. Beende den Mist, und zwar sofort. Du hast zwei Alternativen: Entweder, du ziehst aus oder lenkst ein. Es sei denn ...« Mit einem Mal machten sich leise Zweifel bei Mr. Oberschlau bemerkbar. »Auf dein Einlenken würde er doch eingehen, oder?«
Tina stöhnte. »Natürlich würde er das! Du hast ja keine Ahnung, was für ein kranker Stalker sich hinter der Saubermann-Fassade verbirgt. Der würde mich sogar finden, wenn ich mich am Nordpol im Schnee eingrabe ...«
Er hob die Schultern, nicht im Geringsten beunruhigt, was bewies, wie ahnungslos Ric in Wahrheit war. »Wo liegt dann das Problem?«
»Ich sehe nicht ein, ständig nachzugeben. Das ist jedes Mal so. Seit Ewigkeiten! Er führt sich wie ein Kleinkind auf, stellt irgendwelchen Mist an und ich gebe nach! Nur, damit er kurz darauf den nächsten Schwachsinn anstellen kann!«
Leise lachte Ric auf. »Nichts für ungut, sonderlich erwachsen hast du dich vorhin auch nicht aufgeführt!«
»Danke!«
Ric grinste. »Keine Ursache. Dafür bin ich doch da ...«
Dem gab es nichts hinzuzufügen.
Tina sah Ric nach, dass der nicht verstand, worum es hier in der Quintessenz ging. Wie sollte er auch, er konnte nicht einmal annähernd einschätzen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Erleuchten würde
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