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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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ihn so bezeichnen wollte. Abgesehen von den vergangenen Wochen aufgrund ihres neuesten, an Wahnsinn erinnernden Deals, hatte Daniel den nämlich gar nicht mehr aufgesucht. Nur leider ließ der Empfang das Gegenteil vermuten.
    Kaum hatte er den dunklen, weitläufigen Raum betreten, wurde er von mehreren – zumeist weiblichen - Personen enthusiastisch begrüßt. Daniel brachte es sogar auf ein Grinsen, während er sich die nicht uninteressante Frage stellte, was genau ihn jemals an diesem aufgesetzten Flair fasziniert hatte.
    Momentan fühlte er sich ausschließlich entnervt.
    Okay, damals war er jünger und nicht in die Heimsuchung verliebt gewesen. Die übrigens neben einem gehörigen geistigen Schaden auch noch eindeutig selbstzerstörerische Tendenzen aufwies. Jedenfalls, wenn sie an diesem Abend das tat, was er ahnte und gleichzeitig fürchtete.
    Tina wurde nicht wie eine alte Bekannte begrüßt, trotzdem blieb deren Erscheinen für keine Sekunde unbemerkt. Etliche Männer hoben bereits bei ihrem Eintreten die Köpfe und machten sich schon einmal vorsorglich in ihre Richtung auf den Weg.
    Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten nahm Daniel in der hintersten Ecke der Bar Platz, bereit, sofort einzugreifen, sollten die Dinge brenzlig werden.
    * * *
    W enige Minuten darauf war schon mal eines sicher:
    Tina gab den Stargast des Abends.
    Wieder saß sie am vordersten Ende des lang gezogenen Tresens im grellen Scheinwerferlicht der Tanzfläche, hatte Daniel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesehen, vermied jedoch konsequent, zu ihm zu schauen und hielt ganz nebenbei erst einmal ausgiebig Hof.
    Ein flüchtiger Rundblick genügte, dann konstatierte Daniel ernüchtert und nicht im Mindesten überrascht, dass es keine der anwesenden Frauen mit ihr aufnehmen konnte. Dabei sah er etliche, ausnehmend hübsche Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts. Manche in der Basis heißer als Tina – okay, das war ein mieser Scherz und er nahm ihn sofort zurück.
    Nein, attraktiver, schöner war keine. Die anderen wirkten nur ... auffälliger? Greller, provozierender und herausfordernder. Möglicherweise lag es auch daran, dass sie keine Zweifel aufkommen ließen, weshalb sie heute Abend hierhergekommen waren. Es war ein billiges Spiel – erst jetzt, wo er längst nicht mehr mitspielte, erkannte er das. Diese provozierte Zurschaustellung, das Anbieten, widerte ihn plötzlich an und erinnerte ihn zwanghaft an einen Sklavenmarkt oder eine dieser lächerlichen Partnerbörsen.
    Viele der Frauen waren so verbissen darauf bedacht, irgendwen zu finden, der sich erbarmte, sie nach Hause zu begleiten, dass man trotz des mit viel Mühe hergerichteten Outfits nicht lange suchen musste, bevor man diesen gewissen Hauch der Verzweiflung an ihnen ausmachte. Bei den Männern verhielt es sich übrigens nicht anders.
    Während Daniel darüber nachgrübelte, was nun genau den bedeutenden Unterschied ausmachte, ließ Tina wie üblich reihenweise die hoffnungsvollen Interessenten abblitzen. Allerdings existierte heute überhaupt kein Auswahlverfahren, wie er bald mit grenzenloser Erleichterung registrierte. Egal wer sich anbot, den Liebhaber für die kommende Nacht zu geben, Tina ignorierte alle. Das entmutigte die Aspiranten keineswegs, innerhalb kürzester Zeit entbrannte so etwas wie ein Wettkampf um sie. Egal, ob Tina der Preis sein wollte oder nicht.
    Es war ihre besondere Klasse.
    Nach einigen Minuten war Daniel sicher. Tinas Haltung wirkte einen Tick gerader, sie trug ihr Kinn ein wenig höher und der Blick war so ablehnend und distanziert, wie man ihn selten zu sehen bekam. Besonders in einem solchen Club und bei einer Frau in dieser Aufmachung.
    Die Männer sahen zunächst nur das zuletzt genannte Detail und schlossen daraus übereilt, dass sie auf ein flüchtiges Abenteuer aus war. Sobald sie jedoch mit dem Ausdruck ihrer Augen konfrontiert wurden, mussten sie sich fühlen, als wäre ihnen ein Eimer mit eisigem Wasser über den Kopf geschüttet worden oder einen mit Altrosa-Wandfarbe …
    Je länger Daniel sie beobachtete, desto stirnrunzelnder fragte er sich, was sie denn nur erreichen wollte. Seine Wut war längst absoluter Ratlosigkeit und auch Neugierde gewichen.
    Er war ihr in der Überzeugung gefolgt, sie würde es vor seinen Augen mit ungefähr fünf Männern gleichzeitig treiben, vorzugsweise auf dem Tresen, damit auch jeder dabei zusehen konnte.
    Ganz besonders natürlich er.
    Nur aus Rache.
    Inzwischen glaubte er nicht

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