03 - Keiner wie Wir
mehr daran. Der Trotz hatte ihren Blick nämlich längst verlassen …
* * *
H allo ...«
Irgendein Daniel unbekanntes, vielleicht zwanzigjähriges, Mädchen war auf dem Barhocker neben ihm aufgetaucht. Es handelte sich um absoluten Durchschnitt im wahrsten Sinne des Wortes. Vor Jahren, als er sich noch auf der ewigen Suche befand, hätte es etlicher Whiskys bedurft, um es überhaupt zu bemerken . Im Grunde kam es einer Beleidigung gleich, dass die Kleine sich Chancen bei ihm ausrechnete.
Mit Sicherheit hätte er ohne den erforderlichen Alkoholpegel nur ein abfälliges Lächeln für sie übrig gehabt, doch mit den Jahren war Daniel ein wenig menschlicher geworden.
»Hey.« Es kam kurz, hörbar ablehnend und er hatte nur einem flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel für sie übrig.
»Schön, dass du wieder da bist«, säuselte es direkt neben ihm.
»Kennen wir uns?«, erkundigte Daniel sich höflich.
»Noch nicht. Ich hatte gehofft, wir würden das heute ändern.« Sie neigte den Kopf zur Seite, was wohl kokett wirken sollte, ihr jedoch nur ein ziemlich bescheuertes Aussehen verlieh. Offensichtlich übte sie noch und Daniel brachte es nicht übers Herz, sie nach allen Regeln der Kunst abzuservieren. Er seufzte. »Hör zu, äh ...«
»Sandy.«
»Hör zu, Sandy ... Du bist sehr süß und deshalb tut es mir echt leid ...« Tat es zwar nicht, aber man musste schließlich die Formen wahren. »Ich bin nicht interessiert, okay?«
Ihr Mund verzog sich zu einem missglückten Schmollmund und Daniel unterdrückte nur mit Mühe eine geharnischte Bemerkung. Er hatte für Derartiges keine Nerven!
»Warum denn nicht?«
»Darum!«
Abermals musterte er sie nur sehr flüchtig, was mit Sicherheit nicht als Ermutigung zu werten war. Das schien Miss Schmollmund auch soeben aufzugehen. Sie folgte seinem Blick, der nur eine Richtung kannte, und schnaubte im nächsten Moment abfällig. » Ihretwegen ?«
Daniel fehlten ehrlich die Nerven, um das länger zu ertragen, außerdem war er zu alt für dieses elende Spiel. In Ordnung, vielleicht nicht gleich das, eher zu ... gebunden.
»Sieht nicht so aus, als könntest du bei ihr landen«, plapperte das dumme Mädchen, mit dem wirklich nicht sehr geglückten Schmollmund weiter. »Die ist viel zu arrogant, hält sich wohl für was Besseres. Möchte wissen, weshalb sie hier überhaupt auftaucht, wenn sie doch sowieso keinen will!«
»Nicht ganz korrekt. Der Richtige hat nur noch nicht gefragt«, erwiderte Daniel, ohne Tina aus den Augen zu lassen.
Das Mädchen mit dem Schmollmund lachte, was den wohl vorübergehend außer Kraft setzte. Um sicherzugehen, dass es sich so verhielt, hätte er die Kleine ansehen müssen, verzichtete darauf allerdings dankend »Wie kommst du denn darauf?«
Diesmal bekam sie von Daniel auch ein flüchtiges, jedoch unschlagbares Grinsen, bevor der seinen Blick erneut der eindeutig interessanteren Alternative zuwandte. »Ganz einfach ... Sie trinkt Gin.«
Und ehe sich das unscheinbare Mädchen mit dem Schmollmund – der war pünktlich, mit Abflauen des Lachens wieder aufgetaucht – eine Erwiderung einfallen lassen konnte, saß es bereits allein an der Bar.
* * *
T inas Wut war keineswegs verschwunden.
Noch immer hätte sie Daniel zu gern einen massiven Gegenstand in den Magen gerammt, mit Vorliebe auch ein wenig weiter darunter. Am besten etwas Schweres, das gut in der Hand lag.
Doch in den vergangenen Tagen hatte sie erstaunlich viel Zeit, die gesamte Angelegenheit ausgiebig zu überdenken. Ihre jüngsten Rachepläne setzte sie nie in die Tat um, in Wahrheit hatte sie seit Tagen nicht mehr an so etwas gedacht.
Neue Schlampen waren nicht aufgetaucht, Daniel erschien abends pünktlich und verließ später nicht noch einmal das Appartement. Auch seine Versuche, einzulenken, Rics strenger Vortrag und ein kritischer Blick auf den Kalender, waren nicht ohne Wirkung an ihr vorbeigegangen. In der Summe recht viel, was Tina ausgiebig zum Grübeln einlud. Mit den üblichen Folgen ...
Schön, dann hatte er sie eben beleidigt. Wenn auch einsamer Spitzenreiter, konnte sie wohl kaum behaupten, dies von D-Punkt, G-Punkt nicht hinreichend gewöhnt zu sein. Und genau betrachtet war ja sogar eine Entschuldigung gekommen oder wenigstens so etwas in der Art. Mit Sicherheit war es ihm nicht leicht gefallen, sie kannte ihn zu gut, um das nicht zu wissen. Außerdem setzte ihr ein Satz von Ric ganz besonders zu und ließ sie nicht mehr los:
»Tina, wenn keiner von euch
Weitere Kostenlose Bücher