03 - Keiner wie Wir
verloren.«
Als sie eine nicht ganz so spöttische Braue erhob, schüttelte er lächelnd den Kopf. »Auch das sagte ich dir bereits, du erinnerst dich? Wärest du eine Fremde gewesen, ich schwöre, ich hätte dich angesprochen. Keine billige Tour, um dich für eine Nacht in mein Bett mitzunehmen. Nicht in deinem Fall. Niemals!« Unvermittelt richtete er sich auf, rückte sogar etwas von ihr ab, wirkte plötzlich geschäftsmäßig. »Abschließend bleibt nur noch eine Frage zu klären und gleichzeitig die brisanteste überhaupt.«
»Und welche wäre das?«
»Wäre ich erfolgreich gewesen?«
Behutsam schob Tina seine Hände von sich, lehnte sich zurück und betrachtete ihn abschätzend. Der Blick setzte oben an und wanderte nach unten, bis er seine Schuhe erreichte, dann setzte sie das Spiel in entgegengesetzter Richtung fort. Den Kopf hatte sie kritisch zur Seite geneigt, die Augen in tiefer Konzentration verengt, die Stirn gerunzelt.
Ewigkeiten zog sich die Musterung in die Länge und Daniel wurde mit der Zeit ein wenig nervös. Bevor er endgültig die Geduld verlieren konnte, erlöste ihn ihr Lächeln. »Natürlich wärst du das. Was dachtest du denn?«
Noch während er die Augen verdrehte, griff er wie beiläufig wieder nach ihrer Hand. »Du bist ein Biest, ich schätze, das ist dir bekannt.«
»Hmmm ...«
»Ich liebe dich trotzdem.«
»Hmmm, hmmm ...«
Fassungslos hielt er inne. »Du glaubst mir noch immer nicht?«
Erneut neigte sie den Kopf zur Seite, doch diesmal schüttelte Daniel energisch den Kopf. »Nein! Antwort! Sofort!«
Tina seufzte tief, verließ den Barhocker, sodass sie direkt vor ihm stand, und legte ihre Hand auf seine Wange.
»Sofort ist ein aggressives Wort, findest du nicht auch? Es ... war interessant , dir in diesem Häuschen zuzuhören, auch im Wagen, als wir uns beinahe zu Tode froren. Ich ...« Sie zögerte und Daniel wollte sie an sich ziehen, nicht zuletzt, weil es ihr gar nicht ähnlich sah, wie ein Bittsteller vor ihm zu stehen. Doch sie wich seinem einladenden Arm geschickt aus.
»Nein, lass mich das zu Ende bringen!«
Erst als er nickte, fuhr sie fort. »Es war ... seltsam, dich diese Dinge sagen zu hören. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Jedenfalls nicht bis ins letzte Detail. Niemand macht sich vorsätzlich das Leben zur Hölle ... Alles, was du sagtest, jedes einzelne Wort, hätte auch von mir stammen können. Und ich schwöre, ich habe es wirklich ohne dich versucht! Glaubst du mir das?« Erst jetzt blickte sie auf und Daniel nickte wortlos.
»Und es lief ja auch ganz gut – besser als das! Bis du wieder auftauchen musstest!«
»Dito!«
»Ja, aber ...«, brauste sie auf, besann sich jedoch im nächsten Moment und seufzte. »Du hast recht, es bringt nichts, ewig im Gestern zu hängen.« Unvermutet lehnte sie ihre Stirn an seine. »Du weißt, dass ich dich ... du wusstest es bereits damals. Ich konnte nie etwas daran ändern, obwohl ich das durchaus wollte. Du hast es ja sogar von mir verl...«
Eilig verschloss sein Finger ihre Lippen. »Lass es!«, warnte er sie leise. »Was wolltest du davor sagen?«
»Das weißt du, also ...«
»Sag es!«
»Daniel!«
»Raus damit!«
»Nein!«
Er stöhnte. »Und schon sind wir wieder an der gleichen Stelle.«
Bevor sie antworten konnte, hatte er sie an der Hand auf die Tanzfläche gezogen.
* * *
n diesem Abend machten Tina und Daniel einige äußerst lehrreiche und nachhaltige Erfahrungen.
Beispielsweise erkannten sie, dass es total dämlich war, die Zeit mit sinnlosen Streichen zu verschwenden, wo es doch bedeutend schönere Dinge miteinander zu tun gab.
Auch gelangten sie nach reiflicher Überlegung unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass im Grunde völlig irrelevant war, wer am Ende die Fackel des Rechts triumphierend in der Hand hielt. Außerdem sahen sie endlich ein, dass nun einmal Dinge existierten, die immer so waren und es auch bleiben würden. Egal, wie viel Zeit ins Land ging und welche Veränderungen das Leben an den Personen vornahm.
Dazu gehörte, dass Tina wusste, was Daniel wollte, ohne dass der es in Worte fassen musste.
Von der überfüllten Tanzfläche bemerkten sie nichts, für sie befand sich neben ihnen kein Mensch auf dem Parkett. Ohne Verzögerung landete sie in seinen einladenden Armen.
Nebensächlich, dass gerade ein recht rockiger Song gespielt wurde. Die beiden hörten ihn ohnehin nicht. Übrigens entging ihnen auch, dass der erfahrene DJ die Zeichen der Zeit erkannte und
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