03 - Keiner wie Wir
auf etwas bedeutend Ruhigeres auswich, sobald er das Paar sah.
Wie von ihm wurden Tina und Daniel auch von den übrigen Anwesenden nicht aus den Augen gelassen. Miteinander wirkten sie beinahe verboten perfekt, wenngleich sie allein nur halb so viel wert zu sein schienen.
Niemand gab sich bitteren Gedanken hin. Weder die zahlreichen, bis vor wenigen Minuten durchaus hoffnungsvollen männlichen Clubgäste, deren Niederlage soeben besiegelt worden war, noch die Frauen, die sich je nach Aussehen und Mentalität keine, wenige oder große Chancen bei Daniel ausgerechnet hatten.
Nur das Mädchen mit dem Schmollmund wollte nicht einsehen, dass es soeben aus einem lebhaften Tagtraum erwacht war. Sandy verspürte eine derartige Wut, dass sie den wirklich netten, wenn auch nicht sonderlich hübschen jungen Kerl, der sie lächelnd auf einen Drink einladen wollte, empört abblitzen ließ.
Schade eigentlich, denn Sam, so hieß er, hätte sich tatsächlich noch am selben Abend unsterblich in sie verliebt, sie wenig später vergöttert und ihr die Welt zu Füßen gelegt. Sandy übrigens hätten fünf Sätze von ihm genügt, um sie davon zu überzeugen, dass es sich bei dem vermeintlichen Loser um den Mann ihres Lebens handelte.
Zwei Kinder wären aus dieser Verbindung entstanden: Nancy und Brian. Sam würde in wenigen Jahren in der Internetbranche eine große Nummer sein und Sandy wäre damit aller Sorgen ledig. Zumindest hätte ihre gemeinsame Zukunft so ausgesehen, wäre sie an dieser Kreuzung nach rechts und nicht in die linke Richtung gegangen.
Ehrlich schade. Mit ihren dreiundzwanzig Jahren fehlte es noch an der einen oder anderen Erfahrung. Nur wenige Monate und Niederlagen später würde Sandy bedeutend früher erkennen, wann sie auf verlorenem Posten kämpfte.
Denn das Paar auf der Tanzfläche wirkte wie gemalt: Sie - eher klein, trotz der ausnehmend hohen Absätze, aber mit kerzengerader, selbstbewusster Haltung und Miene, die aus ihrem hübschen Gesicht ein schönes, seltenes und unverwechselbares machte.
Er - groß, schlank und unverschämt gut aussehend, schien ausschließlich Augen für sie zu haben. Als befänden sie sich innerhalb ihrer eigenen, kleinen, friedlichen Welt, in der sie durch nichts und niemanden gestört werden konnten.
Vor einigen Jahren hatten viele Menschen überragende Unterschiede bei den beiden bemerkt, meinten damals, sie wäre nicht attraktiv genug, um einen Mann wie ihn auf Dauer halten zu können. Einige gingen so weit, dass sie sich anhaltend fragten, wie es ihr überhaupt gelungen war, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Man zog sogar den Einsatz gewisser Hilfsmittel in Betracht, Liebestränke, die angeblich existieren sollten, wurden in dunklen Nischen tuschelnd ins Kalkül gezogen …
In Ordnung, dies geschah nur, wenn der Abend bereits fortgeschritten und der Alkoholspiegel sich dem Ultimo näherte. Dennoch, damals wollte man nicht einsehen, warum Daniel Grant ausgerechnet über dieses Mädchen mit der dicken Brille und dem eher gewöhnlichen Aussehen gestolpert sein sollte.
Wären an diesem Abend die gleichen Personen zugegen gewesen, hätte dies niemand mehr hinterfragt. Zu offensichtlich gehörten diese beiden Menschen zusammen. Jeder Kampf, jeder Versuch, das zu ändern, war demnach zum Scheitern verurteilt.
Pech ...
… resümierten die übrigen einhundertfünfzig Männer und Frauen resigniert und wandten ihre Aufmerksamkeit anderen Personen zu, bei denen ihre Chancen vermeintlich höher ausfielen.
Auch davon ahnten Daniel und Tina nichts.
Und selbst wenn, hätte es sie wohl nicht sonderlich interessiert. Andere, bedeutend wichtigere Dinge beherrschten derzeit ihre Sinne.
* * *
S eine lächelnden Lippen wanderten an ihr Ohr und er forderte dunkel: »Sag es ...«
Energisch schüttelte sie den Kopf. Es gab Dinge, die blieben lieber unausgesprochen. Auch jetzt noch.
Wie üblich hatte Daniel selbstverständlich nicht die Absicht, es einfach dabei zu belassen, oder so. Warum auch? »Okay, ich mache es dir vor, ja?«
Ihr leises aber hörbar entnervtes Stöhnen brachte ihn natürlich auch nicht aus dem Konzept.
»Ich würde alles für dich tun«, begann er mit dieser berüchtigten Sexy-Hauch-Stimme. »Sag mir, was du willst und ich pariere. Ich liebe dich, womit du übrigens ein Unikat bist. Ich konnte dich nie vergessen, und ich habe mich auch bemüht, das kann ich dir flüstern. Wusstest du, dass Tom mich in all den Jahren ewig mit meinen Freundinnen aufgezogen
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